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Beste Opernaufnahme: Ein Grammy geht nach Berlin

Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und der Rundfunkchor Berlin haben in der vergangenen Nacht mit Dirigent Kent Nagano einen Klassik-Grammy geholt. Beim Pop gab es Überraschungen.

Die US-Plattenindustrie kürte das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und den Rundfunkchor Berlin für ihre gemeinsame Opernaufnahme von „L'Amour De Loin“ unter der Leitung des amerikanischen Dirigenten Kent Nagano. Mit der von der Finnin Kaija Saariaho (58) komponierten Oper setzten sich die Berliner unter anderen gegen das Orchester des Royal Opera Houses in London und das BBC National Orchestra von Wales durch.

Pech dagegen für andere deutsche Hoffnungsträger. In der Sparte beste Choraufnahme unterlagen das Freiburger Barockorchester und der RIAS-Kammerchor mit Haydns „Schöpfung“. Die Grammy-Trophäe ging stattdessen an das Chicago Symphony Orchestra und seinen Chor für eine Aufnahme von Verdis „Requiem“ unter dem Dirigenten Riccardo Muti. Enttäuschung auch für die junge deutsche Violin-Virtuosin Julia Fischer. Die Grammy-Juroren entscheiden sich gegen ihre CD mit Niccoló Paganinis 24 Capricen. Der Preis wurde Paul Jacobs für seine Orgelinterpretation von Oliver Messiaens „Livre Du Saint-Sacrement“ zuerkannt.

Die slowakische Mezzosopranistin Lucia Dochunovà, die mit der NDR-Radiophilharmonie den Zyklus „Canto à Seville“ bearbeitet hatte, konnte sich nicht gegen das „Sacrificium“ ihrer Kollegin Cecilia Bartoli behaupten. Ebenso verlor Hans Werner Henze (84) mit seinem „Apassionatamente Plus“ bei den Zeitgenössischen Kompositionen.

Die Gewinner der Grammys im Bereich Klassik wurden kurz vor der 53. Verleihzeremonie im Staples Center von Los Angeles auf der Webpage der Recording Academy bekanntgegeben. Der Grammy wurde in diesem Jahr in 109 Kategorien vergeben. Deutsche Künstler waren nach alter Tradition wieder stärker bei den Klassikern als in den Sparten Rock, Pop, Rap, Folk oder Jazz vertreten.

Lady Antebellum schlägt Eminem, Katy Perry und Justin Bieber

Und bei Country kommen die Deutschen schon gar nicht vor. Ohnehin fristet Countrymusik in Europa eher ein Schattendasein, in den USA ist es ein Riesenmarkt. Ein Song hat jetzt auch die Grammy-Verleihung überrannt: „Need You Now“ von Lady Antebellum. Die Favoriten Eminem, Katy Perry und Justin Bieber enttäuschten hingegen.

Der poppige Countrysong räumte ab: Lady Antebellum bekam gleich vier der begehrtesten Musikpreise der Welt für „Need You Now“ - als Song und als gleichnamige Platte - bekommen. Die Band aus Nashville hatte sich vor nicht einmal fünf Jahren gebildet. Lady Gaga bekam drei der kleinen goldenen Grammophone, ansonsten enttäuschten die Favoriten: Eminem ging, obwohl zehnmal nominiert, nur mit zwei Trophäen nach Hause, Justin Bieber und Katy Perry sogar gänzlich mit leeren Taschen. Auch der Deutsche Hans Zimmer bekam nichts.

„Need You Now“ wurde in gleich zwei der drei wichtigen Kategorien geehrt, als bester Song und als beste Aufnahme des Jahres 2010. Damit wurden einmal die Interpreten und einmal Komponisten und Texter des Liebesliedes geehrt - jeweils das Trio aus Tennessee. Der Titel - nicht hundertprozentig Country, sondern sehr poppig - bekam auch noch die Preise als bester Countrysong und beste Country-Darbietung. Beste Platte wurde „The Suburbs“ von der kanadischen Independent-Band Arcade Fire.

Grammys für Lady Gaga, Bruno Mars, Train - und Randy Newman

Beste Popsänger des Jahres wurden Lady Gaga und Bruno Mars. Die 24-jährige New Yorkerin bekam den Preis für „Bad Romance“ von ihrem Album „The Fame Monster“, der ein Jahr ältere Rhythm-and-Blues-Musiker aus Hawaii für „Just The Way You Are“. Beste Popgruppe wurde Train. Die drei erhielten für den eingängigen Song „Hey, Soul Sister“ den Preis als „Beste Gruppe“.

Mars war sechsmal nominiert, er bekam nur einen Preis. Eminem hatte sich nach Jahren der Krise eindrucksvoll wieder zurückgemeldet, doch aus zehn Nominierungen wurden nur zwei Grammys. Katy Perry legte wieder eine pompöse Bühnenshow hin, geehrt wurde sie nicht. Und auch Teeniestar Bieber ist zwar gerade mit einem Konzertfilm außerordentlich erfolgreich und begeisterte zusammen mit Usher das Publikum in Los Angeles. Aber auch er ging preislos nach Hause.

Enttäuscht konnte auch Hans Zimmer sein. Gleich zwei der fünf Nominierungen für die beste Filmmusik lauteten auf den Namen des Frankfurters. Das Grammophon ging aber an Randy Newman für den Soundtrack zu „Toy Story 3“. (dpa)

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