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Ein kleines Ferienhaus in der Hufeisensiedlung erhält den europäischen Denkmalpreis Europa Nostra Award.
© Ben Buschfeld

Ferien in der Hufeisensiedlung: Europäischer Preis für originalgetreu saniertes Britzer Haus

Ein Britzer Paar ließ ein Häuschen in der Hufeisensiedlung mustergültig renovieren und wird dafür mit einem europäischen Denkmalpreis ausgezeichnet. Das Wohngefühl der Zwanziger kann hier sogar jeder ausprobieren.

Sonst sind es Kathedralen, Schlösser oder ganze Altstädte, die mit dem bedeutenden europäischen Denkmalpreis Europa Nostra Award ausgezeichnet werden – diesmal ist es ein kleines Ferienhaus in Neukölln. Es steht in der Hufeisensiedlung in Britz, seine Besitzer nennen es „Tautes Heim“, und jeder kann es mieten, der einmal das Wohngefühl der Zwanziger erleben möchte. An diesem Sonntag wird der Preis auf dem Gutshof Britz übergeben.

Es fing vielleicht damit an, dass Katrin Lesser und Ben Buschfeld andere Dinge sehen als die meisten Menschen. Als sie das leer stehende Häuschen im Jahr 2010 zum ersten Mal betraten, nahmen sie zwar auch den Schimmel an den Wänden wahr, die braunen 70er-Jahre-Fliesen im Bad und die großblumige Tapete im Wohnzimmer, aber was sie sahen, begeisterte sie: „Die Originalsubstanz war komplett erhalten!“, schwärmt Katrin Lesser. „Die alten Fenstergriffe, die Kachelöfen, die Originaltüren und -fenster – so etwas findet man extrem selten.“ Lesser und Buschfeld brauchten nicht lange nachzudenken. Über Nacht beschlossen sie, das 65 Quadratmeter kleine Haus zu kaufen.

Taut-Haus erhielt originalgetreue Einrichtung zurück

Was dann kam, waren zwei Jahre, in denen sie viel Zeit in Bibliotheken, auf Flohmärkten und bei Händlern alter Baustoffe verbrachten. Ihr Ziel war, das Haus originalgetreu wieder herzurichten. Sie gaben den Wänden und dem Boden die Farben zurück, sanierten die historischen Kachelöfen, Einbauschränke, Bodenbeläge und Fenster. Sie entfernten neuere Einbauten und entwarfen nach historischen Vorlagen selbst Möbel, die sie von einer Tischlerin

Die alten Kachelöfen wurden saniert, die Einrichtung originalgetreu zusammengesucht.
Die alten Kachelöfen wurden saniert, die Einrichtung originalgetreu zusammengesucht.
© Ben Buschfeld

bauen ließen. Was hier schnell erzählt ist, konnte aber im Einzelfall richtig viel Zeit kosten. „Zum Beispiel die Wohnzimmerlampe!“ stöhnt Katrin Lesser. „Wir fanden das alte Modell Sistrah in Leipzig auf einem Flohmarkt und waren total glücklich. Aber dann! Erst gab es keine 13 Millimeter starke Stange, nur 11, 12 oder 14 Millimeter. Dann hatten wir endlich eine gefunden, aber die war verchromt, das sah nicht aus – sie musste vernickelt sein. Als wir dann eine gefunden hatten, hatte sie ein englisches Gewinde. Was hatten wir für Aufwand mit dieser Lampe!“

Bis ins kleinste Detail stimmt in diesem Ferienhaus die Einrichtung aus den Zwanziger Jahren.
Bis ins kleinste Detail stimmt in diesem Ferienhaus die Einrichtung aus den Zwanziger Jahren.
© Ben Buschfeld

Haus in Hufeisensiedlung erhält Preis für Denkmalschutz

Über Kaufpreis und Renovierungskosten schweigen die beiden; sie zahlten alles aus eigener Tasche, da sie die beantragten Fördermittel nicht bekamen. Lieber schwärmen sie von den tollen Handwerkern, die das Projekt zu ihrem eigenen machten; vieles konnten sie auch selbst machen. Zudem wohnen die 50-jährige Landschaftsarchitektin und der 43-jährige Grafikdesigner nur wenige Meter entfernt. Sie engagieren sich auch sonst für den Denkmalschutz, zum Beispiel im Förderverein der Hufeisensiedlung.

Über den Preis als Lohn für die Mühen freuen sich die beiden riesig. „Wir haben uns eigentlich keine Chancen ausgerechnet“, sagt Ben Buschfeld. Zumal in den Vorjahren auch schon Preise nach Berlin gingen, nämlich für die Liebermann-Villa und das „Neue Museum“. Es sei ein gutes Gefühl, von der Fachwelt anerkannt zu werden.

Infos zum "Tauten Heim" finden Sie hier.

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