Prävention in Berlin: Es fehlt Geld für Kurse gegen Radikalisierung
Ein erfolgreiches Berliner Präventionsprojekt beklagt, dass der Senat bisher keine weiteren finanziellen Mittel zusagt. Dabei steigt die Nachfrage.
In drei Tagen drei Weltreligionen kennenlernen. Und deren Gotteshäuser besuchen: jeweils eine Kirche, Moschee und Synagoge. Das gehört zum interreligiösen Workshop, den Schüler seit einigen Jahren beim Berliner Präventionsprojekt „Maxime“ besuchen. Und wie verhalten sich Lehrer am besten, wenn Jugendliche extremistisch provozieren oder sie feststellen, dass sich einer ihrer Schüler islamistisch radikalisiert? Auch dafür veranstalten die Mitarbeiter von Maxime Workshops, in diesem Falle für Pädagogen. Aber beide Angebote wird es ab 2017 erst mal nicht mehr geben. Denn Maxime, ein Projekt des bundesweit tätigen Netzwerkes für Gewaltprävention „Violence Prevention Network“, hat von Januar an nur noch halb so viel Geld wie bisher zur Verfügung. Das Land Berlin will nicht mehr zahlen.
Konkret geht es um eine jährliche Gesamtsumme von rund 500.000 Euro. Dafür organisierte das vom Bundesfamilienministerium als besonders qualifiziert angepriesene Projekt seit 2010 an Berliner Schulen zahlreiche Kurse und Workshops „zur Grundimmunisierung von Jugendlichen gegen die Rekrutierungsversuche extremistischer Salafisten“, so Maxime-Sprecherin Cornelia Lotthammer.
Vor allem neunte und zehnte Klassen in Bezirken wie Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg nahmen daran teil. Deren Klassen, oft mit einem hohen Anteil von Schülern mit palästinensisch-libanesischen Wurzeln, lernten beispielsweise bei Nahost-Workshops die historischen Hintergründe sowie die Sichtweisen der verschiedenen Akteure kennen.
„Durch unsere Arbeit haben sich mehr als dreißig Berliner Schulen vernetzt, um ihre Erfahrungen auszutauschen“, sagt Lotterhammer. Die Wartelisten für die begehrten Kurse seien lang. Wegen der drohenden Geldnot müssten aber nun von bisher rund 200 jährlichen Veranstaltungen 110 gestrichen werden.
Die Nachfrage steigt, das Projekt ist trotzdem gefährdet
Wie konnte es so weit kommen? Von 2010 bis 2013 unterstützte das Bundesfamilienministerium die Arbeit von Maxime finanziell. Danach sprang bis Ende 2016 die Berliner Lottostiftung mit einer großzügigen Zuwendung ein. Pro Jahr gab es von Beginn an jeweils eine halbe Million Euro.
Doch für die Zeit ab 2017 sei alles „höchst unsicher“, weil sich der alte Berliner Senat bislang nur einen jährlichen Zuschuss von 235.000 abringen ließ, heißt es im Büro von Maxime an der Kreuzberger Bergmannstraße. Niemand habe sich vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus im September festlegen wollen. Ein Sprecher des Senats war am Sonnabend nicht zu erreichen.
Nun hofft das Projekt auf den neuen rot-rot-grünen Senat, speziell auf die Senatsverwaltungen für Inneres und Bildung und deren designierte Chefs Andreas Geisel und Sandra Scheeres (beide SPD). „Wir brauchen dringend verlässliche und langfristige Zusagen, um Teams für die Workshops an uns zu binden“, sagt Projektleiter Thomas Mücke. „Einjahresverträge reichen nicht aus.“ Es sei ohnehin schwer, qualifizierte Mitarbeiter für Präventionskurse gegen Radikalismus zu finden. Mücke: „Die Nachfrage nach Beratung durch Experten im Bereich religiöser Extremismus steigt beständig.“
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