Denkmal in Berlin-Friedrichshain: East Side Gallery wird zum Schutz vor Graffiti eingezäunt
Die East Side Gallery wird schon wieder saniert und von Graffiti und "Gästebuch-Einträgen" der Touristen befreit. Um das Denkmal dauerhaft zu schützen, wird über einen Zaun diskutiert.
Berlins Touristen-Magnet, die East Side Gallery, muss schon wieder repariert werden. Seit voriger Woche wird das Baudenkmal gereinigt und saniert. Nach der letzten Großsanierung im Jahr 2009 haben sich jede Menge Kritzeleien, Graffiti und andere Schmierereien auf der Freiluftgalerie angesammelt, zudem gibt es zahlreiche Beschädigungen. Deshalb wird jetzt über eine langfristige Lösung nachgedacht, um das längste, noch vorhandene Mauerstück vor Vandalismus zu bewahren.
Ein Zaun ist die einzige Lösung
„Es soll einen dauerhaften Schutz geben, darüber sind sich alle einig“, bestätigt Adalbert Maria Klees, technischer Leiter des bezirklichen Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg. Wie dieser aber auszusehen hat, wisse man noch nicht. Bis Sommer 2016 soll nun als Zwischenlösung während der Reinigungsarbeiten ein etwa kniehoher Bauzaun 80 Zentimeter vor den bereits gereinigten Flächen stehen bleiben. Man müsse Besucher sensibilisieren und sie darauf aufmerksam machen, dass es sich um ein Denkmal handle und kein Gästebuch der deutschen Hauptstadt. Ob der dauerhafte Schutz ebenfalls ein Zaun sein soll, eine Mauer vor der Mauer sozusagen oder doch ein transparentes Gitter, bleibt zu diesem Zeitpunkt noch offen.
Das warme Wetter begünstigt die Sanierung. Man brauche mindestens zehn Grad um die Graffiti zu entfernen, so Klees. Sobald es zu kalt ist, wird eine Pause eingelegt. Im Frühjahr nächsten Jahres wird dann weitergemacht und im Sommer zu einem Ende kommen. Bis heute wurden bereits etwa 150 Meter der 1,3 Kilometer langen Mauer von Schmierereien befreit. Außerdem sollen Schäden und Löcher ausgebessert werden.
Künstler fordern Mitspracherecht
Dafür fordert die Künstlerinitiative East Side Gallery mehr Mitspracherecht. Die Reiniger hätten zwar Fotos der Originalbilder, wüssten aber natürlich nicht so gut wie die Künstler selbst, wie ihr Werk vor der Beschmutzung ausgesehen hat. „Es geht um die Urheberrechte der Künstler“, meint Jörg Weber, Pressesprecher der Initiative. Wäre es dann nicht einfacher die alten Bilder einfach von den Künstler mit den gleichen Motiven übermalen zu lassen? Weber verneint das: „Die East Side Gallery ist ein Denkmal. Es gilt die alten Bilder zu retten und nicht einfach neue darüber zu malen.“ Außerdem müssten alle Veränderungen mit der Denkmalschutzbehörde abgesprochen werden.
Weitere Projekte
Parallel zur Reinigung wird auch über weitere Projekte gesprochen, für die man aber zusätzliche Gelder benötige. Die 230 000 Euro, die vom Bund und Land bereitgestellt wurde, bezahle nur die Sanierung. Neben dem bereits erwähnten dauerhaften Schutz soll außerdem der Bürgersteig verbreitert werden. Dies sei notwendig, sobald der Zaun errichtet worden sei, um mehr Platz für die Besucherströme zu gewähren. Dafür soll der Parkstreifen in den Mühlenstraße entfernt werden und zum Bürgersteig umgebaut werden. Passieren soll das im Frühjahr 2016. Der Antrag für die Finanzierung wurde bereits an das Land gestellt, bestätigt Klees.
Des Weiteren soll es mehr Informationsquellen für Besucher geben und Tafeln zwischen den einzelnen Bildern angebracht werden. „Touristen müssen mehr Respekt vor der Mauer und auch vor den Künstlern haben“, sagt Kani Alavi, Vorsitzender der Künstlerinitiative East Side Gallery. Vor 25 Jahren habe er auch selbst einen Teil der Mauer künstlerisch gestaltet.
East Side Gallery soll nationales Denkmal werden
Zuletzt wurde ein Antrag an die Stiftung Berliner Mauer, die unter anderen für die Gedenkstätte an der Bernauer Straße zuständig ist, gestellt. Dieser wurde aber aus inhaltlichen Gründen abgelehnt. Nun ist es das größte Anliegen der Initiative, die East Side Gallery als nationales Denkmal anerkennen zu lassen. So würde der Bund die Verantwortung übernehmen und es würden mehr Staatsgelder zur Erhaltung der Mauer zur Verfügung stehen, weiß Jörg Weber. Denn dem Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain, der bis dato für das Denkmal zuständig ist, fehlen die finanziellen Mittel. Für die jetzige Sanierung stellten die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), sowie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt jeweils 115 000 Euro bereit.
Hannah Hauer