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Das Gesicht von New York hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark gewandelt. Großen Anteil daran hat Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani.
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Vorbild für Berliner CDU in New York gesucht: Die Spätfolgen der Giuliani-Ära

Der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani setzte in den 90er Jahren alles daran, die Stadt gründlich aufzuräumen. Heute will sich die Berliner CDU ein Beispiel an ihm nehmen. Doch Giulianis damalige Strategie ist nicht kritikfrei.

War Kai Wegner mal in New York? Ausgerechnet der Großstadtbeauftragte der CDU, der mit einem Strategiepapier Sympathien für christdemokratische Politik in urbanen Milieus werben will, beruft sich auf einen Politstar des vergangenen Jahrhunderts: Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani. Der Republikaner steht heute für rüpelnde Ordnungshüter und gilt als Wegbereiter von Spekulanten. New Yorks Hoffnungsträger ist Bill de Blasio, weil er mit einer Agenda die Wahl zum Bürgermeisteramt gewann, die ebenso gut für Berlin verfasst sein könnte.

Wohnen im Rotlichtmilieu

Als ich Anfang der 1990er Jahre für einen längeren Aufenthalt nach Manhattan ging, stand es weltweit als der Ort von Sehnsucht, Kreativität und der kraftvollen Bilder: Cafés in Lofts wie Warhols „Factory“, düstere Wolkenkratzer wie in „Gotham City“, lässig schlendernde AfroAmerikaner wie aus einem Clip von Run DMC. Ein Hotelzimmer für 12 Dollar fand ich damals nicht weit vom Busbahnhof „Port Authority“, an der 8th Avenue. Heute steht in Chroniken, dort habe damals das „informelle Rotlichtmilieu“ gelegen. Ich habe es eher als Schmelztiegel erlebt: Wo ein blonder Berliner vom Verkäufer im Jeans- und Army-Stock-Shop nach dessen vermeintlich irischer Heimat gefragt wurde. Und wo meine afrikanisch-stämmige Nachbarin im 23. Stock zur Party mit ihren Landesleuten einlud und Hühnchen-Schenkel aufs Backblech zauberte – wobei mir bis heute unklar ist, wie der Ofen in das Hotel gelangte.

Klar doch, es gab auch Strip- und Table-Dance-Bars, aber Rotlicht leuchtete meistens aus ganz gewöhnlichen Bars, weil es dort eben Bier und Alkoholika gab. Der böseste Verstoß gegen die guten Sitten bestand in diesen Etablissements darin, auf der Juke-Box den falschen Song zu wählen: „Money for nothing“ statt gleich „Piano Man“ – die geringschätzigen Blicke hängen mir heute noch nach.

Seit Rudolph Giuliani ist alles anders

Dann kam Giuliani. Der Kiez um den Busbahnhof ist verschwunden. Der Times Square, der nicht weit entfernt war, ist heute Fußgängerzone. Aber Latinos und Farbige warnten auch vor Polizei-Übergriffen, sprachen von einem „sehr ernsten Problem“, zumal die Cops jeden jederzeit anhalten und durchsuchen durften. Dieses „stop and frisk“ geißelten Richter erst später als verfassungswidrig. Die Polizeipräsenz bereitete den Boden für Spekulanten – Donald Trump baute den höchsten Wohnturm der USA 1999 bis 2011 – und heute ist Manhattan fast schon eine „gated community“ der Oberschicht, deren Kinder im „Central Park“ herumtollen.

Auf Kosten der meisten New Yorker? Eine Mehrheit von ihnen hat jedenfalls wegen der Spätfolgen von Giulianis Politik de Blasio gewählt. Der ist mit einer Afroamerikanerin verheiratet, fordert Bildung für alle und niedrigere Mieten, weil sich viele die City nicht mehr leisten können. Irgendwie kommt uns Berlinern das bekannt vor.

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