zum Hauptinhalt
Große Verantwortung, großes Auto. Von dem BMW auf dem Foto hat sich Klaus Wowereit inzwischen verabschiedet. Sein aktueller Audi ist etwas sparsamer, aber verbraucht viel mehr als beispielsweise der BMW von Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz (SPD).
© DAVIDS

Wowereit und sein Dienstwagen: Ein klimaschädlicher Begleiter

Einer Studie der Deutschen Umwelthilfe zufolge, fährt kaum ein deutscher Regierungschef so klimaschädlich wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Dabei hat er sich sogar schon gebessert. Seine alten Dienstwagen schluckten noch mehr Sprit.

Gerade hat die Stadtentwicklungsverwaltung ein Gutachten zu der Frage bestellt, ob und wie Berlin als Stadt klimaneutral werden kann. Jetzt legt eine Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nahe, dass ein Dienstwagenwechsel des Regierenden Bürgermeisters schon einiges helfen würde: Mit seinem 420 PS starken Audi A8 fährt Klaus Wowereit den zweitgrößten Spritschlucker unter allen deutschen Länderregierungschefs. Nur Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ist mit dem gleichen, aber stärker motorisierten Modell noch klimaschädlicher unterwegs: Während Wowereits Audi laut Herstellerangabe mit 9,5 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer auskommt und dadurch pro Kilometer 221 Gramm Kohlendioxid in die Luft pustet, bringt es der von Bouffier auf 11,9 Liter und 277 Gramm CO2. Die realen Verbräuche liegen in aller Regel noch weit über diesen Herstellerangaben.

Insgesamt steht der Berliner Senat mit seinem Fuhrpark im Ländervergleich gar nicht schlecht da: Ein Flottendurchschnitt von 147 Gramm CO2 bedeutet Platz vier. Den Senatoren Michael Müller (SPD) und Ulrich Nußbaum zeigt die Umwelthilfe symbolisch die „Grüne Karte“, weil deren Dienstwagen als einzige unter dem Zielwert von 130 Gramm CO2 liegen, den die EU der Autoindustrie aktuell vorgegeben hat. Dass Nußbaum seinen privaten Bentley gegen einen relativ sparsamen Dienst-Mercedes getauscht hat, dürfte dem Klima besonders guttun. Die anderen Senatoren liegen nur wenig darüber (siehe Tabelle), was speziell im Fall von Frank Henkel (CDU) bemerkenswert ist: Dessen erst in diesem Jahr beschaffter BMW kommt mit 5,6 Litern Diesel aus (148 Gramm CO2), obwohl für Innensenatoren traditionell besondere Sicherheitsvorgaben gelten.

Die Dienstwagen der Berliner Senatoren sind doch etwas klimafreundlicher.
Die Dienstwagen der Berliner Senatoren sind doch etwas klimafreundlicher.
© Tsp/Bartel

Mit diesem Argument erklärt Senatssprecher Richard Meng auch Wowereits Spritschlucker, den die Umwelthilfe als „demonstrativ zur Schau gestellte klimapolitische Ignoranz“ bezeichnet und mit einer symbolischen Roten Karte bedenkt. Er halte das nicht für ein Politikum, sagt Meng, zumal die vom Landesverwaltungsamt angebotenen Alternativen „nicht so weit auseinander“ seien. Rückschlüsse vom Dienstwagen auf die Umweltpolitik seien nicht angebracht.

Fakt bleibt allerdings, dass fast alle Länderchefs und auch die meisten Bundesminister mit sparsameren Autos auskommen. Nach Auskunft der Innenverwaltung werden die Berliner Politikerautos überwiegend jahreweise geleast. Eine Ausnahme sei Wowereits Dienstwagen, dessen Vertrag wegen der aufwendigen Sicherheitsausstattung drei Jahre laufe.

Wowereits Auto ist zwar nicht gerade klimafreundlich, dafür aber topsicher

Im Vergleich zu früheren Jahren ist Wowereits Auto sogar relativ grün: Vor dem aktuellen Audi hatte er einen BMW, der 11,4 Liter schluckte und davor wiederum einen Audi, der auf 13,9 Liter im Mix kam. Derartige Spritsäufer sind als Neuwagen heutzutage kaum noch erhältlich.

Am anderen Ende der Skala hat sich bei der letzten Wahl mit Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) auch deren besonders sparsamer Hybrid-Toyota verabschiedet, der zwar mit 4,3 Litern Benzin (104 Gramm CO2) auskam, aber bei den Leasingraten teurer war als die bayrischen und schwäbischen Brummer.

Lompscher war es auch, die eine Richtlinie für klimafreundlichere Neuwagen ausgegeben hatte. Die ist nach Auskunft der Innenverwaltung inzwischen ausgelaufen. Seit Jahresbeginn gelte die „Verwaltungsvorschrift Umwelt und Beschaffung“, die für die Fahrzeuge im Land Kosten und CO2-Werte festlege. Diese Werte würden von allen Autos inklusive dem des Regierenden eingehalten.

Über die Sicherheitsausstattung von Wowereits Dienstwagen gibt es zwar keine Auskünfte – wohl aber zu den Umbauten, die Hersteller und auf „Sonderschutzfahrzeuge“ spezialisierte Firmen anbieten. Amtlich definierte „Beschussklassen“ geben den Standard vor, der im Wesentlichen durch Verstärkungen rund um den Fahrgastraum – Panzerplatten in Boden und Türen, mehrlagige Scheiben – erreicht wird. Der Audi A8 ist beispielsweise mit automatischer Feuerlöschanlage unterm Boden, Rauchabzug und Sauerstoffkartuschen samt Ausströmern im Dachhimmel erhältlich, die innen den Frischluftnachschub sichern, wenn draußen die Handgranaten rauchen. Pannensichere Reifen verstehen sich von selbst.

Nach Ende des Leasingvertrages gehen solche Autos nach Auskunft einer Audi-Sprecherin zurück an den Hersteller, der sie aufbereitet und bei Bedarf gänzlich „anonymisiert“, um eine spätere Vermarktung als Promi-Auto zu verhindern. Wer solche Gebrauchtwagen kauft, sagt Audi nicht. Bekannt ist aber, dass vermögende Privatleute und Wirtschaftsbosse sowie Politiker vor allem in gefährlicheren Regionen der Welt daran interessiert sind. Gemessen an den Kaufpreisen sind die hohen Spritkosten für die schweren Panzerlimousinen zu verschmerzen.

Zur Startseite