Denkmal in Berlin: Einheitswippe wird nicht errichtet
Das Einheitsdenkmal wird gestrichen. SPD und CDU besiegeln am Mittwoch wohl das Aus. Vielleicht wird es später gebaut – woanders.
Und wenn jetzt noch irgendjemand den Mut hätte, beim BER den Stecker zu ziehen und das ganze Schönefelder Gebaue als unvollendet zu beenden - was wäre das wohl für ein guter Tag im Bürgersinn.
schreibt NutzerIn Silviolo
Niemand hat mehr die Absicht, eine Wippe zu bauen. Das Einheits- und Freiheitsdenkmal, dessen Kosten – wie jüngst vom Tagesspiegel berichtet – schon vor Baubeginn um die Hälfte gestiegen sind, wird nicht errichtet. Bundestagsabgeordnete von SPD und CDU bereiten einen entsprechenden Beschluss vor, der bereits an diesem Mittwoch im Haushaltsausschuss verabschiedet werden soll. Dies bestätigten Mitglieder des Gremiums übereinstimmend nach einer vorbereitenden Sitzung am Dienstag.
„Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, kommentierte der Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz die bevorstehende Entscheidung. Nach der ersten Kostensteigerung um fünf Millionen Euro befürchteten viele Mitglieder des Haushaltsausschusses, „dass das Denkmal finanziell nicht kontrollierbar ist“. Auch Klaus-Dieter Gröhler, für die CDU im Bundestag, sagte auf Anfrage: „Wenn es nicht noch einen großen Aufschrei gibt, wird das Einheitsdenkmal mit großer Mehrheit gekippt“. Gröhler, ebenfalls aus Berlin, bedauert das: „Weil dadurch eine gewisse Leere vor dem Schloss bleibt“. Auch sei es das falsche Signal, nachdem zuvor bereits der Bau eines Einheitsdenkmals in Leipzig scheiterte – und „nicht akzeptabel für alle Menschen, die sich in der DDR für die Einheit eingesetzt haben“.
Sogar die Chefs griffen ein
Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass ein neuer Anlauf für ein Einheitsdenkmal genommen wird, mit einem anderen Entwurf, an einem anderen Ort. Unverständnis herrschte im Bundestag dem Vernehmen nach wohl auch über die vielen Auflagen zu Denkmal- und Artenschutz sowie das aufwendige und zeitraubende Genehmigungsverfahren für das Projekt bei den Berliner Baubehörden. Sogar „nicht sichtbare und unzugängliche“ Teile vom Ziegelstein-Gewölbe des historischen Sockels sollten aufwendig restauriert werden. Das nährte Gerüchte, wonach das Projekt weder beim Bezirk noch beim Senat die ganz starken Befürworter hatte. Dass die Fledermäuse, die darin nisteten, außerdem noch umgesiedelt werden mussten, kam noch hinzu.
Weil die Auseinandersetzung um Genehmigungen und Auflagen irgendwann derart verhärtet waren, griffen schließlich sogar die Chefs ein: Doch die Einigung von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit der von Berlin in den Bundestag gewechselten Staatsministerin für Kultur Monika Grütters (CDU) rettete das Einheitsdenkmal nur vorübergehend.
"Nachtragsvereinbarung" mit den Architekten Milla und Partner
Dass die Stimmung kippte und die Wippe mit ihr, dürfte nicht zuletzt am letzten Bericht des Bundesfinanzministerium über das Projekt liegen. In dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es, dass eine „Nachtragsvereinbarung“ mit den Architekten Milla und Partner noch notwendig sei, mit der „zusätzliche Leistungen und Risikoübernahmen vergütet werden sollen“. Weil die Verhandlungen noch liefen, habe das Bundesfinanzministerium allerdings noch nicht die „Gesamtausgaben“ vorlegen können. Soll heißen: Auch die Steigerung der Kosten von zehn auf 15 Millionen Euro war nur eine vorläufige Schätzung – und mit ihr weitere Kostensteigerungen bereits angekündigt.
Der Entwurf für das Freiheits- und Einheitsdenkmal war ursprünglich durch die Choreografin Sasha Waltz und den Architekten Milla und Partner gemeinsam gestaltet worden und ging im Jahr 2007 als Sieger aus einem Wettbewerb hervor. Der Bundestag hatte dessen Bau beschlossen. Im Jahr 2012 stieg Sasha Waltz aus der Planung der etwa 50 Meter langen begehbaren Schale aus, die sich neigen sollte, wenn sich genug Erwachsene auf einer Seite versammeln.