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Ein weiterer Sanierungsfall.
© Kai-Uwe Heinrich

Noch vor Eröffnung: Erweiterungsbau vom Lüders-Haus muss saniert werden

Im Erweiterungsbau des Lüders-Hauses gibt es Mängel am Betonboden. Jetzt ist eine millionenteure Sanierung nötig – und die Eröffnung verschoben.

Nun hat der Bund ein neues Baustellen-Fiasko: Der weit mehr als 200 Millionen Euro teure Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus muss saniert werden, bevor überhaupt die ersten Politiker einziehen können. Der Stahlbeton der Bodenplatte ist mangelhaft, Feuchtigkeit soll eindringen. Nun müssen Teile des Neubaus wieder aufgerissen und neu abgedichtet werden. Damit fällt die geplante Eröffnung des Hauses ins Wasser.

Das Bundesbauamt hatte angekündigt, den Neubau an der Luisenstraße mit Platz für 200 Parlamentarier im kommenden Jahr an den Bundestag übergeben zu wollen. Doch allein die Betonsanierung wird eineinhalb Jahre dauern.

Das Bundesamt für Bauwesen bestätigte auf Anfrage des Tagesspiegels, dass „im Untergeschoss sukzessive Mängel an der Bodenplatte aus Beton zutage getreten sind“. Wegen der „komplexen Ursachen der Mängel“ seien „noch keine belastbaren Aussagen zu den möglichen Mehrkosten und Verzögerungen sowie zu den Verantwortlichkeiten möglich“.

Liste der Arbeiten ist lang

Trotzdem will das Bundesamt möglichst rasch die Arbeiten zur Sanierung ausschreiben und hat dazu eine „Vorinformation“ im Amtsblatt veröffentlicht. Demnach sollen die „Rohbauarbeiten – Betonsanierung“ im Januar beginnen und bis Ende Mai des Jahres 2017 laufen. Die Liste der Arbeiten ist lang. Betroffen ist laut Vorabinformation die „Stahlbetonsole“ des Neubaus.

So nennen Techniker den Kellerboden von Gebäuden. Darin haben sich Risse gebildet, die „verpresst“ werden müssen. Außerdem müssen „Hohlstellen und Gefügestörungen“ im Beton gekittet werden. Auch „Grundleitungen“ zur Abführung von Wasser müssen aufgefräst und, ebenso wie die bereits durchgeführten „Sondierungsaufbrüche“, später wieder verschlossen werden. Ferner ist die Einrichtung von „Pumpensümpfen“ Teil der Ausschreibung, so nennen Techniker Vorrichtungen zum Abpumpen von Wasser aus Gebäuden.

Wie groß der Schaden ist, lässt sich zurzeit nur schätzen. Experten gehen von hohen zweistelligen Millionenbeträgen aus, darauf lasse allein schon die mutmaßliche Dauer der Arbeiten schließen. Insidern zufolge müssen im Keller des Gebäudes Teile der Haustechnik, etwa für die Heizung und Klimatisierung der Büros, im Zuge der Baumaßnahmen aus- und wieder eingebaut werden.

Vor fünf Jahren hatten die Arbeiten zur Erweiterung des Lüders-Hauses begonnen, für die ursprünglich eine Bauzeit von rund zwei Jahren veranschlagt worden war. Auf dem 6000 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein Gebäude mit einer Geschossfläche von 44 000 Quadratmetern. Neben den Parlamentarierbüros wird es Platz für eine Kunstausstellung geben, Besprechungsräume, Lagerflächen und eine Halle für Versammlungen und Empfänge.

Baupfusch nicht die einzige Hürde

Mit dem Neubau erweitert der Bund das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus nach Plänen von Stefan Braunfels östlich der Spree. Das Parlamentsgebäude gehört zum „Band des Bundes“, das mit einem Brückenschlag über die Spree den früheren Westteil mit dem Ostteil Berlins verbindet und damit die Wiedervereinigung des Landes baulich ins Bild setzt. 

Doch auf dem Weg zur Einheit ist der Baupfusch nicht die einzige Hürde: Der späteren Vollendung des Bandes östlich des Lüders-Baus steht noch ein Altbau des DGB im Wege. Bund und Gewerkschaften konnten sich noch nicht auf einen Kaufpreis für das Gebäude einigen.

Eine Liste von Pleiten

Die Panne reiht sich ein in eine Liste von Pleiten bei der Realisierung von Baumaßnahmen durch den Bund: Zuletzt waren auf der Baustelle des fast eine Milliarde Euro teuren Neubaus des Bundesnachrichtendienstes Armaturen aus den Waschräumen entwendet worden, was wiederum zu Wasserschäden geführt hatte.

Ein Schlag ins Wasser war auch der Neubau der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel. Die Gründung des Gebäudes war wegen des Grundwassers viel aufwendiger und teurer, als die Planer erwartet hatten. Auch die Sanierung und Erweiterung der Staatsbibliothek Unter den Linden sprengte den Zeit- und Kostenrahmen.

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