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Sebastian Stert und der Besitzer des Friseursalons "Milans" Monsieur Milan in Berlin Charlottenburg.
© Mike Wolff

Berlin-Charlottenburg: Ein Musiker, ein Friseur und Hildegard Knef

Wie ein Sänger und ein Friseur in Charlottenburg von "Hilde" und der guten alten Zeit träumen.

Auf dem Tisch liegen ein paar Fotografien von Hildegard Knef. Ein junger Jazz-Sänger betrachtet sie bewundernd. Und ein Friseur erinnert sich, wie er der berühmten Chansonnière damals die Haare geschnitten hat. Die Biografien der Knef und der beiden Männer kreuzen sich in einem schicken Charlottenburger Beautysalon – am Ende steht eine Geschichte von Musik und Schönheit, tief aus dem Berliner Westen.

"Die Konstellation ist schon besonders", sagt der Friseur Milan Ilic. Der 63-Jährige – Dandykostüm und Melone – sitzt in in seinem Friseursalon und lächelt verschmitzt zu Sebastian Stert alias BAX herüber, der diesen Sonntag sein erstes Jazz-Album "Zimmer bei Nacht" herausgibt. Darin wagt sich der Schauspieler und Sänger, der auch in der Bar jeder Vernunft im Musical "Ein Käfig voller Narren" auftritt, an eine Neuinterpretation der Songs von Hildegard Knef.

Hildegard Knef wäre heute 90 Jahre alt

90 Jahre alt wäre sie heute, die Grande Dame des deutschen Chansons der Nachkriegsjahre. Die Sängerin, Schauspielerin und Autorin Hildegard Knef wuchs in Berlin auf und packte später – wenn sie nicht gerade in Hollywood residierte – ihre Umzugskisten an vielen Orten in der Stadt aus: Friedenau, Zehlendorf, Dahlem, Westend, Ruhleben, Kladow. Im Friseur- und Beautysalon "Milan’s" an der Mommsenstraße 68 tief im Berliner Westen ist sie heute noch präsent – zumindest in den Erzählungen des Ladeninhabers. Er erinnert sich: "Hilde" war langjährige Stammkundin. Während der 1980er Jahre besuchte er sie jede Woche – ausgerüstet mit Schere und Schürze – in ihrem Zuhause an der Clausewitzstraße 4 in Charlottenburg.

Gut ein Jahrzehnt später, im Jahr 2000, stellt er den jungen, gerade aus Freiburg nach Berlin gezogenen Friseur Sebastian Stert in seinem Friseursalon ein, der an der Spree seinen großen Traum, Schauspieler und Musiker zu werden, verwirklichen wollte. Seine Verbindung zur Knef entstand erst im vergangenen Jahr im fernen New York. Stert, nunmehr unter dem Künstlernamen BAX unterwegs, war in der Jazzmetropole am Hudson River auf der Suche nach musikalischen Vorbildern – und fand sie in den deutschen Jazzstandards der 1960er Jahre, die Hildegard Knef mit tiefer Stimme ins Mikrofon raunte.

"Das Einsame und das Suchende ihrer Songs faszinieren mich. Diese Themen sind immer aktuell", sagt BAX. Auf seinem Album interpretiert der Sänger Knefs Lieder und will damit auch sein eigenes Berliner Lebensgefühl ausdrücken. "In meiner Phantasie ringe ich in einem Zimmer zwischen Tatenlosigkeit und Unternehmungslust, die mich antreibt, Sehnsüchte wie Freiheit, Liebe und Glück in der Großstadt zu stillen", erklärt er schwärmerisch. Unterstützt auf dieser Reise zwischen den Zeiten und Empfindsamkeiten wird er auf der Platte auch von Sängerin Katharine Mehrling.

Für die Plattentaufe im exklusiven Kreis am vergangenen Sonntag stellte Milan Ilic natürlich seinen nach Feng Shui eingerichteten Friseursalon zur Verfügung. Seine Lieblingsanekdote: Dieser Abend damals bei "Hilde" zuhause, als sie ihren Friseur zum klingelnden Telefon schickte – und sich am anderen Ende niemand Geringeres auf einen Schwatz einstellte als Marlene Dietrich.

"Zimmer bei Nacht" kann als CD unter der Mail bax@sebastianstert.de bestellt werden und ist als Download bei iTunes erhältlich.

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