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Bestnoten für die Stadt. Annette Humpe nahm mit ihrer Band 2Raumwohnung einen Klassiker ihrer Schwester Inga mit veränderten Strophen neu auf.
© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin-Hymnen: Die steh’n auf Berlin

Dieses Jahr gab es gleich eine ganze Reihe neuer Hymnen auf die Stadt. Aber welche hat den richtigen Ton getroffen? Zeit für einen Vergleich.

Auffallend viele Popmusiker haben 2010 versucht, Berlin ein Denkmal zu setzen. Ihre Lieder stecken voller persönlicher Beobachtungen, kleiner Gemeinheiten und haben meistens denselben Tenor: Berlin ist laut, hektisch und ziemlich kaputt, aber doch reichlich liebenswert. Wir stellen die besten drei Songs vor – Sie können im Internet Probe hören und abstimmen, welcher das Zeug zur Hymne hat.

2RAUMWOHNUNG: „BERLIN 2011“

Die Band: Inga Humpe ist die Sängerin von 2Raumwohnung. Deren Schwester Annette musiziert wiederum bei der noch erfolgreicheren Band Ich&Ich und feierte dieses Jahr 60. Geburtstag. Inga Humpe brauchte also ein Geschenk.

Das Lied: „Berlin 2011“ ist Ingas Neuauflage von Schwester Annettes 80er-Hit „Berlin“ mit überarbeiten Strophen. Der Bahnhof Zoo und der Kurfürstendamm wurden aus dem Text gestrichen, dafür werden jetzt neben Kreuzberg auch die östlichen Stadtteile besungen.

Die gewagteste Zeile: „Zum Kanal an schicken Lofts vorbei, die Grünen sind jetzt Volkspartei / Aus Möbel Olfe fallen die Letzten raus, die Transen setzen ihre Sonnenbrillen auf / Checkpoint Charlie, Touribusse im Kreis. Endlich ne Straße, die Rudi Dutschke heißt.“ 

Die versöhnlichste Zeile:  „Dann noch zum Weekend, hallo Schatz, super Blick aufn Alexanderplatz / Der Sound ist fett, der Beat ist fein, ich tanz mit den Schwulen in den Morgen rein / Ich freu mich, dass ich grad hier oben bin. Ich fühl mich gut, ich steh auf Berlin.“

Eine Berlin-Hymne für: Nachtschwärmer, Hedonisten, Alternative, Ortskundige.

Christiane Rösinger besingt Fahrradfahrer, Dealer und laute Kinder im Café.
Christiane Rösinger besingt Fahrradfahrer, Dealer und laute Kinder im Café.
© Promo

CHRISTIANE RÖSINGER: „BERLIN“

Die Künstlerin: Früher sang Christiane Rösinger bei den Lassie Singers, inzwischen ist sie Kopf der Berliner Band Britta. Bevorzugt Moll-Akkorde, gilt als gute Freundin von Jens Friebe und Erfinderin unsterblicher Popzeilen wie „Pärchen, verpisst euch, keiner vermisst euch“.

Das Lied: „Berlin“ geriet zur drei Minuten langen, bitterbösen Abrechnung mit allem, was in der Stadt manchmal nervt: Fahrradfahrer, Laptop-Poser, dealende Stressercliquen, durch die Straßen ziehende Hostelhorden, Twitter-Süchtige, Späti-Vorglüher, schlechte Kellner. Herrlich!

Die gewagteste Zeile: „Wenn die Sonne fehlt, wenn der Regen läuft, Wenn die Unterschicht das Geld versäuft / Wenn die Gullis stinken und die Pärchen winken, ja, dann sind wir wieder in Berlin.“

Die versöhnlichste Zeile: „Wenn die Öko-Eltern sich zum Brunchen treffen und die Arschlochkinder durch die Cafés kläffen / Wenn die Techno-Leichen zur Afterhour schleichen / Wenn die Druffis taumeln und die Durchis jaulen, ja dann sind wir wieder in Berlin.“

Eine Berlin-Hymne für: Lästermäuler, Zyniker, Stadtneurotiker und alle, die über sich selbst lachen können

Das Duo Icke&Er reimt über die sozialen Unterschiede in den Bezirken – nur weiß man nicht, ob sie dabei überhaupt wirklich über ihre Heimatstadt rappen.
Das Duo Icke&Er reimt über die sozialen Unterschiede in den Bezirken – nur weiß man nicht, ob sie dabei überhaupt wirklich über ihre Heimatstadt rappen.
© Promo

ICKE&ER: „WIE WATT BERLIN?“

Die Band: Angeblich kommt das Duo Icke&Er aus Spandau. Das glaubt ihnen aber keiner. Wahrscheinlich sind die beiden Hip-Hopper nicht mal Berliner, sondern Hamburger. Die Bärte wirken auch nicht echt.

Das Lied: Die nicht bierernst gemeinte Botschaft des Songs ist klar: Mit dieser Stadt und ihren Bewohnern geht es bald zu Ende, aber immerhin leiden Millionen gleichzeitig, und das schweißt zusammen.

Die gewagteste Zeile: „Es kommt die Zeit, da is allet doof, von Schöneberg bis Tempelhof / Und es kommt die Zeit, da sind wir alle arm, vom Friedrichshain bis nach Marzahn.“

Die versöhnlichste Zeile: „So viele Kinder hamma keene Chanse, von Zehlendorf bis hin zum Wannsee / Najut, da vielleicht nicht, denn da lebt ja bekanntlich die Oberschicht.“

Eine Berlin-Hymne für: Schwarzseher, Dialekt-Vortäuscher, Liebhaber falscher Gesichtsbehaarung

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