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Blick auf das Eingangstor zum Dong Xuan Center. 
© dpa

Verdacht auf Menschenhandel im Asiamarkt: Dong Xuan Center ist laut Ermittlern Anlaufstelle für Schleuser

Immer wieder spielt das Zentrum laut Senat eine Rolle bei Schleusungsverfahren mit Bezug zu Vietnamesen. Systematische Kontrollen gibt es offenbar erst seit kurzem.

Der riesige Asiamarkt Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg ist nach Einschätzung der Kriminalpolizei eine Anlaufstelle für die Schleuserkriminalität deutsch-vietnamesischer Banden. Das Zentrum mit etwa 350 Geschäften in großen Hallen sowie die Umgebung spielten wegen Lage, Infrastruktur und logistischer Möglichkeiten immer wieder eine Rolle bei Schleusungsverfahren mit Bezug zu Vietnamesen, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber.

Schleuser und andere Beteiligte träfen sich dort. Durch Überwachungsmaßnahmen würden in den Geschäften immer wieder illegale Arbeitsverhältnisse von Vietnamesen festgestellt. 

„Obgleich dies den Verdacht des Menschenhandels nahelegen kann, lässt sich diese Vermutung bisher nicht belegen.“ Betreiber des Centers hätten bisher nicht im Fokus der Ermittlungen gestanden. Auf eine dpa-Anfrage nach einer Stellungnahme reagierte der Betreiber zunächst nicht.

Im Dong Xuan Center gibt es vor allem zahlreiche Geschäfte für Kleidung, Spielzeug und Wohnungseinrichtung sowie Nagelstudios, Kosmetiksalons, Friseure, Massagesalons, Imbisse und Restaurants. 

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In den vergangenen fünf Jahren seien 24 Brände auf dem Gelände gemeldet worden, so der Senat. Allein 2016 habe es neun Mal und 2019 acht Mal gebrannt. Über die Höhe der Sachschäden oder Versicherungsschäden sei aber nichts bekannt.

Systematische Kontrollen des Dong Xuan Centers durch den Gewerbeaußendienst des Landeskriminalamtes gibt es offenbar erst seit kurzem. Bis 2019 gab es laut Senat keine entsprechenden Einsätze, 2020 folgten zwei Einsätze, im Januar 2021 erneut einer.

Kritik an der Polizeiarbeit in der Vergangenheit

Der SPD-Innenpolitiker Schreiber kritisierte: „Das polizeiliche Desinteresse zwischen 2016-2019 am Dong Xuan Center ist bemerkenswert. Gerade bei den vermehrten Bränden hätte es mindestens Ermittlungsansätze unabhängig von den Schleusungsverfahren gegeben, das ganze Objekt dauerhaft vertieft in den Blick zu nehmen.“

[Mehr zum Thema: Illegale Geschäfte mit Immobilien: Warum Berlin der Hotspot der Geldwäsche ist (T+)]

Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte Berlin kürzlich als „Dreh- und Angelpunkt“ vietnamesischer Menschenhändler in Westeuropa bezeichnet und dabei besonders das Dong Xuan Center genannt. Laut BKA werden illegal eingeschleuste Vietnamesen über Berlin nach Westeuropa vermittelt, dort müssten sie die Kosten für die Schleusung abarbeiten. Dahinter stehe „ein riesiges Netzwerk“, das „gewaltige Summen“ umsetze.

Zuletzt war am Mittwoch die Bundespolizei mit einer Razzia gegen eine mutmaßliche deutsch-vietnamesische Schleuserbande vor allem in Berlin vorgegangen. Die Verdächtigen sollen Vietnamesinnen, die illegal nach Deutschland kamen, unter anderem zur Prostitution gezwungen haben, um Schleuserlöhne zu bezahlen. (dpa)

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