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Ein Porträt von Kaiser Wilhelm II. in der Uniform der Garde du Corps von Ludwig Noster wird am 22.07.2014 im Neuen Palais in Potsdam gezeigt. Mit der Ausstellung "Wegmarke der Geschichte" erinnert die Stiftung Preussische Schlösser und Gärten am authentischen Ort an die Unterzeichnung der Verordnung, die Deutschland in den Kriegszustand versetzte. Foto: Bernd Settnik dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
© Bernd Settnik / dpa

Wilhelm II. zu den Forderungen seines Ururenkels: „Es ist eine Schande, was zu Hause vor sich geht!“

Die Hohenzollern wollen tausende Kunstwerke und das Wohnrecht im Schloss Cecilienhof zurück. Im Checkpoint-Interview äußert sich nun der Ex-Kaiser.

Herr Kaiser, Ihr Ururenkel Georg Friedrich erhebt den Anspruch auf tausende Kunstwerke aus Museen in Berlin und Brandenburg. Was sagen Sie als Familienoberhaupt und Reichsbürger dazu?

Ich bin vollkommen entsetzt über die jüngsten Ereignisse. Es ist ja eine Schande was da jetzt zu Hause vor sich geht!

Sie halten nichts von Kunst?

Eine Kunst, die sich über die von mir bezeichneten Gesetze und Schranken hinwegsetzt, ist keine Kunst mehr, sie ist Fabrikarbeit, ist Gewerbe, und das darf die Kunst nie werden.

Sie selbst haben im Berliner Schloss gelebt, Ihre Wohnung im 1. Stock erstreckte sich von Raum 666 und Sternsaal über Portal I bis kurz vor der Ecke zur Schlossfreiheit. Ihr Ururenkel fordert jetzt ein dauerhaftes, unentgeltliches Wohnrecht im Schloss Cecilienhof. Geht’s der Familie so schlecht, dass sie sich die Miete nicht mehr leisten kann?

Ethik ist prima, aber wie schaut’s aus mit den Dividenden? Wir wollen niemanden in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unsern Platz an der Sonne

Sie zitieren Bernhard von Bülow?

Wenn ich die Feldwebelfresse nicht mehr sehen müsste…

Angesichts der Debatte über die Verrohung der Sprache möchte ich Sie bitten, sich doch ein wenig zu mäßigen.

Ich gehöre zu den Naturen, die Lob brauchen, um angefeuert zu werden und Gutes zu leisten. Tadel lähmt mich. 

Ok, dann lassen Sie uns über das zweite große Thema unserer Tage sprechen. Was halten Sie von der Mobilitätswende?

Mit Schlagwörtern allein ist es nicht getan. Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.

Das sagen Sie ja nun auch schon seit 100 Jahren…

Die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen, kommt bei Kaisern öfter vor, bei Staatsmännern selten, bei Diplomaten nie.

Na schön, dann schauen Sie doch bitte zum Schluss schnell noch mal nach, was auf uns zukommt.

Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser.

Aha, die Klimakrise, der steigende Meeresspiegel… Und Ihre Zukunft?

Meine Untertanen sollten einfach tun, was ich ihnen sage, aber meine Untertanen wollen alle selber denken, und daraus entstehen dann alle Schwierigkeiten. Mein Kurs ist der richtige und er wird weiter gesteuert. Ich denke gar nicht daran abzudanken!

Alle Antworten sind Original-Zitate von Kaiser Wilhelm II. Diesen Text haben wir unserem Morgennewsletter Checkpoint entnommen. Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team informieren Sie im Checkpoint morgens ab sechs Uhr zum Frühstück über die wichtigsten Nachrichten und die größten Aufreger der Stadt. Die Anmeldung für den kostenlosen Probemonat finden Sie unter: https://checkpoint.tagesspiegel.de/

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