zum Hauptinhalt
Menschen laufen am verkaufsoffenen Sonntag am 2. Advent die Tauentzienstraße entlang.
© Fabiam Sommer/dpa

Verkaufsoffener Sonntag in Berlin: Doppelte Häme für Weihnachtsshopper in diesem Jahr

Der Andrang hielt sich beim verkaufsoffenen Sonntag in Grenzen. Für die Gewerkschaft ist das ein Indiz der Vernunft - auf sozialen Netzwerken wird gewettert.

Über den S-Bahnhof Südkreuz werden Billy- und Pax-Regale geschleppt, in Richtung der Ikea-Filiale Tempelhof, zum Umtausch. Die schwedischen Türen sind noch zu, aber die Schlange reicht schon bis auf den Parkplatz. Doch nachdem den Wartenden um 13 Uhr der Einlass gewährt wird, ist die Schlange kürzer.

Am ersten verkaufsoffenen Adventssonntag in Berlin hielt sich der Andrang in den Geschäften in der Hauptstadt in Grenzen. Zwar waren zahlreiche Menschen in den beliebten Einkaufsmeilen unterwegs, doch wirklich voll wurde es nicht.

Auf der Schloßstraße in Steglitz, schieben Barbara Bredow und Roswitha Paeslack ihre Gehwägen vor sich her. Sie wohnen in einem Seniorenwohnheim in der Nähe und freuen sich über den ungewöhnlichen Betrieb am Sonntag. „So haben wir schön was zu gucken“, sagt Bredow. Sie hätten keine Angst vor dem Virus, sagt Paeslack, durch die Maske fühlten sie sich geschützt – in Geschäfte gehen sie aber nicht. Familien mit großen Plastiktüten flitzen vorbei.

Allerdings haben Weihnachtsshopper es nicht leicht: Erst die Konsumkritik von Fridays for Future im letzten Jahr – und jetzt kommt noch die Häme wegen des erhöhten Infektionsrisikos hinzu. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schreibt ein Nutzer: „Während einer Pandemie bekommt der Satz ,Shoppen bis zum Umfallen’ eine ganz neue Bedeutung.“

Doch auf der Schloßstraße ist kein schlechtes Gewissen spürbar. Bei Karstadt herrscht normaler Betrieb. Ein Mitarbeiter sagt: „Es ist gut, dass heute offen ist, für alle, die sonst arbeiten müssen.“ Eine Kundin ergänzt, dass vor Weihnachten einfach so viel einzukaufen sei, „ohne diese Extra-Tage ist das kaum zu schaffen.“ Der Musiker Gunnar Wittek sitzt vor dem Laden und spielt Weihnachtslieder auf einer Gitarre. Dazu singt er sehr laut. Ob es heute besonders voll sei? „Nee, alles ganz normal, alles wie immer.“ Er muss es beurteilen können, er sitzt fast immer hier.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über die aktuellsten Entwicklungen rund um das Coronavirus. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de.]

Der Berliner Senat hatte in der Adventszeit zwei verkaufsoffene Sonntage genehmigt - der zweite ist am 20. Dezember. Der Handelsverband hätte angesichts der Corona-Krise gerne weitere durchgesetzt. Die Gewerkschaft Verdi hatte sich dagegen ausgesprochen. „Man kann die Menschen nicht mit verkaufsoffenen Sonntagen überlisten“, sagte Erika Ritter, Fachbereichsleiterin Handel bei der Gewerkschaft Verdi.

Aufgrund der verordneten Einschränkungen verzeichnet vor allem der stationäre Handel mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft zum Teil deutliche Umsatzeinbußen. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, sprach bereits am Samstag von Rückgängen von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vor allem in zentralen Lagen. (mit dpa)

Zur Startseite