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Werner Salomon
© Thilo Rückeis

König von Spandau: Ehemaliger Bezirksbürgermeister Werner Salomon gestorben

Der langjährige Spandauer Bürgermeister Werner Salomon ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren.

Er war der unumstrittene König auf seiner Zitadelle – und weit drum herum. Aber keiner, der aus dem Amt des Bezirksbürgermeisters allein große Ansprüche ableitete, sondern ein bürgernaher, demokratisch legitimierter Regent: Der Stadtälteste Werner Salomon, 13 Jahre lang bis 1992 Chef im Spandauer Rathaus, einer der letzten großen West-Berliner Politiker, ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben.

West-Berlin, das ist nicht ehrenrührig gemeint, sondern bedeutet:  Solche wie Salomon gibt es heute nicht mehr. Da war einer die Ochsentour gegangen zwischen SPD und Gewerkschaften, aber nicht, um sich die Stadt zur Beute zu machen, sondern um für sie zu arbeiten, öffentlicher Dienst im Wortsinn.

Der gebürtige Charlottenburger, der den Krieg als Flakhelfer in Ostfriesland hinter sich gebracht hatte, wurde zunächst Steuerinspektor, dann Abteilungsleiter beim DGB, trat 1960 in die SPD ein. 1971 schaffte er es ins Abgeordnetenhaus, wurde zwei Jahre später zum Arbeitsdirektor der Gasag ernannt. 1979 übernahm er seine Lebensaufgabe: Spandau, die Großstadt „bei Berlin“.

Doch diesen vermeintlichen Schritt in die Provinz unternahm er nicht, um es sich dort gemütlich zu machen, sondern weil ihn der (sehr inoffizielle) Status Spandaus als autonome Republik reizte. Zeitweise wurde er als „heimlicher Außenminister“ dieses Zwergstaates tituliert, weil er beispielsweise die Kairoer Stadtväter in Sachen Kommunalverwaltung beriet. Die andere Seite lag ihm ebenso am Herzen, wie er während des Golfkriegs mit einem demonstrativen Solidaritätsbesuch in der israelischen Spandauer Partnerstadt Ashdod zeigte.

Aber auch innerdeutsch war bei ihm im Rathaus allerhand los. Heute ist fast in Vergessenheit geraten, dass er es noch zu Mauerzeiten schaffte, die Kreisstadt Nauen, eine halbe Autostunde westlich in der DDR, zu einer Städtepartnerschaft zu bewegen. Und nach dem Fall der Mauer holte er eilends Weststaaken nach Spandau und also nach Berlin zurück, jenen Ortsteil, der 1951 bei einem Gebietstausch der Alliierten in die DDR eingegliedert worden war.

Sein Ruhestand war nicht weniger aktiv: Ehrenamt beim Arbeiter-Samariter-Bund in Nauen, Vorstandsmitglied der Arbeiterwohlfahrt in Spandau, Chef des 1. FC Spandau: ein pralles Lebenswerk. Nur, wer 2014 Weltmeister wird, kann der leidenschaftliche Fußballfan nun nicht mehr erfahren.

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