Gedenken an NS-Opfer in Berlin: Erneut Stolperstein in Neukölln gestohlen - Polizei bittet um Mithilfe
Wieder hat ein Anwohner in Neukölln einen herausgerissenen Stolperstein angezeigt. Die Polizei verteilt nun Flugblätter.
In Berlin-Neukölln ist wieder ein Stolperstein gestohlen worden. Laut Polizei soll der Gedenkstein allerdings schon am 6. November aus der Gretelstraße herausgerissen worden sein. Erst gestern wurde die Tat von einem Anwohner zur Anzeige gebracht. Der Stein ist dem Tischler und SPD-Mitglied Kurt Gärtner gewidmet. Gärtner war in der Weimarer Republik Stadtverordneter in Neukölln. Nach dem Verbot der SPD 1933 emigrierte er in die Tschechoslowakei, kehrte aber 1937 zurück. Im August 1944 wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht, wo er einige Monate später starb.
Damit geht die Serie von entwendeten Stolpersteinen in Neukölln weiter. Seit Montag sind mindestens 16 Gedenktafeln gestohlen worden, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Der Großteil der ersten zwölf herausgerissenen Neuköllner Steine lag in der Hufeisensiedlung und erinnerte an Widerstandskämpfer in der Großsiedlung Britz. Die dort ansässige Anwohnerinitiative "Hufeisern gegen Rechts" vermutet einen Zusammenhang zwischen den sich häufenden Schändungen und dem Gedenken an die Novemberpogrome von 1938. Wie in den anderen Fällen auch hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen.
Die Polizei verteilt in Neukölln nun Flyer an Anwohner, in denen sie zu erhöhter Aufmerksamkeit aufruft.