zum Hauptinhalt

Berliner Brunnen: Die Stadt kommt ins Sprudeln

Die Brunnensaison beginnt, die Wasserspiele gehen aber erst nach und nach in Betrieb. Sponsoren übernehmen vielerorts die Kosten.

Passend zum Frühling und dem guten Wetter startet jetzt wieder die Brunnensaison – und die meisten Wasserspiele können in diesem Jahr wegen der privaten Sponsoren auch tatsächlich sprudeln. Los geht es am Montag, wie auch schon in den vorigen Jahren, auf dem Schöneberger Viktoria-Luise-Platz.

Für 11 Uhr planen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und Daniel Wall, Vorstandschef der Wall AG, dort einen „symbolischen Knopfdruck“ am dortigen Springbrunnen. Lichtenbergs Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) eröffnet eine halbe Stunde später die Saison am „Brunnen der Jugend“ am Stadtplatz Wartenberger Straße, Ecke Wustrower Straße in Hohenschönhausen. Die übrigen Brunnen im Bezirk sollen „in den nächsten Wochen“ folgen. Drei allerdings sind defekt, darunter der Koggebrunnen an der Straße Alt-Friedrichsfelde und der Mühlenbrunnen (Am Mühlengrund). Auch die Schwimmfontäne im Fennpfuhl ist kaputt, Nünthel hofft aber, sie mithilfe eines Sponsors noch in diesem Jahr wieder in Betrieb nehmen zu können.

In den meisten Bezirken werden die Anlagen erst in der Woche vor Ostern, also Anfang April, wieder angestellt. Fast 300 öffentliche Brunnen gibt es in der Stadt, und viele lägen ohne Sponsoren längst auf dem Trockenen. Hauptgeldgeber sind die beiden auf Außenwerbung und Stadtmöbel spezialisierten Unternehmen Wall und Ströer.

Laut einer Sprecherin stellt Ströer rund eine Million Euro für den Betrieb von 180 Zierbrunnen, Planschen und Wasserpumpen in sieben Bezirken zur Verfügung. In Mitte, Reinickendorf, Steglitz-Zehlendorf und dem Pankower Ortsteil Weißensee seien Mitarbeiter gerade dabei, „notwendige Reparaturen an der Brunnentechnik und Reinigungsarbeiten“ zu erledigen, heißt es. In Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg finanziert Ströer ebenfalls den Betrieb; die Wartung und Pflege ist dort aber Sache des Bezirksamts.

Die Firma Wall finanziert seit 1998 insgesamt 75 Brunnen, Wasserspiele und Fontänen in Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Spandau und investiert dafür jährlich rund 400 000 Euro.

In Mitte nimmt Stadtentwicklungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) am 5. April den „Modernen Brunnen“ im Lustgarten symbolisch in Betrieb, außerdem sprudeln dann auch besonders bekannte Anlagen wie die Brunnen am Kanzleramt, der Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus und der historische Brunnen auf dem Pariser Platz. Bis zum 27. April 2012 sollen dann alle Wasserspiele in Mitte in Betrieb sein. 34 davon sponsert Ströer, während die Berliner Wasserbetriebe für den Molkenmarktbrunnen und die BHM Brauhaus GmbH für den Markthallenbrunnen in der Karl- Liebknecht-Straße zahlen.

Erst am 24. April geht es in Reinickendorf los, in Steglitz-Zehlendorf sollen alle Brunnen zwischen dem 2. und 30. April in Betrieb gehen. In diesen Bezirken trägt Ströer die Kosten. In Charlottenburg-Wilmersdorf gewann dagegen die Wall AG als „günstigster Anbieter“ eine Ausschreibung, wie der zuständige Stadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) sagt. Der als Treffpunkt von Berlinern und Touristen beliebte „Wasserklops“ auf dem Breitscheidplatz und fast alle anderen Brunnen werden erst in der Woche vor Ostern eingeschaltet – mit Ausnahme des defekten Brunnens in der Richard-Wagner- Straße und den reparaturbedürftigen Kaskaden am nördlichen Lietzensee (die Kaskaden am südlichen Teil des Sees sind nicht betroffen).

Ströer und Wall sponsern nicht aus reiner Nächstenliebe: Als Gegenleistung erhalten sie Standorte für ihre Außenwerbeanlagen. Laut Fachleuten aus Bezirksverwaltungen zahlen die Unternehmen aber wohl trotzdem drauf, eine komplette Refinanzierung der Kosten durch Werbeeinnahmen gilt als unwahrscheinlich.

Nicht alle Bezirke setzen auf die beiden Firmen, in Neukölln etwa hat Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) schon vor Jahren erklärt, er wolle den Stadtteil „nicht mit Werbung zupflastern lassen“. Ab 5. April sollen die Kaskaden und Springbrunnen im Körnerpark, der Märchenbrunnen im Von-der-Schulenburg- Park, der Rathausbrunnen, der Zierbrunnen im Parkfriedhof und die Brunnenanlage im Schlosspark Britz sprudeln. Hinzu kommt die Wasserskulptur „Fette Henne“ am Eingang zum Britzer Park, wo die Grün Berlin Park und Garten GmbH die Kosten trägt. Ein Dutzend weiterer Brunnen werde dagegen „aufgrund der fehlenden Finanzierung bereits seit Jahren nicht betrieben“, heißt es aus dem Bauamt.

Eine Übersicht der Berliner Brunnen:
www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/brunnen

Zur Startseite