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Fritz Langs „Frau im Mond“ aus dem Jahre 1929 war zukunftsweisend für die Mondlandung vierzig Jahre später.
© imago/Prod.DB

Programm der Ufa-Filmnächte: Einmal zum Mond und zurück

Fritz Langs Raketendrama „Frau im Mond“ wird bei den diesjährigen Ufa-Filmnächten im August aufgeführt. Es hatte Auswirkungen für die moderne Raumfahrt.

Man könnte den Countdown bei einem Raketenstart natürlich auch vorwärts zählen, von „eins“ aufwärts. Klar, das wäre kein Countdown mehr, vielmehr ein Count-up, aber die Zuschauer wüssten ja aus langer Seherfahrung, dass das Raumschiff bei „zehn“ abhebt oder explodiert.

Vor 90 Jahren wussten sie das noch nicht, hatten keinen blassen Schimmer von der Raumfahrt, die es ohnehin noch nicht gab. Für einen Regisseur wie Fritz Lang, der nun ausgerechnet eine Reise zum Mond als neuen Filmstoff gewählt hatte, ergab sich daraus ein dramaturgisches Problem: „Als ich das Abheben der Rakete drehte, sagte ich mir: Wenn ich eins, zwei, drei, vier, zehn, fünfzig, hundert zähle, weiß das Publikum nicht, wann die losgeht. Aber wenn ich rückwärts zähle, zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, null! – dann verstehen sie.“

Eine Entscheidung mit Folgen für die moderne Raumfahrt, wie sie heute jeder kennt, zählt man doch noch immer in der von Lang für seinen Film „Frau im Mond“ erfundenen Manier. Am 15. Oktober 1929 hatte das über zweieinhalbstündige Mammutwerk im Berliner Ufa-Palast am Zoo Premiere, rund 40 Jahre vor der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969, die in diesem Jahr nun auch schon wieder ein halbes Jahrhundert zurückliegt.

Ein doppelter Grund also, die „Frau im Mond“ ins diesjährige Programm der Ufa-Filmnächte aufzunehmen, die vom 21. bis 23. August unter freiem Himmel am gewohnten Aufführungsort stattfinden, im Kolonnadenhof der Museumsinsel, vor der Kulisse der Alten Nationalgalerie.

Die „Frau im Mond“ ist auch für die Technik zuständig

Wenngleich Lang den Raumfahrtvisionär Hermann Oberth und den Raketenpionier Rudolf Nebel – er gründete 1930 auf dem Gelände des heutigen Flughafens den Raketenflugplatz Tegel – als Berater hinzuzog, ist es doch kein Werk, das wie die Hollywood-Filme „Apollo 13“ oder „Gravity“ seine Spannung allein aus technischen Problemen bezieht.

Das Filmplakat für die „Frau im Mond“ aus dem Oktober 1929.
Das Filmplakat für die „Frau im Mond“ aus dem Oktober 1929.
© imago/Prod.DB

Die gibt es auch in „Frau im Mond“ zur Genüge, eingewoben sind sie aber in eine Geschichte um Sabotage, Spionage, Geldgier, Opferbereitschaft – und Liebe. Wobei die titelstiftende Frau im Mond keineswegs nur für die Gefühle zuständig ist, sondern ebenso für die Technik. Schließlich ist die von der heute kaum mehr bekannten Gerda Maurus dargestellte Friede Velten Studentin der Astronomie.

Der Stummfilm mit weiteren Stars wie Willy Fritsch, Gustav von Wangenheim und Fritz Rasp wird auf der Museumsinsel am 22. August, 21 Uhr, gezeigt, eingeleitet von Friedemann Beyer, Filmhistoriker und Kurator der Ufa-Filmnächte. Begleitet wird die Vorführung von DJ Jeff Mills, der seine für den Film geschaffene Musik noch einmal überarbeitet hat.

„Madame Dubarry“ beschließt die Reihe

Eröffnet werden die Filmnächte am 21. August, 21 Uhr, von Richard Oswalds Komödie „Eine tolle Nacht“, die am 21. Januar 1927 im alten Weddinger Alhambra-Kino an der Ecke See-/Müllerstraße Premiere hatte. Im Mittelpunkt steht Harry Bender als der Provinzfabrikant Florian Pieper, der Berlin und die Welt mit einem neuen Insektenpulver beglücken will, in der Großstadt aber bald völlig die Übersicht verliert.

Der lange verschollen geglaubte Film wurde im Staatlichen Russischen Filmarchiv Gosfilmofond wiederentdeckt, digital restauriert und ist erstmals in dieser Form zu sehen, begleitet von der im Auftrag von ZDF/Arte entstandenen Neukomposition von Frido ter Beek und der niederländischen Pianistin Maud Nelissen. Das Filmorchestra The Sprockets wird sie spielen, der Schauspieler Uwe Ochsenknecht den historischen Hintergrund des Films, der am 26. August bei Arte läuft, liefern.

Die Reihe beschließt am 23. August, 21 Uhr, „Madame Dubarry“, Ernst Lubitschs Drama aus der Französischen Revolution, mit Pola Negri und Emil Jannings in den Hauptrollen, uraufgeführt am 18. September 1919 im Ufa-Palast am Zoo. Dazu gibt es eine Neukomposition von Ekkehard Wölk, aufgeführt von ihm und dem Ensemble Ancien Régime. Friedemann Beyer wird in den Film einführen.

Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf unter www.ufa-filmnaechte.de, www.ticketmaster.de oder Tel. 01806 999 000.

Andreas Conrad

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