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Terrassenlandschaft am Brauhausberg. Von der früheren Anlage mit Springbrunnen und Treppen ist nichts mehr erhalten. Grünflächen ziehen sich inzwischen am Hang bis zur Schwimmhalle hinauf. Das Bild stammt von einer Postkarte Mitte der 1980er Jahre.
© Bild und Heimat - Reichenbach / Repro: www.grussauspotsdam.de

Ex-Landtag auf Brauhausberg: Ein neues Viertel für Potsdam

Der Verkauf des früheren Landtages ist für das Land Brandenburg ein gutes Geschäft. Auf dem Brauhausberg soll nun ein neues Stadtquartier entstehen - mit dringend benötigten Wohnungen.

Nein, eine Krampnitz-Affäre um eine zum Spottpreis verscherbelte Landesimmobilie in Potsdam droht diesmal nicht: Mit dem Verkauf des früheren Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg macht das Land Brandenburg offenbar ein gutes Geschäft. Den Zuschlag für das 25 000 Quadratmeter große Areal, auf dem die ehemalige Reichskriegsschule steht, soll nach Tagesspiegel-Informationen die auf Denkmalimmobilien spezialisierte Sanus AG und die Eureka Immobilien Management GmbH erhalten. Beide haben für das Projekt eine gemeinsame Firma gegründet.

Einer vertraulichen Eilvorlage von Finanzminister Christian Görke (Linke) für den Haushaltsausschuss des Landtages zufolge wird die Landesimmobilie für 8,65 Millionen Euro verkauft. Am Donnerstag soll der Ausschuss dem Geschäft zustimmen. Das sei „mehr als doppelt so hoch“ wie der Verkehrswert, der in einem Gutachten mit 3,9 Millionen Euro ermittelt worden war, heißt es in der Unterlage. Hinzu kommen zwei Millionen Euro, für die die Investoren eine dringend benötigte zweite Erschließungsstraße auf den Brauhausberg bauen.

Auf dem Brauhausberg soll ein neues Quartier entstehen

„Zu bemerken ist, dass alle Projektbeteiligten zahlreiche Projekte in Brandenburg realisiert haben“, heißt es. In Berlin hat Sanus größere Altbaukomplexe saniert. Insgesamt hatten sich auf die Ausschreibung acht Interessenten gemeldet, die zwischen drei und elf Millionen Euro boten. Den Zuschlag an Sanus/Eureka begründet das Finanzministerium neben dem Kaufpreis und „guten Referenzen“ damit, dass die Investoren „vollumfänglich“ die Planungsziele der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung für das „exponierte Grundstück“ umsetzen. Danach soll auf dem Brauhausberg ein neues Stadtquartier entstehen, mit in Potsdam dringend benötigten Wohnungen, einem Hotelbetrieb und Platz für weitere Wissenschaftseinrichtungen und forschungsnahe Firmen.

In der Nähe hat auf dem Telegraphenberg das Geoforschungszentrum (GFZ) sein Domizil, das Erweiterungspläne hat. Die ehemalige Reichskriegsschule, 1899 bis 1902 auf Weisung Kaiser Wilhelms II. errichtet, steht seit dem Umzug des Parlaments in das wieder aufgebaute Stadtschloss auf den Alten Markt seit Anfang 2014 leer. Es war 1991 das letzte Mal saniert worden und gilt als marode. Die Eile begründet Finanzminister Görke damit, dass die Investoren schnell loslegen wollen – als Baufirma steht die Firma Züblin AG bereit. Die Übergabe des Objektes soll „rechtzeitig vor der nächsten Heizperiode erfolgen“. So sei es möglich, „weitere Bewirtschaftungskosten für das Objekt zu sparen“.

Ersatzquartiere auch für Turmfalken, Fledermäuse und Blaumeisen

Die Sanus AG, ein Spezialbauträger für Altbau- und Denkmalschutzimmobilien, und Eureka gehen eine Reihe von Verpflichtungen ein, etwa die behutsame Sanierung. Dabei darf die historische Denkmalfassade nicht verändert werden. Balkone soll es nur zum Hof geben. Dort wird ein dreistöckiger Neubau errichtet. Außerdem verpflichten sich die Käufer, in Abstimmung mit der Preußischen Schlösserstiftung Berlin-Brandenburg das frühere Belvedere auf dem Brauhausberg wiederaufzubauen oder als Alternative einen adäquaten Neubau für die gotische Turmruine. Und Pflicht ist für die Käufer auch die Fürsorge für die jetzigen Bewohner des „Kreml“, allerlei seltene Vögel. Bei der Umgestaltung, so die Auflage der Naturschutzbehörden, sind „Ersatzquartiere für die dort lebenden geschützten Arten Turmfalke, Fledermäuse, Blaumeise sowie Haus- und Feldsperling zu schaffen.“

Thorsten Metzner

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