Miniermotten in Berlin: Erste Schäden an Kastanien
Auch in diesem Herbst leiden viele Kastanien unter Miniermotten, an manchen Tagen wurden besonders hohe Werte gemessen. Engagierte Bürger setzen dem Schädling zu, indem sie das Laub der Bäume direkt entfernen. Und aus der Tierwelt hilft die Meise, denn sie pickt die Motten auf.
Nicht nur die Berliner hat es gefreut, dass es in diesem Frühjahr schon so warm war. Auch der Miniermotte hat das gut gefallen. Denn wegen der guten Witterungsbedingungen konnte sie sich noch besser entwickeln. „Der Flug der Miniermotte hat zwar wegen des langen Winters und dem anhaltenden Bodenfrost erst Anfang Mai begonnen, aber wir haben trotzdem einige Spitzenzeiten beobachtet“, sagt Isolde Feilhaber vom Berliner Pflanzenschutzamt. Von April bis Oktober werden Flug und Population der Motten überwacht. Vor allem Ende Juli, als die zweite Generation zu fliegen begann und Anfang September wurden laut Feilhaber Werte verzeichnet, die stärker waren als die Mittelwerte der letzten Jahre. „Es gibt nach wie vor einen Befall durch die Miniermotte an Berlins Kastanien. Damit müssen wir auch die nächsten Jahre leben“, sagt die Pflanzenschutzberaterin. Bis auf die Spitzenwerte sei das Vorkommen aber wie immer, sagte Henning Schahin von der Stadtgrünverwaltung.
Seit die Miniermotte 2002 das erste Mal stark aufkam, wird ihr Vorkommen intensiv untersucht. 2002 waren 20 000 Kastanien wegen des Motten-Befalls braun, welk und fleckig, ihr Laub von Millionen der Schädlinge zerfressen. Auch in den Jahren 2003 und 2006 waren die Stadtkastanien besonders stark befallen. 2010 gab es bereits Ende Juli die ersten entlaubten Bäume. Es ist das warme Wetter, das die Motten immer wieder begünstigt.
Auch jetzt sind schon wieder die ersten Schäden erkennbar. Aber nur an den Bäumen, die nicht ausreichend geräumt wurden. Denn bei Kastanienbäumen, deren Laub im vergangenen Herbst ordentlich zusammengeharkt und entsorgt wurde, konnte die erste Generation der Motten schon gut vernichtet werden. Kastanienbäume, bei denen das nicht der Fall war, fallen auf: Sie verlieren nämlich jetzt schon teilweise ihre Blätter. Meist sind das Bäume, die dicht unterpflanzt sind oder einfach auf verwilderten Grundstücken stehen. Normalerweise beginnt der Blätterfall der Kastanien erst ab Oktober. Der Winter reduziert die Population kaum, nur widrige Temperaturen ab Flugbeginn oder Regen bei der Eiablage würden helfen, die Motten ein wenig einzudämmen.
Außerdem hilft tierische Unterstützung bei der Bekämpfung: „Vor allem die Meise fliegt gezielt Kastanienbäume an, um die Motten herauszupicken“, sagt Isolde Feilhaber. Der Einsatz der Bürger ist aber nach wie vor am wichtigsten: Sobald das erste Laub fällt, sollte es zusammengeharkt und entsorgt werden, sagt Feilhaber. Schahin hofft, dass dieses Vorgehen bei den Bürgern präsent ist. Das Laub könne vergraben, abgedeckt oder in eine Biogut-Tonne gesteckt werden, so dass Larven nicht schlüpfen können. Davor kann es auch mit einem Rasenmäher mit Auffangkorb geschreddert werden. Die Berliner Stadtreinigung BSR beseitigt das Laub auf öffentlichen Straßen und Plätzen, verkauft aber auf ihren Recyclinghöfen auch Laubsäcke an Privatpersonen. Im Kaufpreis von vier Euro ist die Abholung durch die BSR schon inbegriffen. Das Laub kommt dann in Großkompostierungsanlagen, in denen so hohe Temperaturen herrschen, dass die Larven dabei vernichtet werden.
In Potsdam geht Rathaus-Sprecher Jan Brunzlow davon aus, dass durch das verstärkte Sammeln und Kompostieren des Kastanienlaubs 80 Prozent der Bäume frei von Motten sind. „Hier gibt es aber auch nicht so viele Kastanien wie in Berlin“, sagt Brunzlow.
Kristina Wollseifen
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