Vermisster Elias aus Potsdam: Eine Stadt sucht einen Jungen
In Potsdam wird ein Sechsjähriger vermisst und am Berliner Ring ein Mädchen gesucht. Große Aktionen der Polizei blieben noch ohne Erfolg.
Zwei vermisste Kinder – zwei intensive Suchaktionen ohne Erfolg. Während die Polizei in Potsdam nach dem sechsjährigen Elias fahndete, wurde am Berliner Ring nach der seit zweieinhalb Monaten vermissten Inga aus Sachsen-Anhalt gesucht. Der Junge aus Potsdam ist am Mittwoch nicht nach Hause gekommen; das fünfjährige Mädchen verschwand bereits vor zweieinhalb Monaten in einem Wald bei Stendal. Laut Ermittlern gibt es noch keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen.
Die großangelegte Suche nach dem sechsjährigen Elias lief am Mittwochabend an, nachdem er vom Spielen nicht nach Hause gekommen war. Die Mutter sagte, das Kind habe die ganze Zeit vor dem Fenster ihrer Wohnung im Potsdamer Ortsteil Schlaatz gespielt. Das letzte Mal habe sie ihren Sohn gegen 17.30 Uhr gesehen. Um 18.45 Uhr habe sie dann bemerkt, dass Elias verschwunden war. Weil das Kind noch nie fortgeblieben ist, habe die Mutter es als vermisst gemeldet, teilte eine Polizeiprecherin mit. Es werde befürchtet, dass sich der Sechsjährige in einer Situation befinden könnte, in der er Hilfe braucht.
Bis zum Redaktionsschluss am späten Abend verlief die Suche nach dem Jungen ohne Erfolg. Er wird als etwa 1,10 bis 1,20 Meter groß und schmächtig beschrieben, hat kurze, blonde Haare und blaue Augen. Zum Zeitpunkt des Verschwindens trug der Sechsjährige hellblaue Jeans, ein weißes T-Shirt mit langen Armen und hellblauem Adidas-Schriftzug sowie dunkelblaue Turnschuhe mit weißer Sohle.
Die Polizei setzte nicht nur einen Hubschrauber ein, der in der Nacht mit einer Wärmebildkamera die Umgebung absuchte, sondern auch Taucher und Boote. Zeitweise mehr als 150 Beamte durchstreiften das Wohnumfeld des Kindes, überprüften ein sumpfiges Gelände am nahegelegenen Nuthe-Fluss.
Bevölkerung unterstützt die Suche nach Elias
Außerdem meldeten sich unzählige Freiwillige, die sich an der Aktion beteiligen wollten. Auf Facebook gründete sich eine „Suche Elias“-Gruppe, der am Donnerstagabend fast 10.000 Mitglieder angehörten. Einige spekulierten über einen Zusammenhang zum Fall einer 16-Jährigen, die am Dienstag in Neurupppin verschwunden war.
Mehr als 40 Hinweise gingen bislang bei der Polizei ein. Auch sogenannte Mantrailer-Hunde wurde auf die Spur des Jungen gesetzt – wie im Fall der vermissten fünfjährigen Inga. Die Suche nach dem Mädchen mit sieben besonders geschulten Personensuchhunden musste jedoch beendet werden, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Die Tiere müssten nach dem langen Weg durch drei Bundesländer pausieren. Zu konkreten weiteren Ermittlungsschritten sagte die Polizei aus taktischen Gründen nichts.
Die sogenannten Mantrailer mit besonders sensiblem Geruchssinn waren zum zweiten Mal auf eine Fährte im Zusammenhang mit dem vermissten Kind angesetzt worden. Die Tiere führten die 30 Beamten von Haldensleben (Börde) über den Berliner Ring (Brandenburg) und Halle bis kurz vor Dresden. Dort wurde die Suche am Abend ergebnislos beendet. Für die Suche wurden immer wieder Autobahnabschnitte gesperrt. Eine spätere Fortsetzung der Aktion sei möglich, sagte die Polizeisprecherin weiter.
Inga war am 2. Mai in einem Wald bei Stendal verschwunden. Seitdem hat die Polizei trotz hunderter Hinweise aus ganz Deutschland und großer Suchaktionen noch immer keine erfolgversprechende Spur.
In Potsdam begann die Polizei damit, Überwachungsvideos aus Bussen und Bahnen sowie dem Supermarkt nahe dem Zuhause des vermissten Jungen zu sichten. Sie hat zudem eine Telefonnummer geschaltet: (0331) 55 08 11 08. (Tsp, dpa)
Lesen Sie hier die Ereignisse des Donnerstags im chronologischen Liveticker nach, den wir von den Kollegen der Potsdamer Neuesten Nachrichten übernommen haben.