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Disneys neue Lieblingsfiguren. Elsa, die Eiskönigin und Schneemann Olaf begeistern die Kinder
© promo

Elsa schlägt Micky:: "Disney on Ice" feiert Premiere im Berliner Velodrom

„Disney on Ice“ ist ein teures Spektakel für alle Eltern – und ernüchternd für die älteren Figuren. Dabei raubt die Eiskönigin Mickey Maus die Show

Es ist, als würden Boris Palm und seine Tochter Hannah ein Spiel- und Süßwaren-Wunderland betreten. „Welcome to Disney on Ice“, tönt es aus den Lautsprechern. Englischsprachige Mitarbeiter marschieren mit überproportionalen Popcorn-Eimern umher, bieten Zuckerwatte in blau und rosa an, haben prinzessinnenhafte Puppen, riesige Poster, Tassen und Leuchtzauberstäbe in ihrer Auslage. Die Show beginnt an diesem Abend im Velodrom lange bevor die Figuren die Eisfläche betreten. Verlocken, verführen, verzaubern – darum geht es hier.

Boris Palm zupft die Haarspange seiner Tochter zurecht. Fotoshooting für Hannah. Die Sechsjährige stellt sich vor den großen Pappaufsteller ihres Idols „Elsa“ aus dem Film „Die Eiskönigin“, lächelt stolz. Die Mitarbeiterin drückt auf den Auslöser, zeigt Hannah das Foto und fragt: „Do you like?“. Hannah nickt und strahlt, als sie ihr Foto in den Händen hält und sich durch die Schlange an Kindern den Weg zu ihren Eltern zurückbahnt. Wie kann es ihr auch nicht gefallen? „Elsa ist die Beste.“ Mutter Claudia König verdreht bei dem Namen schon die Augen. Wie oft habe sie den Film schon gucken müssen? „Bestimmt zehn Mal“, sagt sie und kramt in ihrem Portemonnaie, zehn Euro fürs Foto. „Und Papa muss auch mitgucken, sagt Boris Palm und lacht. An seinem Arm baumelt die große Fanartikel-Tüte. Eine Elsa-Puppe, eine Tasse, ein feenhafter Bilderrahmen. „Keine billige Angelegenheit hier. Geschicktes Marketing eben“, sagt er, so als wisse er nicht, ob er Disney dafür loben oder sich besser über den Medienkonzern aufregen sollte.

Es dauert keine zehn Minuten bis Großeltern, Eltern und Kinder, ja sogar ganze Kindergartengruppen dem Zauber erlegen sind und prall gefüllte Taschen mit sich herumführen. „Diese Harmonie in den Filmen – die mag man doch auch als Erwachsener“, sagt Sandra Werner. „Das erinnert mich noch mal an meine eigene Kindheit“, sagt Ramona Sielski.

Von den einstigen Idolen schwärmen nur noch die Älteren

Aber ist es tatsächlich der Zauber der großen Disney-Welt? Oder doch eher die Faszination der Eiskönigin? Bei der Deutschland-Premiere von „Disney on Ice – Eine fantastische Reise“ handelt es sich zwar um einen Mix aus verschiedenen Disney-Filmen. Von einstigen Idolen schwärmen aber nur noch die älteren Generationen: Micky Maus, Donald Duck, Die Schöne und das Biest.

Die größte Anziehungskraft aber hat heute die Geschichte um die zwei Schwestern Anna und Elsa und den tollpatschigen Schneemann Olaf – humorvoll bis romantisch. „Die hat so tolle Zauberkräfte“, sagt Lina, vier Jahre alt. „Die haben wunderschöne Kleider“, rufen Layla und Charlotte. Sie sind mit ihrer Kita-Gruppe hier, mit Prinzessinnenkleid und Krönchen. „Noch eine Elsa“, quieken sie, als sie weitere Doppelgängerinnen entdecken. Selbst Thomas Schilling guckt sich den Film an. „Meiner Enkeltochter zuliebe“, sagt er. „Der Film läuft bei uns einfach rauf und runter.“

„Die Eiskönigin“ gilt als erfolgreichster Animationsfilm, hat zwei Oscars bekommen und weltweit 1,3 Milliarden Dollar eingespielt. Ein riesiges Merchandising hat sich rund um den Film aufgebaut: von Kalendern über Kleidung, Bettwäsche und Schultaschen. Das Londoner Analysehaus Brand Finance sieht „Die Eiskönigin“ als einen Dauerbrenner. „Disney vermarktet sich selbst als „der glücklichste Platz der Welt“ – das erweist sich nicht nur für Kunden, sondern auch für Investoren als zutreffend“, meinen die Experten. 2018 soll die Geschichte am Broadway in New York als Musical aufgeführt werden.

Die Begeisterung bleibt am Donnerstagabend nicht im Konsum-Wunderland stecken, sondern auch während der eigentlichen Show ist klar: Der Hype dreht sich um einen einzigen Film. Weder Simba und Timon aus dem „König der Löwen“, noch „Peter Pan“ lösen einen ähnlichen Jubel aus wie die finale Inszenierung der „Eiskönigin“. Als die Darsteller ihre Pirouetten auf dem Eis drehen, springen und hopsen die kleinen Mädchen aufgeregt vor der Eisfläche herum, klatschen und singen. Nach zwei Stunden ist der Zauber vorbei. Hinaus geht es an blinkenden Schneemännern und Popcornresten vorbei – im Ohr noch die letzten Wörter aus der Titelmelodie: „Endlich frei.“Julia Bernewasser

Weitere Vorstellungen von „Disney on Ice – Eine fantastische Reise“ am Sonnabend um 11, 15 und 19 Uhr, sowie am Sonntag um 11, 15 und 18.30 Uhr im Velodrom, Paul-Heyse-Straße 26, Prenzlauer Berg, Karten gibt es ab 23 Euro für Kinder bis 14 Jahre, ab 27,40 Euro für Erwachsene.

Julia Bernewasser

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