Schwante in Brandenburg: Ein bisschen Florenz im Norden Berlins
Ausflugstipp fürs Wochenende: Das kleine Schwante bei Kremmen im Norden Berlins ist einen Tagestrip wert. Dort gibt es einen Renaissancegarten, Wollschweine und ein Schloss mit Restaurant und Theater.
Schwante hatte seine historischen Minuten, als dort im September 1989 im Pfarrhaus die DDR-SPD gegründet wurde. Seitdem ist in dem kleinen Ort zwischen Kremmen und Oranienburg viel Zeit vergangen und relativ wenig passiert – aber dennoch ist die Gegend inzwischen eines der attraktivsten Ausflugsziele im Norden Berlins. Das liegt vor allem am Schaugarten, den der Berliner Michael Beuthe schon kurz nach der Wende auf dem 90 000 Quadratmeter großen Gelände einer alten Baumschule eingerichtet hat. Was dort jetzt zu sehen ist, wirkt, als sei es schon immer da gewesen, vor allem der Renaissancegarten, der exakt nach einem Vorbild aus der Nähe von Florenz angelegt wurde. Vier Wasserbecken aus Klinker um einen Springbrunnen sind von Buchsbaumrabatten und geschnittenen Zypressen umgeben. In anderen, natürlich angelegten Teichen wachsen Seerosen und winterharter Lotus, die im Sommer ein besonderer Anziehungspunkt sind. Hinzugefügt hat Beuthe außerdem einen englischen „Knot Garden“ mit Lavendeleinfassungen und einen Rosengarten.
Zwischen den weitläufigen Restbeständen der Baumschule ist allerhand Getier zu sehen, für kleine Gäste sind aber sicher die Wollschweine die Hauptattraktion – bis zu 70 Tiere suhlen sich am Rand des Geländes. Ihr wohlschmeckendes Fleisch kann an Ort und Stelle in Form vorzüglicher Bratwürste genossen werden, es gibt aber auch Schinken und - auf Vorbestellung – rohes Fleisch, sofern Berliner Gourmetköche wie Marco Müller und Michael Kempf etwas übrig lassen. Geöffnet ist der Garten an den Wochenenden von April bis Oktober; die weitläufige Inszenierung lohnt immer einen Besuch.
Von hier ist es nicht weit zum Mühlensee, einem in den siebziger Jahren künstlich aufgestauten Gewässer, das längst ein harmonischer Teil der Landschaft geworden ist. Der Uferrundweg liegt zum Teil auf Stegen, die zwischen 2011 und 2014 neu errichtet wurden. Als Abschluss der kleinen Wanderung bietet sich ein Besuch der namensgebenden Vehlefanzer Bockwindmühle an, die weithin sichtbar ist und von April bis September immer sonnabends besichtigt werden kann. Schwante hat auch ein Schloss – der Name ist allerdings ein wenig zu hochtrabend für das hübsche dreiflügelige Guthaus am Rand des Ortes.
Es stammt aus dem 18. Jahrhundert, hat eine lebhafte Vergangenheit als Adelssitz, Typhus-Krankenhaus und FDJ-Bildungsstätte hinter sich und diente zuletzt der Gemeinde als Rathaus und Kita. Seit 2010 wird es vom Berliner „Hexenkessel-Hoftheater“ und „Clärchens Ballhaus“ mit verschiedenen Veranstaltungen bespielt – und ist nach langen bürokratischen Auseinandersetzungen seit 2015 auch ein einfaches, erfrischend unkonventionelles Restaurant mit regionaler Küche. Der üppige Schwante-Burger und das „gerupfte Schwein“ gehören zu den Favoriten der Gäste, die im Garten unter einem hoch oben aufgehängten Kronleuchter sitzen.
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Adressen aus diesem Text
Schloss Schwante, Schlossplatz 1-3, Oberkrämer/OT Schwante. schloss-schwante.de
Schaugarten, Gartenweg 56, Oberkrämer/OT Schwante. schaugarten-schwante.de
Kremmen
Ein pittoreskes Städtchen mit seiner Kirche St. Nikolai, barock ausgestattet und um 1200 entstanden, mit einem großen historischen Marktplatz samt neoklassizistischem Rathaus, Fachwerkgebäuden, hübschen Läden und Cafés und dahinter einem Viertel aus 40 erhaltenen Klinkerscheunen, mit einem Museum, einem Hofladen, weiteren Geschäften und Gasthäusern.
Karolinenhof
Käse kaufen, Käse essen, Ziegen streicheln, das alles kann man auf Gela Angermanns Karolinenhof samt „Wiesencafé“ nördlich von Nauen. Ein Platz für Kinder ist der Hof allemal; sie können die Baumschaukel ausprobieren, beim Füttern der Ziegen zuschauen oder beim Melken dabei sein. www.ziegenkaeserei-karolinenhof.de
Keramikmuseum Velten
40 Fabriken stellten in Velten einst Kacheln für Berliner Öfen her. Hunderte von Ausstellungsstücken im Museum halten die Erinnerung an die großen Zeiten wach – von der Gebrauchskeramik bis zu Kachelöfen. www.ofenmuseum-velten.de