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Spring, Brunnen, Spring: Das neue Fontänenfeld auf dem Leopoldplatz bei einem Test Anfang Oktober.
© scoopshot

Der neue Leopoldplatz wird eingeweiht: Ein großes Fest für Leo

Mit einer bunten Festveranstaltung wird heute Abend der neu gestaltete Leopoldplatz eröffnet. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten sollen vor allem die Bürger stehen, die sich über Jahre eingebracht haben, um den Platz für alle nutzenswert zu machen.

Lange haben die Anwohner auf diesen Tag warten müssen: am heutigen Freitagabend nun wird endlich der umgestaltete Leopoldplatz eingeweiht. Einiges hat sich verändert, nicht nur das von modernen Bänken gesäumte neue Brunnenfeld, das die alten Schalen vor der Schinkelkirche ersetzt.

Wie bei solchen Anlässen üblich, gibt sich die Politik die Ehre. Angekündigt für die festliche Veranstaltung, die ab 17.30 Uhr bei wohl noch recht warmen Temperaturen beginnt, haben sich unter anderem: Michael Müller, Senator für Stadtentwicklung, Mittes Bürgermeister Christian Hanke und der Baustadtrat des Bezirks, Carsten Spallek.

Neben den Entscheidungsträgern sollen aber vor allem diejenigen gewürdigt werden, die ihren „Leo“ täglich sehen, ihn überqueren, dort Gewerbe treiben, an seinem Rand wohnen. „Im Mittelpunkt bei der Eröffnung stehen die Leute, die mit dem Leo zu tun haben“, sagt Eberhard Elfert vom Kulturnetzwerk Wedding, das vom Bezirk mit der Durchführung der Einweihung beauftragt wurde. „Es geht um die Bürger, die den Prozess begleitet haben. Auf verschiedenen Ebenen sollen sie zum Sprechen kommen.“

Wie genau das auf den Plakaten angekündigte „Kulturprogramm aus Theater, Musik und Licht“ aussehen wird, will Elfert vorab nicht verraten, nur einen vagen Ausblick auf „Projektionen“ und „Aufführungen“ lässt er sich entlocken. Keinen Hehl macht der Kulturschaffende derweil aus seiner Meinung über die Bürgerbeteiligung bei der Neugestaltung des Platzes: „Ich bin vom Runden Tisch begeistert.“ Dort hätten die Anwohner und Betroffenen Lösungen für den Platz entwickelt, die er in diesem Ausmaß noch nicht erlebt habe: „Normalerweise denkt sich die Verwaltung etwas aus, und die Bürger dürfen das dann ein bisschen verschlimmbessern. Das war diesmal genau andersherum“, sagt Elfert, der selbst im Soldiner Kiez wohnt, aber mit dem Kulturnetzwerk im gesamten Wedding aktiv ist. Initiiert wurde der Runde Tisch maßgeblich von Hüseyin Ünlü, der das Café Leo auf der Nordseite des Platzes betreibt, bei den Diskussionen brachten sich dann viele Stimmen ein, Ur-Weddinger, Migranten, die Kirche, und nicht zuletzt auch Heinz Nopper, der Präventionsbeauftragte des Bezirks.

Nutzungskonflikte entschärfen: Kita-Protest an der Nazarethkirche 2009
Nutzungskonflikte entschärfen: Kita-Protest an der Nazarethkirche 2009
© Kitty Kleist-Heinrich

Denn vielleicht am bemerkenswertesten an dem Verfahren war, dass man tatsächlich alle Nutzergruppen mit einzubeziehen versuchte, selbst die bei der Mehrheit ungeliebten. Nun haben sogar die Trinker, denen man einst die Bänke abschraubte, um sie aus der Gegend zu vertreiben, ihren eigenen Aufenthaltsbereich erhalten – inklusive einer Toilette, die bereits für einen symbolischen Cent zu öffnen ist. „Interessen ausgleichen, Nutzungskonflikte entschärfen“, das seien die Kernpunkte gewesen, sagt Elfert: „Und die Leute haben sich hierarchielos eingebracht. Die alten Damen, die mit ihrem Hund über den Platz gehen waren genauso wichtig wie der Sozialwissenschaftler oder der Polizist.“ Geholfen hat dabei sicher, dass der „Leo“ in den letzten Jahren schon etwas von seinem einstigen Schmuddel-Image losgeworden war, unter anderem durch die dort stattfindenden Veranstaltungen wie die „Fete de la Musique“ oder den Weihnachtsmarkt.

Freude bei den Anwohnern

Freude auch bei den Anwohnervertretern? „Im Prinzip ja“, Maria Breitfeld-Markowski, eine von 27 ehrenamtlichen Mitgliedern der Stadtteilvertretung „Mensch Müller“. Auch wenn sie mit ihren Kollegen am Samstag mit einem Infostand auf weitere Verbesserungsvorschläge beim Verkehrskonzept in der Gegend hinweisen will, freue sich auf den Eröffnungsabend: „Die Bemühungen münden nun endlich in etwas Sichtbares.“ Insbesondere in den hinteren Teilen seien die Verbesserungen spürbar, sagt sie, auch wenn für das „flanierende Volk der Müllerstraße“ der Leopoldplatz mit der alten Schinkelkirche, also mit der Sichtgrenze von der Hauptverkehrsstraße, aufhöre. Die Anwohner wüssten die verbesserten Bedingungen sehr zu schätzen.

An Geschmacksfragen werden sich natürlich auch weiterhin die Geister scheiden. So zählt auch Maria Breitfeld-Markowski zu denen, die den runden Brunnenschalen mehr abgewinnen konnten als dem neuen Fontänenfeld, das vielleicht nicht recht zur Backsteinkirche passt, allerdings die Veranstaltungsfläche auf dem Vorplatz bei Bedarf erhöht. Und Eberhard Elfert kritisiert, dass bei aller Wichtigkeit der sozialen Fragen die geschichtliche Komponente bei den Planungen viel zu kurz gekommen sei.

Am wichtigsten aber scheint, dass alle mit ihm leben können, mit ihrem Leo. Denn das müssen sie ja ohnehin, jeden Tag aufs Neue.

--- Feierliche Eröffnung des neuen Leopoldplatzes am Freitag, den 25. Oktober, ab 17.30 Uhr. Gleichzeitig öffnet die Ausstellung „Kooperativ handeln – eine Zwischenbilanz“ der Aktiven Zentren in Berlin (bis  8.11.2013 jeweils Mo.-Fr. von 16-20 Uhr in der Alten Nazarethkirche).

Dieser Artikel erscheint auf dem Wedding Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Johannes Ehrmann

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