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Am Ende noch ein Gruppenfoto: Die Nachtschicht-Teilnehmer im Tagesspiegel-Gebäude.
© Martin Niewendick

Soziales Engagement: Durch die Nacht für den guten Zweck

Kreative Köpfe helfen sozialen Projekten: Die "Nachschicht" fand in der Nacht zu Samstag im Verlagsgebäude des Tagesspiegels statt. Am Ende war das Bier alle und die Teilnehmer waren zufrieden.

Um Punkt Mitternacht gibt es erst einmal eine kräftige Gulaschsuppe. Bereits seit sechs Stunden sind Kreative aus den verschiedensten Unternehmen im Dauereinsatz für den guten Zweck. Das macht hungrig. Es ist „Nachtschicht“ im Verlagsgebäude des Tagesspiegels. In der Nacht von Freitag auf Samstag arbeiten sieben Teams mit fünf bis sechs Experten aus unterschiedlichen Kreativ-Branchen für gemeinnützige Organisationen. Dabei geht es in erster Linie darum, den Organisationen bei Werbung, Außendarstellung, Informationsmaterial und ähnlichem unter die Arme zu greifen. In verschiedenen Teams werden Konzepte erarbeitet, Texte verfasst, Flyer gestaltet oder Storyboards für Imagefilme erstellt. Der Service ist gratis: Aus 60 Organisationen hat eine Jury sieben ausgewählt, die in den Genuss der kostenfreien Unterstützung kommen. Im vergangenen Jahr fand die erste Nachtschicht statt.

Auch Shona Stark gönnt sich um Mitternacht eine kurze Pause. Sie ist Grafik-Designerin und arbeitet in der Gruppe für die Initiative „Demenzfreundlich! Treptow-Köpenick“ mit. Denn die hat ein Problem: Zwar bietet sie Schulungen an, um Laien das Thema Demenz näher zu bringen. Allein, es hapert an gutem Info-Material, um diese Menschen auch zu erreichen. „Wir arbeiten hier sehr professionell“, sagt Stark. In der Gruppe herrsche ein kreativer Geist und die Zusammenarbeit funktioniere gut. Dass sie gerade in dieser Arbeitsgruppe mitmacht, passe sehr gut. Ihre Großmutter leide an Demenz, erzählt die Freiberuflerin. Zusammen mit Journalisten, Mediengestaltern und anderen sorgt sie nun dafür, dass die Schulungen der Initiative ihre Zielgruppe besser erreichen.

Rotwein, Bier und Pop-Musik

Auch in den anderen Gruppen rauchen die Köpfe. Neben der Demenz-Initiative wurden die Johanniter ausgelost, die Kulturloge Berlin, der Integrationsverein Morus 14, die sbh-Gefangenen-Fürsorge und der Treff-  und Informationsort für Migrantinnen. Außerdem hat der Tagesspiegel einen Platz verlost. Den konnte der Berliner Landesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft ergattern. Für ihn werden Plakate entwickelt, die noch am Samstagmorgen in Berlin plakatiert werden sollen.

Überall stehen Flipcharts herum, Collagen mit Konzepten hängen an den Wänden, Laptops brummen vor sich hin. Am Buffet gibt es neben der Gulaschsuppe verschiedene Kuchen, Snacks und andere Leckereien. Dazu gibt es Softdrinks, Wasser und Kaffee, aber auch Rotwein und Bier. Aus den Boxen plätschert Pop-Musik.

Die ungewöhnliche Arbeitszeit scheint hier niemanden zu stören. „Das machen doch tausende Menschen jeden Tag“, sagt Alex Fiebig, der für den Verein Morus an einer Kampagne gegen Antisemitismus in Neukölln feilt.

„Die Auslosung der Initiativen war kompliziert“, sagt Nadia Schrod vom Veranstalter-Team. „Wir wollten möglichst viele Bereiche abdecken.“ So sei auf eine möglichst große thematische Vielfalt unter den gemeinnützigen Organisationen geachtet worden. Aber auch die Konzepte und Arbeitsergebnisse sind breit gefächert: „Die Gruppen erstellen die unterschiedlichsten Dinge, die einen texten für eine Infobroschüre, andere überarbeiten eine Website“, sagt Schrod.

„Arschbombe mit MS“

Gegen drei Uhr strömen die Gruppen zurück in das Foyer. Der Alkoholvorrat ist weitestgehend aufgebraucht. Der Blick ist oft müde, aber zufrieden. „Es war schon anstrengend“, sagt Shona Stark von der Demenz-Gruppe, „aber wir waren erfolgreich“. Fünf verschiedene Flyer hat die Gruppe erstellt. Sie zeigen Alltagssituationen, die die Hindernisse deutlich machen, mit denen Erkrankte täglich zu kämpfen haben. Dennoch: „Die Nacht war super“, resümiert sie.

Bei der Präsentation ist die Stimmung bierselig. Es wird viel gelacht und geklatscht. Die ursprünglich bunt zusammengewürfelten Gruppen sind in den vergangenen acht Stunden zusammengewachsen. Die Gruppe, die für die Multiple Sklerose Gesellschaft Plakatmotive entworfen hat, ist als letzte dran. Die Plakate sind bereits im Druck und werden schon in Kürze in der Stadt verteilt. Auf ihnen prangen simple, plakative Botschaften wie „Sex mit MS“ oder „Arschbombe mit MS“. „Wir wollten damit sagen, dass man trotz der Erkrankung ein relativ normales Leben führen kann“, sagt eine Sprecherin. Am Ende noch das obligatorische Gruppenfoto, und schon verschwinden die Kreativlinge in die Nacht. Ihre Schicht ist beendet.

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