Der BER-Bahnhof wird aufgerüstet: Ein Flughafenbahnhof für 45 Millionen Fahrgäste
Vor Eröffnung des Flughafens soll die Station effizienter werden – und mehr Fahrgäste abfertigen können, als der BER. Die Bahn investiert 675 Millionen Euro.
Der Fahrscheinentwerter funktioniert schon. „Flugh. B/Brbg“ wird auf das Ticket gedruckt, das Datum stimmt, die Uhrzeit auch. Falsch ist der Name. Wenn nach der Eröffnung des BER im Oktober 2020 die ersten echten Passagiere in die Züge steigen werden, wird der Bahnhof „BER – Terminal 1-2“ heißen. Dies sagte Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek am Dienstag.
Ob auf den Bahnhofsschildern künftig noch der Airport-Beiname „Willy Brandt“ stehen werde, sei nicht sicher, aber wahrscheinlich, sagte Kaczmarek. Erstmals war am Dienstag ein Sonderzug mit einigen Fahrgästen in den Flughafenbahnhof eingefahren. Acht Monate vor der Eröffnung des neuen Flughafens zeigte Kaczmarek die sechsgleisige Station, die bekanntlich seit neun Jahren fertig ist.
Es ist unklar, ob die Kapazitäten reichen
675 Millionen Euro hat die Bahn investiert. Zwei Gleise sind für die S-Bahn, vier für Regional- und Fernbahn. Die Stempel in den Entwertern werden also umgestellt. Und es fehlen noch die Fahrscheinautomaten. Die waren 2011 schon da, wurden in der Zwischenzeit jedoch an anderen Bahnhöfen aufgestellt, nachdem Kriminelle serienweise Automaten gesprengt hatten – und die Geräte deshalb Mangelware waren.
Abfertigen kann die Station offiziell 125.000 Menschen pro Tag, im Jahr also etwa 45 Millionen. Das ist mehr als der Flughafen selbst, zudem nach Kaczmareks Angaben tatsächlich die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs höher liege: „Der schafft mehr.“ Dennoch macht sich die Bahn schon Gedanken um eine Kapazitätserweiterung. So werden bald zusätzliche Signale eingebaut, damit zwei Regionalzüge gleichzeitig auf den 400 Meter langen Bahnsteiggleisen halten können, aus verschiedenen Richtungen kommend. Dieses Verfahren wird seit Jahren auf dem Hamburger Hauptbahnhof praktiziert.
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Langfristig könnte die Einfädelung der Ostanbindung in die Görlitzer Bahn ausgebaut werden, sagte der Bahnchef. Derzeit müssen die Züge vom BER das Gegengleis kreuzen, das senkt die Durchlassfähigkeit enorm. Fachleute hatten das Nadelöhr von Beginn an kritisiert. Eine Brücke über die Gleise würde Millionen kosten. Letztlich sei nicht der Flughafen der Engpass, sondern die innerstädtischen Gleise.
Stadtbahn und Nord-Süd-Tunnel seien ausgelastet. Langfristig werden Regionalzüge auch über den dann elektrifizierten Südring fahren, sagte Kaczmarek. Am Südkreuz könnte dann ein Regionalbahnhof neben der Halle der S-Bahn gebaut werden. Genau so hat die Bahn auch das Ostkreuz erweitert.
Züge fahren im Viertelstundentakt
Zum Start Ende Oktober 2020 werden die bisher auf der Stadtbahn (Zoo – Alex – Ostkreuz) fahrenden Regionallinien RE7 und RB14 um einen halbstündlichen Flughafenexpress (FEX) ergänzt, der vom Hauptbahnhof via Gesundbrunnen und Ostkreuz fährt. Zusammen bilden diese Züge einen Viertelstundentakt. Die Fahrt wird vom Berliner Hauptbahnhof 30 Minuten (RE/RB) dauern, mit der S-Bahn 51 Minuten. Zudem hält der neue IC Dresden–Berlin–Rostock ab Eröffnung der Station unter dem BER.
Mit der Fertigstellung der Dresdner Bahn soll der Flughafenexpress nur noch 20 Minuten benötigen. Bislang war das für 2025 angestrebt, doch nun klagte die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow gegen den Planfeststellungsbeschluss für die Dresdner Bahn auf Brandenburger Gebiet – und bringt damit den Zeitplan durcheinander. „Völlig unverständlich“, grummelt Kaczmarek. Aus Sicht des Berliner Bahnchefs wird die Klage erfolglos sein, zumal die Gemeinde von den Bauarbeiten profitiere: „Die kriegen einen völlig neuen Bahnhof.“ Die Gemeinde bemängelt die geplanten Straßenführungen, mit denen sechs bisherige Bahnübergänge ersetzt werden sollen.
Möglich ist deshalb, dass die Dresdner Bahn ein oder mehrere Jahre später fertig wird. Bekanntlich war bereits mehr als ein Jahrzehnt juristisch um die Streckenführung auf Berliner Gebiet gestritten worden, inklusive Planung waren es 20 Jahre. Seit 2018 wird gebaut.