Wechsel in Zoo und Tiergarten: Eine neue Art: Zoochef Andreas Knieriem
Andreas Knieriem will den Zoologischen Garten und den Tierpark erlebnisorientierter gestalten. Und auch einige andere Dinge dürften sich mit seinem Antritt am 1. April ändern.
Bei einem Abschied muss man Altbewährtes hinter sich lassen – und es geht immer eine neue Tür auf: Berlin freut sich jetzt auf eine neue Ära für seine besucherstärksten Freizeiteinrichtungen, für deren Mitarbeiter und für diese Stadt. Am Dienstag tritt der lang erwartete neue Leiter von Zoo und Tierpark, Andreas Knieriem, seinen Dienst an. „Die zu erwartenden Impulse werden auch die Attraktivität Berlins für den Tourismus steigern“, sagt der Tierschutzexperte der SPD, Daniel Buchholz. Seitdem die Personalie bekannt ist, schnellte die Mitgliederzahl der Fördergemeinschaft für Zoo und Tierpark um mehrere hundert in die Höhe. Als Zeichen für ein neues Miteinander und eine neue Transparenz werten es Experten, dass der Nochdirektor vom Tierpark Hellabrunn in München gleich am ersten Arbeitstag mit der gesammelten Belegschaft in Zoo und in Tierpark sprechen möchte.
Bildung und Unterhaltung zusammenbringen
Wie der Tagesspiegel erfuhr, bereiten die insgesamt 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils eine Party zur Feier des Tages vor. Traditionalisten in der Zoowelt trauern wegen des Abschieds vom Fossil der tiergärtnerischen Zunft: Nochdirektor Bernhard Blaszkiewitz. Der verwies Kritiker immer auf das von ihm hoch gehaltene Vorbild seiner Arbeit aus dem Zoogründungsjahr 1844. „Wir wünschen dem neuen Direktor, dass er in dem Maße, wie er die Herzen der Menschen erobert hat, mit gleichem Engagement auch seine Ideen umsetzen kann“, sagt der tierpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Danny Freymark.
Laut Thomas Ziolko, dem Vorsitzenden des Vereins Freunde des Hauptstadtzoos, hoffen Belegschaft und Besucher, dass „Zoo und Tierpark ins 21. Jahrhundert geführt werden“. Knieriem, der Hannover und München zu naturwissenschaftlichen bildenden und erlebnisorientierten Einrichtungen gemacht hat, ist das „behavioral enrichment“ wichtig, also die Beschäftigung der Tiere.
Neue Ideen - und ein neuer Umgangston
Dem Stareisbären Knut im Zoo hat damals die früh verstorbene Frontfrau der Fangemeinschaft, Doris Webb, noch heimlich dank der Kooperation von Tierpflegern artgerechtes, selbst gekauftes Zoospielzeug übergeben müssen. Jetzt will die Zoofördergemeinschaft in den ersten Wochen Geld sammeln für Beschäftigungsmaterial, „das beim alten Direktor nicht erwünscht war“. Zudem rechne die Fördergemeinschaft damit, in diesem Jahr 65.000 Euro sammeln und übergeben zu können, damit „endlich die lange von Besuchern und Experten geforderte internationale Beschilderung im Zoo angeschafft werden kann“. Dabei sollen nicht nur die Gehege für die vielen Touristen auf Englisch beschriftet werden. Es solle auch ein Wegeleitsystem geben und Artenschutzinformationen ergänzt werden. Schon zu Knuts Zeiten waren diese Forderungen auch von der Berliner Politik geäußert worden, da viele Gäste, die den Eisbären sehen wollten, sein Gehege erst nicht fanden.
SPD-Experte Buchholz betont, dass der Senat für einen ersten Schritt zur Umsetzung des defizitären Tierparks in diesem Haushaltsjahr fünf Millionen Euro bereitstelle. Er erwarte eine neue Offenheit bei Sponsoren. Man müsse dem neuen Mann die Chance geben, auch einen neuen Masterplan zu erstellen. Der alte, die „Erlebniswelt Galapagos 2020“ des früheren zweiten Vorstandes an der Zoospitze Gabriele Thöne, ist Makulatur. Nach Tagesspiegel-Informationen gehört zu den Ideen für den Tierpark, deutlich durch die Kontinente der Welt und ihre Tierbestände zu führen. Gabriele Thöne hatte durch ihr demonstratives Ausscheiden vom Vorstandsjob erst den Weg freigemacht für den Aufsichtsrat, die Mitarbeiter zum Gebaren ihres Chefs zu befragen. In dem offensichtlich druckbelasteten Klima hatte sich zuvor niemand deutlich an die Öffentlichkeit gewagt.
Jetzt bekommen Experten, die sich mit Ideen für Zoo und Tierpark an den neuen Direktor wenden, nach ein paar Tagen einen Anruf – und er spricht über alles ganz freundlich mit ihnen.