Sanierung der Berliner Staatsoper: Die Staatsoper, ein einziges Trauerspiel
Kleines BER-Desaster für die Staatsoper? Der Zeitplan für die Sanierung ist jedenfalls nicht mehr einzuhalten, die Kosten steigen immer höher. Die verantwortliche Senatsbaudirektorin Regula Lüscher windet sich nun, und sagt: „Es tut mir leid“.
Verständlich seien die Fragen, gewiss. Und wenn sie könnte, dann würde sie, ja, sie wäre selbst froh, wenn sie sagen könnte: wann die Staatsoper endlich fertig wird – und wie viel das Bauprojekt am Ende verschlingen wird. Vor dem Kulturausschuss, der das Thema vor wenigen Tagen bereits verhandelt hatte, entschuldigte sich Senatsbaudirektorin Regula Lüscher – woran sie im Bauausschuss Mittwoch erinnerte: „Es tut mir leid.“ Gut so?
Die für das Vorhaben verantwortliche Senatsbaudirektorin war vor sechs Jahren schon im Amt, als der Zeitplan für die Sanierung von ursprünglich fünf Jahren auf drei verkürzt wurde. Es kam, wie Experten schon damals befürchteten: Im Frühling 2012 erklärte Lüscher, die Arbeiten seien im Verzug. Die Fertigstellung verzögere sich um ein halbes Jahr. Die maximalen Kosten in Höhe von knapp 250 Millionen Euro würden aber nicht überschritten.
Ein halbes Jahr später galt dann auch das nicht mehr. Für das Zerwürfnis mit den Projektmanagern fand man eine adrette Sprachregelung: „Im gegenseitigen Einvernehmen“ gehe man auseinander, versichert Lüscher, deshalb dürfe man nichts über die Gründe sagen. Nur dass die Bauverwaltung jetzt wohl irgendwie selbst den Glauben daran verloren hat, dass überhaupt noch irgendetwas bei diesem Vorhaben planbar sein könnte.
In den zahlreichen Folien stehen Projektkosten von knapp 300 Millionen Euro. Diese Summe wurde bisher vom Parlament gebilligt. Aber sicher ist nur, dass auch das nur ein Zwischenstand ist. Festlegen will sich die Senatsbaudirektorin nicht mehr. Weil sie bei der Staatsoper mit ihren Voraussagen schon zu oft danebenlag?
Keinen Schritt weiter kamen die Volksvertreter auch bei der Suche nach den Verantwortlichen für das Desaster. Dass wiederholte Änderungen der Planungen aufgrund von Sonderwünschen des als ebenso kapriziös wie einflussreich geltenden Nutzers – das Ensemble um Daniel Barenboim – schuld am Verzug sein könnten, bestreitet der Projektleiter. Er verzieht schon das Gesicht, als er gebeten wird, die „Probleme“ zu benennen. Von „Aufgaben“ spreche er lieber, sagt der eifrige Referent und darüber, was bereits geleistet sei – und noch zu leisten sei.
Klar ist immerhin, dass „zentrale Elemente“ des Projektes, wie Lüscher sich ausdrückt, noch fehlen: Der Bühnenturm ist nicht fertig und die Hinterwand nicht versetzt. Erst danach kann mit dem Einbau der Bühnentechnik begonnen werden und der allein dauert 14 Monate. Mindestens. So gerechnet, wird die Staatsoper ganz gewiss nicht wie zuletzt mal geplant im Jahr 2015 öffnen.
Und die Kosten? Experten sagen: Die Firmen, mit denen die Bauverwaltung Verträge abgeschlossen hatte, zocken jetzt und haben dafür alle Asse. Nichts sei schlimmer und nichts komme teurer als ein geplatzter Bauablauf. Lüscher deutete es im Ausschuss an: „Durch die Terminverschiebung ist die Situation entstanden, dass wir mit den Firmen Verhandlungen führen müssen“. Neue Termine mit hoch spezialisierten, schwer überhaupt zu buchenden Spezialisten. Das kostet. Aber die Eidgenossin ist unverdrossen: „Ich habe im Moment ein gutes Gefühl“, sagt sie und schiebt wenigstens nach: „in Bezug auf das Team“. Na dann.
Ralf Schönball
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