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An der Otto-Braun-Straße entsteht ein "Aktivitätenband" für Sport- und Freizeitnutzung.
© Teleinternetcafe und Treibhaus

Haus der Statistik in Mitte: Entwürfe für den Umbau stehen fest

Auf über 100.000 Quadratmetern sollen ein neues Rathaus und günstiger Wohnraum entstehen. Rund 250 bis 350 Millionen Euro wird das neue Quartier kosten.

Mittes DDR-Ruine soll zum blühenden Leben erweckt werden. Keine Autos, dafür belebte Dachterrassen und ein breites Angebot zum Ausgehen – der städtebauliche Entwurf zum Haus der Statistik sieht ein vielseitig nutzbares Quartier für Jung und Alt vor. Am Freitag hatte ein Gutachtergremium den Entwurf der Planungsgesellschaft „Teleinternetcafé und Treibhaus“ zum Sieger erklärt, Montag wurde dieser der Presse vorgestellt. Zu den 46.000 Quadratmetern in den bestehenden Altbauten an der Alexander- und Otto-Braun-Straße sollen rund 66.000 Quadratmeter Neubau dazukommen. Rund 250 bis 350 Millionen Euro wird das neue Quartier kosten.

Drei zentrale Begegnungsräume

Zwischen einem 15-geschossigen und einem zwölfgeschossigen Wohnhaus, sowie einem 64 Meter hohen Büroturm mit 16 Stockwerken für das neue Rathaus Mitte sollen sogenannte „Stadtzimmer“ Freiraum bieten. Bewohner sollen sich hier treffen und erholen können. Möglich sei es auch, in den offenen Innenhöfen Arbeit im Freien zu ermöglichen, sagte Urs Kumberger von dem 2011 in Berlin gegründeten Städtebaubüro „Teleinternetcafé“. Außerdem sind „Experimentierhäuser“ mit offenen Erdgeschossen im Hofinnern geplant. Darüber hinaus soll ein Finanzamt an der Karl-Marx-Allee eingerichtet werden, und auch die Gesundheitsversorgung soll vor Ort gewährleistet werden. Man könne sich vorstellen, dass Ärzte einziehen, hieß es.

Gemeinschaftsflächen auf einer Dachlandschaft mit Begrünung.
Gemeinschaftsflächen auf einer Dachlandschaft mit Begrünung.
© Teleinternetcafe und Treibhaus

Die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) baut insgesamt 300 neue Wohnungen – und diese sollen bezahlbar sein, betonte WBM-Geschäftsführer Jan Robert Kowalewski am Montag.  Man werde akzentuieren, sagte er: Einzelne Mieten sollen höher ausfallen als der Rest und so einen Ausgleich herstellen. Autoparkplätze sind nicht vorgesehen, stattdessen sollen Fahrradstellplätze und ein Platz zum Gründen von Fahrgemeinschaften eingerichtet werden.

Im Quartier selbst soll überhaupt kein PKW-Verkehr stattfinden. Damit die Anwohner auf der östlichen Seite ankommen und abfahren können, soll die Berolinastraße um 2,20 Meter verbreitert werden. Ein zentraler Paketshop soll verhindern, dass Lieferfahrzeuge das Quartier durchqueren müssen. Damit ein vielseitiges Angebot gewährleistet werden könne, plane man außerdem, die Erdgeschossnutzung zu kuratieren, erklärte Frauke Gerstenberg von Zusammenkunst Berlin eG (ZKB). Die Probleme der wachsenden Stadt werde man berücksichtigen, hieß es. So könne man etwa über die Frage nachdenken, wie die Verwaltungsräume nach 17 Uhr genutzt werden könnten.

Die "Stadtzimmer" sollen "eine nutzerbasierte Aneignung und ein nachbarschaftliches Miteinander" fördern. 
Die "Stadtzimmer" sollen "eine nutzerbasierte Aneignung und ein nachbarschaftliches Miteinander" fördern. 
© Teleinternetcafe und Treibhaus

Neues Rathaus soll 2028 fertig sein

Die Schadstoffsanierung am Altbau läuft bereits. In rund zwei Jahren, 2021 oder 2022, könne man dann mit dem Bau der neuen Wohnhäuser beginnen, sagte WBM-Pressesprecher Christoph Lang. Zunächst müsse aber eine Baugenehmigung her. Der Baustart des Rathauses ist für 2025 geplant. Der Mietvertrag für den aktuellen Rathausstandort hinter dem Kino International läuft nämlich noch neun Jahre. Spätestens 2028 wolle man aber mit den rund 2000 Mitarbeitern in die neuen Räumlichkeiten ziehen. Es sei ein Novum, dass ein Rathaus komplett neugebaut werde, sagte Mittes Stadtrat Ephraim Grothe (SPD). Ziel des Senats sei es sowieso, Fremdanmietungen so gut es geht zurückzudrängen, so Grothe weiter. Das neue „Rathaus der Zukunft“ soll auch über eine Betriebskita verfügen, um Arbeitskräfte anzulocken.

An der Berolinastraße sollen "Kieznischen" entstehen.
An der Berolinastraße sollen "Kieznischen" entstehen.
© Teleinternetcafe und Treibhaus

„Uns ist es besonders wichtig, dass keine isolierte Insel entsteht“, sagte Kumberger. Im Dezember hatten drei Entwürfe zur Diskussion gestanden, alle waren im Gespräch mit den Nachbarn entstanden. Bei Workshops wurde diskutiert und geplant, und während einer Bürgerversammlung wurden Wünsche und Kritikpunkte geäußert. Anwohner hatten sich unter anderem gesorgt, dass durch das neue Quartier eine stärkere Lärmbelästigung entstehen könnte.

Seit 2008 steht das DDR-Verwaltungsgebäude in der Otto-Braun-Straße 70 bis 72 leer. 2015 entwickelte eine Gruppe Kulturschaffender erste Ideen für den Gebäudekomplex. Um die Pläne für ein gemeinwohlorientiertes Projekt umsetzen zu können, kaufte das Land dem Bund 2017 das Areal ab. Im folgenden Jahr gründete sich die „Koop5“, ein Zusammenschluss der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit dem Bezirksamt Mitte, der WBM, dem BIM sowie der (ZKB). „Wir freuen uns sehr über den Zwischenerfolg“, sagte Gerstenberger.

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Helena Davenport

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