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Eine „weitgehend baumlose Steppe, deren Freizeitwert sich nur einem kleinen Teil der Berliner und Stadtbesucher erschließt“.
© imago images/ Hoch Zwei Stock/Angerer

„Wiesenwüste mit breiter Betonpiste“: Es wird Zeit, am Tempelhofer Feld nachzubessern

Das Tempelhofer Feld ist in einem jämmerlichen Zustand. Dabei ließe sich eine traumhafte Parklandschaft entwickeln – und Wohnungen am Rand. Ein Kommentar.

Es muss ja nicht alles so hübsch gepflegt und ordentlich gestylt sein wie der Britzer Garten oder die Gärten der Welt. Es gibt andere Berliner Grünflächen, die lässiger daherkommen und trotzdem für junge und alte Menschen, Sport-Freaks, lärmende Kinder und Faulenzer gleichermaßen Spaß und Erholung bieten. Bestes Beispiel dafür ist der Park am Gleisdreieck. Aber das Tempelhofer Feld?

Das 300 Hektar große Areal in toller, zentraler Lage ist eine weitgehend baumlose Steppe, deren Freizeitwert sich nur einem kleinen Teil der Berliner und Stadtbesucher erschließt. Eine Wiesenwüste mit breiter Betonpiste, an die sich eine robuste Stammklientel im Laufe der Jahre gewöhnt und in der man sich provisorisch eingerichtet hat. Wer Sitzgelegenheiten und Schutz vor der Sonne sucht, in netter Umgebung auch mal was essen und trinken will, samt sauberer Toilette, ist auf dem Tempelhofer Feld falsch.

Das Dokumentarfilm-Projekt Field Trip, sammelt Geschichten über Menschen, die mit dem Tempelhofer Feld auf besondere Weise verbunden sind. Alle Dokus über diese Menschen finden Sie auf unserer interaktiven Webseite fieldtrip.tagesspiegel.de

Man wird auch den Verdacht nicht los, dass die regelmäßigen Nutzer ganz froh sind, weitgehend unter sich zu bleiben: Wer zu spießig ist, um das Konzept der staatsfreien Großstadt-Wildnis zu verstehen, der soll doch lieber in den Botanischen Garten gehen! Im „Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes“, das vom Volk direkt beschlossen wurde, wird zwar versprochen, die „Eigenart und Schönheit der Landschaft“ zu schützen und „allen Personen und sozialen Gruppen“ kostenlos Zugang zu gewähren. Aber der jämmerliche Zustand, in dem sich das Gelände inzwischen befindet und der sich dank chronisch heißer Sommer nicht verbessern wird, schließt große Nutzergruppen aus.

Es wird Zeit, nachzubessern! Auch mit sparsamem Aufwand lässt sich dort eine traumhafte Parklandschaft entwickeln, und in Zeiten der Wohnungsnot auch eine behutsame Randbebauung planen. Das Abgeordnetenhaus sollte sich trauen, das Tempelhof-Gesetz noch in dieser Wahlperiode zu reformieren – und nicht auf ein neues Volksbegehren zu warten.

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