Ärger über die Bäderbetriebe: Es ist Sommer - doch Bäder sind dicht
Es war Sommer – und sieben Bäder dicht. Schwimmer sind verärgert, Politiker auch, sofern deren Partei nicht den Sportsenator stellt. Die Bäderbetriebe? Sind zufrieden mit sich.
„Viele Freibäder sind dicht, die Berliner sauer. Erst am kommenden Sonnabend öffnen weitere“ – genau das stand vor genau einem Jahr am 31. Mai im Tagesspiegel und genau das wiederholt sich dieses Jahr. Seit einem Monat herrscht Hochsommer in Berlin, aber sieben Freibäder sind geschlossen und in Kreuzbergs Prinzenbad und im Olympiabad sind Duschen dicht wegen Legionellen-Befalls.
„Es ist wie immer, weil es an Personal fehlt“, sagt Bianca Tchinda. Sie ist die Stimme der Schwimmer, hat vor zwei Jahren einen Blog begonnen, weil die passionierte Wasserfreundin ständig vor verschlossenen Türen stand. Von der Resonanz überwältigt gründete sie den „Verband der Berliner Bäderbesucher“. Tchinda meint zwar, die neue Geschäftsführung habe in zwei Jahren mehr auf den Weg gebracht als die frühere in zehn. Ungenügend sei es trotzdem: Die Betriebe richteten sich nicht nach der Nachfrage und schon gar nicht nach dem Wetter, obwohl der Senat die Zuwendungen erhöht und befristete Zuschüsse verstetigt habe. Dieses Geld versickere offensichtlich irgendwo. Kurzum, die Bäderbetriebe arbeiteten wie eine träge Verwaltung, unflexibel und ohne „kreative Lösungen“. Warum könnten verlängerte Öffnungszeiten an warmen Sommerabenden nicht mithilfe externer Kräfte ermöglicht werden? „An der Kasse und zur Reinigung müssen doch nicht ausschließlich Festangestellte wirken“.
Zu wenig Personal und veraltete Bäder – damit begründen die Bäderbetriebe seit Jahren und ungeachtet der mehrfach erhöhten Geldspritzen aus dem Haushalt die ewige Wiederholung des gleichen verpatzten Saisonstarts. Dabei „kommt der jährliche Saisonstart Anfang Mai nicht wirklich überraschend“, sagt CDU-Sportpolitiker Stephan Standfuß – „da läuft was nicht richtig“. Die Wasserqualität müsse man doch nicht erst kurz vor Eröffnung prüfen. Und die letzte Frostperiode liege nun auch schon Monate zurück. Ein ordentlicher Wirtschaftsbetrieb wäre auf diese üblichen, jährlich wiederkehrenden Havarien vorbereitet, hier seien ja keine neuen Bäder erstmals ans Netz gegangen. Standfuß fordert auch einen „flexibleren Umgang mit Öffnungszeiten“ und findet es an der Zeit für ein Machtwort des Senats dazu, was von den Betrieben erwartet werde, ohne Wenn und Aber.
Zu dieser Zudringlichkeit lässt sich der sozialdemokratische Bäderexperte Dennis Buchner gegenüber „seinem“ Senator Andreas Geisel (SPD) nicht hinreißen: „Im Moment gibt es ausreichend Bäder, wenn man etwas fährt.“ Immerhin gibt er zu, dass Baden im Kiez „unser Anspruch“ sein müsse. Er fügt hinzu, dass es „eine Debatte“ brauche um den Neubau. Einstweilen ist aber alles gut: „Weil in den nächsten Jahren nach und nach Bäder zur Sanierung geschlossen werden, kann deren Personal in anderen Bädern eingesetzt werden.“ Und Buchner sagt auch: „Zwischen 1995 und 2010 ist nicht ausreichend in die Bäder investiert worden, diese Versäumnisse müssen heute aufgearbeitet werden“ - Versäumnisse zumeist SPD-geführter Koalitionen.
„Wir müssen aufhören, die Situation zu beschönigen“, sagt Philipp Bertram von der Linken. Alle seien sich einig, die Bäderbetriebe müssten flexibler werden: Berufstätige müssten im Sommer auch mal nach Dienstschluss um 19 Uhr ins Wasser springen können. Die Bäder müssten früher in der Saison öffnen. Am Geld allein liege es nicht: „Wir haben den Zuschuss noch mal erhöht“. Die Personalsteuerung sei ein Teil der „vielschichtigen Herausforderung“. Den Bäderbetrieben zufolge sind „17 von 26 Freibädern geöffnet“, die „Arbeiten in den anderen Bädern stehen vor dem Abschluss“. Am 2. Juni sollen alle Freibäder wieder am Netz sein.
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