Smarte Babys: Eine App für junge Eltern in Berlin
Sozialsenator Mario Czaja (CDU) stellt eine App für junge Eltern vor. Die kann vieles – außer Wickeln oder Füttern.
Wollen Sie ein Baby? Und wenn ja, wie viele? Die Deutschen werden immer älter, und sie bekommen zu wenige Kinder – vor allem in der Single-Hauptstadt Berlin. Der Senat hat nun eine digitale Waffe gegen den demografischen Wandel entwickelt: die Baby-Berlin-App.
Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hat sie am Mittwoch im Charlottenburger Rathaus vorgestellt. Im Publikum sitzen fast ausschließlich Frauen, über ihnen schwebt eine Parfümwolke. „Wir gehen mit der Zeit“, sagt die Moderatorin. Daher folge nun eine Live-Präsentation von Mario Czaja.
Der gut gelaunte Senator gibt den Reihenhaus-Nachbarn, erzählt von seiner Frau, seinen Kindern und davon, wie Ratgeber in seinen Regalen von Kinderfotos ersetzt wurden. Aber er wisse, wie kompliziert es oft sei, Informationen zu finden. „Daher stelle ich heute diese App vor“, sagt er. Der „Verein Gesundheit Berlin und Brandenburg“ hat sie entwickelt, finanziert hat sie die Senatsverwaltung.
Die App ist übersichtlich. Auf der Startseite gibt man seinen aktuellen Bezirk ein, den man im Nachhinein auch verändern kann, sollte man umziehen. Dann bekommt man in einem Menü Infos zu Beratungsstellen in seinem Kiez: wo man einen Kinderarzt findet zum Beispiel, oder einen Kitaplatz, theoretisch. Ein Link führt direkt zu einem Online-Anmeldeformular. Wenn man zusätzlich den Geburtstermin angibt, erinnert die App den Smartphonebesitzer daran, Elternzeit und Kindergeld zu beantragen oder eine Hebamme zu suchen. „Gibt’s die Hebamme auch als App?“ witzelt Czaja. Die Damen kichern.
Czaja probiert das jetzt mal direkt aus. Welchen Geburtstermin wählt der konservative Senator? Aus dem Publikum ruft eine Frau: „1. Mai“. Czaja trocken: „Zu welcher Partei gehören Sie denn?“. Gelächter. Noch Fragen? Nur eine Frau meldet sich. Czaja: „Alle andern sind zu alt? Es sterben halt mehr Menschen, als geboren werden.“ Hektisches Haarezuppeln, Parfum in aufgeregten Schwaden. Czaja hat sichtlich Vergnügen.
Die App gibt’s auf Englisch, Türkisch und Russisch, sie ist kostenlos für Android und IOS. Und die Frage: „Sind weitere Übersetzungen geplant?“ Czaja: „Dann müssen wir schauen, ob der Deutschkurs oder das Programmieren günstiger ist.“
Ein Problem bleibt: Das Baby schreit. Und muss gewickelt werden. Da kann die App nicht helfen. Wie wäre es daher statt einer Baby-App mit einem Baby als App? Wobei – gegen den demografischen Wandel hilft das auch nicht.
Die App „Baby-Berlin“ ist erhältlich im App- oder im Play-Store. Weitere Informationen finden Sie unter www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/info-zur-app-rund-um-die-geburt
Simon Grothe