Museum für Kinder in Berlin: Die Vielfalt steckt in uns
In der neuen Ausstellung im Labyrinth Kindermuseum lernen Kinder spielerisch fremde Kulturen kennen. Ein Besuch.
João Albertini steht vor der Tribüne im Zentrum des Labyrinth Kindermuseums in Gesundbrunnen. Etwa 60 neugierige Kinderaugenpaare sind auf ihn gerichtet. Mit brasilianischem Akzent begrüßt der langjährige Museumsmitarbeiter fröhlich die anwesenden Kitakinder. Was zunächst irritiert: Er trägt einen bunten Umhang – er ist als fiktive Schmetterlingsart „Vielfalter“ kostümiert. Der ist das Symbol der neuen Ausstellung mit dem wenig selbst erklärenden Titel „1,2,3, Kultummel“. Seit dem 6. Mai ist sie in dem Museum an der Osloer Straße zu sehen.
Das Thema, das das Museum damit in den Mittelpunkt rückt, könnte nicht aktueller sein. Es geht um die vielen geflüchteten Menschen, die in den vergangen Jahren zu uns gekommen sind. Doch wie transportiert man das Thema „Flucht“ an Kinder weiter? Mit dieser Frage hätten sich die Macher der Ausstellung im Vorfeld intensiv beschäftigt, erklärt Pressesprecher Nikola Mirza. Die Idee war dann schnell geboren: „Man zeigt, was die Menschen, die zu uns kommen, an Vielfalt mitbringen“. Ihre Talente, ihr Können, Wissen – ihre Welt.
Oben wird gekocht, unten der Koffer gepackt
Dreizehn verschiedene Stationen haben die Mitarbeiter dazu auf den zwei Ebenen der ehemaligen Fabrik, in der sich das bekannte Kindermuseum seit 20 Jahren befindet, errichtet. Spielerisch können die Kinder hier in fremde Kulturen eintauchen – was sich die anwesenden Kinder nicht zweimal sagen lassen. Gleich nach der kurzen Einführung des Pädagogen im Schmetterlingskostüm stürmen sie in alle Richtungen. Auf der oberen Ebene können sie in einer Küche mit Lebensmitteln aus aller Welt (die meisten aus Plastik) Kochen spielen, aus einem Kühlschrank daneben fallen ihnen Unmengen von bunten Holzfrüchten entgegen. Auf der anderen Seite der oberen Fabriketage ist eine Hörstation aufgebaut: Zwei Mädchen wippen zu der Musik, die ihnen aus Kopfhörern entgegendröhnt. Sie hören Rhythmen aus Afrika, Lateinamerika oder Australien. Noch größeren Anklang finden Verkleidungsspiele auf der unteren Ebene. Nur wenig später sieht man viele der Jungs und Mädchen mit Schmetterlingskostümen, Perücken oder Chinahüten durchs Museum flitzen. In einer anderen Ecke wird hingegen eifrig mit bunten Legosteinen gebaut.
Wer bin ich und wie sehe ich aus?
Mit seiner Ausstellung will das Museum die Vorteile und Stärken einer vielfältigen und offenen Gesellschaft vermitteln. Beschäftigen sollen sich die Kinder allerdings nicht nur mit der kulturellen Vielfalt dieser Welt, sondern genauso mit der eigenen Identität, um damit „den Blick auf sich selbst zu schärfen“. So die Idee. Dazu gibt es ebenfalls verschiedene Stationen zu erkunden. In einer Spielecke mit mehren Spiegeln können die Kinder beispielsweise die Vielfalt an sich selbst entdecken. Welche Farbe haben meine Haare, meine Augen? Wie sehe ich mich, wenn ich mich selbst zeichne?
Geöffnet hat das Museum nicht nur für Kitas und Schulen, sondern auch für Familien (für Kinder zwischen drei und elf Jahren), immer Donnerstag- und Freitagnachmittag, an den Wochenenden, feiertags und in den Ferien.
Wer sieht, wie tief die Kinder in ihr Spiel versinken, merkt allerdings schnell: Für einen Besuch sollte man möglichst viel Zeit einplanen.
Osloer Straße 12, Eintritt: Kinder und Erwachsene 6,50 Euro, am Familientag (Donnerstag und Freitag, 13–18 Uhr) 5,50 Euro. Stoppersocken oder Hausschuhe sollten mitgebracht werden. Vom 24. Juli bis 3. September gibt es ein spezielles Ferienprogramm. Mehr dazu unter www.labyrinth-kindermuseum.de