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Sie sind dann etwas länger hier: die Arbeiter auf dem U-Bahnhof.
© dpa

Berlin-Neukölln: Die U8 bleibt länger gesperrt

Die Sperrung der U8 wird verlängert, weil die Station Leinestraße so marode ist. Insgesamt könnte die Zwangspause mehr als ein Jahr dauern. In der Folge steigen auch die Kosten. Indes - überraschend ist das kaum: Schon beim Bau des Bahnhofs vor fast 100 Jahren war manches schief gegangen.

Der bauliche Zustand des U-Bahnhofs Leinestraße an der U 8 (Wittenau–Hermannstraße) ist noch miserabler, als es die Experten der BVG zunächst vermutet hatten. Weil die Sanierungsarbeiten deshalb erweitert werden müssen, bleibt der seit August unterbrochene Abschnitt Boddinstraße–Hermannstraße länger gesperrt als geplant. Statt im Mai können die Züge voraussichtlich hier erst wieder im September 2014 fahren – nach mehr als einem Jahr unfreiwilliger Pause.

Schon kurz nach Beginn der Arbeiten musste die BVG die Pläne für die Sanierung der 1929 eröffneten Station gravierend ändern. Ursprünglich war vorgesehen, den Bahnhof bei laufendem Betrieb zu reparieren und dabei auch einen Aufzug einzubauen. Rund fünf Millionen Euro hatte die BVG veranschlagt. Doch nach dem Abschlagen von Putz an der Decke wurde nach Angaben von BVG-Bauchef Uwe Kutscher festgestellt, dass schwere Schäden – bröckelnder Beton, rostende Stahlträger – vorhanden sind, die nur beseitigt werden können, wenn keine Züge fahren. Und die Kosten steigen auf mindestens 7,5 Millionen Euro.

Repariert wurde bisher vor allem von außen, weshalb auch die Leinestraße teilweise für den Autoverkehr gesperrt ist. Immerhin gab es aber stets eine Fahrspur pro Richtung. Bei den Innenarbeiten habe sich jetzt herausgestellt, dass auch dort die Decke aufwendiger saniert werden müsse als erwartet, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Und deshalb verlängerten sich die Arbeiten. Weil das Ausmaß noch nicht feststehe, sei der neue September-Termin für die Wiederaufnahme der Fahrten aber auch noch nicht endgültig. Hätte man geahnt, wie umfangreich die Schäden sind, hätte man wahrscheinlich die Bahnhofsdecke abgerissen und neu gebaut, sagte Reetz. Da die Arbeiten an der Oberfläche aber weitgehend abgeschlossen seien und schon einen Millionenbetrag verschlungen haben, komme diese Variante jetzt nicht mehr infrage.

Die BVG muss überall im Netz Tunnel sanieren. Konzipiert sind sie für eine Nutzungszeit von etwa hundert Jahren. Und die erste Strecke ist 1902 eröffnet worden, größtenteils aber als Hochbahn. Zum üblichen Verschleiß gesellten sich auch Baumängel, sagte Kutscher schon vor Monaten. Besonders am Bahnhof Leinestraße sei gepfuscht worden, weil der Bau auch mit ungelernten Kräften als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme vorgenommen worden sei.

Begonnen hatte der Bau der heutigen U 8 bereits 1916 unter Regie des Elektrokonzerns AEG. Im Ersten Weltkrieg ruhten die Arbeiten, die erst wieder 1926 aufgenommen werden konnten. Die fertigen Abschnitte hatte die Stadt nach der Liquidation der AEG-Schnellbahngesellschaft erworben. Erst 1929 wurde die BVG gegründet. Heute ist der Instandhaltungsaufwand enorm.

Einschließlich der Ausgaben für die Fahrzeuge seien in den nächsten Jahren je 360 Millionen Euro erforderlich, sagt BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta. Bisher sind es 260 Millionen. Wird die Summe nicht aufgestockt, gibt es in den folgenden Jahren noch mehrere Baustellen à la Leinestraße.

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