Trecker-Demo Berlin 2019: Die Route der Bauern am Dienstag
Eine riesige Trecker-Demo wird am Dienstag den Verkehr zum Erliegen bringen. Die Konvois sind Richtung Berlin unterwegs. Routen und Sperrungen im Überblick.
Autofahrer ärgern sich gerne über die Fahrradsternfahrt im Juni oder den Marathon im September. Am Dienstag können sie sich zur Abwechslung über Trecker ärgern. Zehntausende Bauern wollen mit bis zu 5000 Fahrzeugen nach Berlin kommen, um zu demonstrieren. Den Straßenverkehr wird das zum Erliegen bringen, warnen Verkehrsinformationszentrale und Polizei.
Es sind so viele Bauern in der Anfahrt, dass der breite Straßenzug Bismarckstraße und Kaiserdamm zwischen Ernst-Reuter-Platz und Witzlebenplatz (also fast bis zur Autobahn) als Treckerparkplatz ausgeschildert ist. Auf beiden Straßenrändern und dem Mittelstreifen sind für den Dienstag (6 bis 15 Uhr) Halteverbotsschilder aufgestellt, wer stehen bleibt, wird abgeschleppt.
Aus zahlreichen Orten in ganz Deutschland machen sich Bauern mit ihren Traktoren nach Berlin auf. Bereits am Montag müssen sich Verkehrsteilnehmer deshalb vielerorts auf teils erhebliche Störungen einstellen. So wollen die Bauern etwa im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Zuge ihrer Proteste mehrere Großstädte ansteuern.
Aus anderen Bundesländern waren die Traktor-Konvois teils schon am Sonntag aufgebrochen. Für Montag erwarten die Einsatzkräfte Verzögerungen unter anderem auf der Autobahn 9 Richtung Berlin. In der Hauptstadt werden am Dienstag rund 10.000 Teilnehmer mit 5000 Treckern erwartet.
Die Landwirte wollen auf fünf Routen in die Berliner Innenstadt tuckern. Von Norden und Süden kommen sie über die B96, von Osten über die B2 und die B1, und von Westen über die B5. Durch die Stadt fahren die Bauern dann über Hauptstraßen, zum Beispiel den ohnehin zugestauten Tempelhofer Damm oder im Nordosten über die Malchower Chaussee, Berliner Allee und Ostseestraße. Diese Einfallstraße über die B2 ist jeden Morgen auch schon ohne Demo in den Staumeldungen der Radiosender.
Trecker-Demo in Berlin: 10.000 Teilnehmer erwartet
Einer der beiden Äste aus dem Osten umfährt die östliche Innenstadt über die Osloer Straße, der andere fährt durch die Torstraße. Besonders voll wird es in Tiergarten werden, denn drei der fünf Äste rollen durch Moabit.
Die Trecker sammeln sich dann auf dem provisorischen Parkplatz, die eigentliche Kundgebung findet ab 12 Uhr am Brandenburger Tor statt. Bei Eintreffen der Traktorenkolonnen wird die Polizei die Ost-West-Verbindung aus Straße des 17. Juni, Bismarckstraße und Kaiserdamm vollsperren. „Es wird kein Individualverkehr, kein Lieferverkehr und kein Taxenverkehr mehr zugelassen“, teilte das Präsidium mit. Drei Autobahnausfahrten werden auf der A100 zwischen 9 und 21 Uhr gesperrt, und zwar Beusselstraße (Richtung Wedding), Kaiserdamm-Süd (Richtung Neukölln) und Tempelhofer Damm (beide Richtungen).
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Die Polizei empfiehlt U- und S-Bahn, denn auch Bus und Straßenbahn werden angesichts der erwarteten Massen im Stau stehen oder eingestellt. Angesichts der unter deutschen Landwirten herrschenden Wut über die Agrarpolitik der Bundesregierung dürften die angekündigten bis zu 5000 Trecker realistisch sein.
Der Bayerische Rundfunk meldete am Sonntagmittag, dass sich allein in Schweinfurt 159 Trecker auf die Fahrt nach Berlin aufgemacht haben. Die Kolonne hatte auf der Autobahn eine Länge von bis zu 14 Kilometern, teilte die Polizeibehörde Unterfranken mit.
Trecker-Demo in Berlin 2019 – Das sind die Routen:
- Route 1: Landesgrenze B96 Oranienburger Chaussee - Berliner Straße – Oraniendamm – Oranienburger Straße – links Roedernallee – links Lindauer Allee – Residenzstraße – rechts Marktstraße - rechts Seestraße – links Beusselstr. – links Alt-Moabit – rechts Gotzkowskystraße – links Levetzowstraße – Altonaer Straße – Großer Stern – Straße des 17. Juni.
- Route 2: Landesgrenze B2 Dorfstraße – Malchower Chaussee - Berliner Allee – rechts Ostseestraße – Wisbyer Straße – Bornholmer Straße – Osloer Straße – Seestraße – links Beusselstraße – links Alt-Moabit - rechts Gotzkowskystraße – links Levetzowstraße – Altonaer Straße – Großer Stern – Straße des 17. Juni
- Route 3: Landesgrenze B1 Alt-Mahlsdorf – Alt-Kaulsdorf – Alt-Biesdorf – Alt-Friedrichsfelde – Frankfurter Allee – Karl-Marx-Allee – rechts Otto-Braun-Straße – links Mollstraße - Torstraße – Hannoversche Straße – Hessische Straße – links Invalidenstraße – rechts Alt Moabit – links Stromstraße – Lessingstraße – links Altonaer Straße – Großer Stern – Straße des 17. Juni
- Route 4: Landesgrenze B96 Kirchhainer Damm - Lichtenrader Damm – Mariendorfer Damm – Tempelhofer Damm – Platz der Luftbrücke – Mehringdamm – Wilhelmstraße - links Hallesches Ufer – Potsdamer Brücke – Reichpietschufer – Von-der-Heydt-Straße – rechts Klingelhöferstraße – Hofjägerallee - Großer Stern – Straße des 17. Juni
- Route 5: Landesgrenze B5 Hamburger Chaussee – Heerstraße – Theodor-Heuss-Platz – rechts Kaiserdamm - Bismarckstraße – Ernst-Reuter-Platz – rechts Str. d. 17. Juni - Großer Stern – Straße des 17. Juni
„Wir rufen zu Tisch - miteinander reden, statt übereinander“
Aufgerufen zum Protest hat die Initiative „Land schafft Verbindung“, in der sich Zehntausende Landwirte zusammengeschlossen haben. „Wir rufen zu Tisch - miteinander reden, statt übereinander“, heißt es im Aufruf.
Im Oktober, bei der ersten Großdemo der Initiative, waren 6000 Bauern mit 2000 Treckern nach Bonn gefahren. Landwirte warnten dort, ihre Existenz sei durch das Agrarpaket von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium bedroht. In der Mitte November hatte es Proteste bei der Umweltministerkonferenz in Hamburg gegeben.
Anders als die Berliner das von Läufern und Radfahrern gewöhnt sind, sind die Bauern nicht schon mittags fertig: Sie fahren ab 15 Uhr die gleichen Strecken wieder zurück. (mit AFP)