Brandenburger SPD-Fraktionschef Klaus Ness: "Einer der großen Parteistrategen unserer Generation"
Parteiübergreifend wird um den überraschen verstorbenen SPD-Politiker Klaus Ness getrauert. Er war am Donnerstagabend im Potsdamer Landtagsschloss zusammengebrochen.
Klaus Ness, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion in Brandenburg, ist tot. Das meldete der RBB am Freitagmorgen. Der 53-Jährige hatte am Donnerstagabend am Rande eines Parlamentarischen Abends im Landtag einen Zusammenbruch erlitten. Der 53-Jährige hat nach Angaben von Teilnehmern einen Herzinfarkt erlitten.
Ministerpräsident Dietmar Woidke zeigte sich tief bestürzt: „Ich habe heute einen guten Freund und langjährigen politischen Weggefährten verloren“, erklärte Woidke, der auch SPD-Landesvorsitzender ist. "Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei seiner Frau." Ness stammte aus Niedersachsen und war seit 2007 mit Martina Gregor-Ness verheiratet, die bis 2014 ebenfalls für die SPD im Brandenburger Landtag saß. Mit Ness verliere Brandenburg einen großen Demokraten, "der Politik nicht als Selbstzweck sah, sondern als Arbeit zum Nutzen der Menschen". In jedem Gespräch mit Klaus Ness sei deutlich geworden, "dass ihm der Ausgleich zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen – ganz in der Tradition von Regine Hildebrandt - ein besonderes Anliegen war."
Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der seinen Wahlkreis in der Region um Brandenburg/Havel hat, hat sein Profilbild bei Facebook als Zeichen der Trauer geändert, es ist komplett schwarz. "Ich bin fassungslos und unendlich traurig", schrieb Steinmeier auf Facebook. Mit Klaus Ness verliere die Brandenburger Sozialdemokratie einen ihrer engagiertesten Politiker. "Sein unermüdlicher Einsatz für das Land Brandenburg und die deutsche Sozialdemokratie, sein couragiertes Engagement gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus und sein Mut zum offenen Wort und zur Diskussion haben nicht nur den politischen Diskurs in Brandenburg geprägt."
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Brandenburg, Ingo Senftleben, erklärte: "Klaus Ness hat immer Gesicht gezeigt, auf sein Wort war Verlass." Ness habe die Politik im Land Brandenburg in den vergangenen 20 Jahren außerordentlich mitgeprägt. "Er war ein streitbarer Stratege und versierter Politiker, der sich um seine zweite Heimat verdient gemacht hat und Brandenburg fehlen wird."
"Die deutsche Sozialdemokratie hat Klaus Ness unglaublich viel zu verdanken", erklärte der Bundesvorsitzender der SPD, Sigmar Gabriel. Der Aufbau der Brandenburger SPD und der gesamten ostdeutschen Sozialdemokratie nach dem Fall der Mauer sei untrennbar mit Ness' politischem Lebenswerk als Landesgeschäftsführer und später als Generalsekretär und Fraktionsvorsitzender der SPD verbunden. "Auf seine große politische Tatkraft und sein strategisches Geschick ist die Erfolgsgeschichte der märkischen SPD als „Brandenburg-Partei“ maßgeblich zurückzuführen." Klaus Ness habe ein Leben für die Sozialdemokratie "mit einer bewundernswerten Unbedingtheit" gelebt, die er auch in seiner Zeit im Willy-Brandt-Haus unter Beweis gestellt habe. "Er war einer der ganz großen Parteistrategen unserer Generation."
Auch Generalsuperintendent Martin Herche würdigt den Politiker: „Mit Klaus Ness verliert Brandenburg einen profilierten Sozialdemokraten, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten in den Dienst an unserem demokratischen Gemeinwesen gestellt hat", erklärte er. Die Evangelische Kirche habe Klaus Ness als einen interessierten und aufmerksamen Gesprächspartner wahrgenommen. "Mit ihm verbinden wir den zupackenden Einsatz für ein weltoffenes Brandenburg."
Der Chef der Berliner Senatskanzlei, Björn Böhning, twitterte am Freitagmorgen: "Gestern habe ich noch mit ihm gesprochen. Er war so tatendurstig. Ein Großer der SPD Brandenburg ist gegangen. Ruhe in Frieden, Klaus Ness." Die Brandenburger Piratenpartei twitterte: "Herzliches Beileid den Angehörigen von Klaus #Ness. Wir trauern mit der @ostkurve um den Verlust ihres Fraktionschefs." @ostkurve ist der Twitter-Account der SPD Brandenburg.
Ness hatte am Abend eine zweitägige Plenarsitzung, die letzte des Landtags in diesem Jahr, hinter sich gebracht. Er gilt als strategischer Kopf hinter den SPD-Wahlerfolgen in Brandenburg. Erst war er über Jahre Landesgeschäftsführer, später Generalsekretär. Er ist einer der mächtigsten Köpfe und einflussreicher Strippenzieher bei den Sozialdemokraten in Brandenburg.
Zwischenzeitlich war er als enger Vertrauter mit Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck, als dieser 2005 für wenige Monate SPD-Bundeschef war, als Abteilungsleiter ins Berliner Willy-Brandt-Haus gewechselt. Nachdem Platzeck 2013 wegen eines Schlaganfalls den Posten als Regierungschef an seinen Nachfolger Dietmar Woidke abgab, wurde Ness Fraktionschef.