Notfall-Hilfen für Flüchtlinge: Die viersprachige Feuerwehr
Mecklenburg-Vorpommern führt spezielle Durchsagen für Flüchtlinge ein, damit sie sich bei einem Brand richtig verhalten. In Berlin setzt man auf Comic-Hinweise, die in Treppenhäusern hängen.
Es gab „Sprach- und Mentalitätsprobleme“, wie der damalige Feuerwehrchef Alfred Broemme 2005 sagte, nachdem bei einem Brand in einem vorwiegend von Migranten bewohnten Haus an der Ufnaustraße in Moabit neun Menschen ums Leben gekommen waren. Dort war in der Nacht ein im Treppenhaus abgestellter Kinderwagen angezündet worden. Wie die Feuerwehr sich bei einem Brand verständlich machen kann, zeigt jetzt Mecklenburg-Vorpommern: Dort wird es vierspachige Ansagen geben – auf Englisch, Französisch, Russisch und Arabisch. So sollen nach Angaben des Landesfeuerwehrverbandes speziell Flüchtlinge gewarnt werden.
Die Anweisungen werden per Knopfdruck abgespielt
Die meisten Flüchtlinge verstehen zumindest eine dieser vier Sprachen, begründet der Landesfeuerwehrverband diesen Schritt. Die Ansagen mit Anweisungen etwa zum Verlassen der Wohnungen, zum Schließen der Wohnungstüren oder zum weiteren Ausharren auf dem Balkon könnten problemlos durch Einsatzleitwagen oder Megaphone auf Knopfdruck abgespielt werden. Sprachkenntnisse der Feuerwehrleute sind also nicht erforderlich.
Der Verband speichert die Durchsagen auf Datenträger, die die Feuerwehren in Mecklenburg-Vorpommern im Februar erhalten sollen. Die einzelnen Wehren müssen sich nicht darum kümmern.
Fremdsprachige Ansagen wurden in Berlin verworfen
Auch in Berlin habe man sich nach dem verheerenden Brand an der Uflaustraße eine Strategie überlegt, um Sprachbarrieren überwinden zu können, sagte Broemme, der inzwischen Chef des Technischen Hilfswerks in Deutschland ist, jetzt dem Tagesspiegel. Fremdsprachige Ansagen habe man verworfen, da nicht immer klar sei, aus welchem Land die Bewohner stammen. Die ehemalige Ausländerbeauftragte Barbara John hatte zuvor vorgeschlagen, Sicherheitshinweise mehrsprachig auf Tonband aufzunehmen.
Ein Profi-Cartonist zeichnete die Comics
In Berlin habe man stattdessen einen leicht verständlichen Comic entwickeln und von einem Profi zeichnen lassen, der zeigt, wie man sich bei einem Brand verhalten soll, sagte Broemme. Brennt die Wohnung, sollte man sie schnellstens verlassen und die Tür hinter sich schließen. Brennt oder qualmt es im Treppenhaus, sollte man ebenfalls die Tür geschlossen halten, aber bis zum Eintreffen der Feuerwehr in der Wohnung bleiben. Diese Comics hingen auch heute in zahlreichen Treppenhäusern, sagte Feuerwehrsprecher Gerd Buske. Der Streifen sei zusammen mit der Stadtentwicklungsverwaltung und der Feuersozietät erstellt worden und dort und bei der Feuerwehr zu erhalten. Ob der Comic jetzt auch in allen Flüchtlingsunterkünften hängt, war nicht zu klären.
Um zu vermeiden, dass Bewohner auch nach dem Eintreffen der Feuerwehr in Panik vom Balkon springen, habe man zudem entschieden, dass ein extra abgestellter Feuerwehrmann durch Gesten und Blickkontakt klar macht, dass Hilfe kommt.