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Es muss nicht immer Apfel sein. Aber frische, unbehandelte Lebensmittel sind die empfohlene Kost für Menschen, die unter Migräne leiden.
© i-stock/Cristian Baitg

Reine Formsache Folge 2: Die richtige Ernährung bei Migräne

Gut gereifter Käse, ein alter Rotwein – manche Delikatesse stresst das Hirn. Je frischer die Kost, desto besser. Internistin und Ernährungsexpertin Anne Fleck erklärt, wie Sie mit gezielter Ernährung ihre Kopfschmerzen in den Griff bekommen.

Es gibt so etwas wie eine Faustformel: Wer an mehr als 15 Tagen im Monat von schweren Kopfschmerzen geplagt wird, leidet unter chronischer Migräne. Der Arzt kann feststellen, ob es sich um diese Art Dauerkopfschmerz handelt oder ob die Attacken Begleiterscheinungen sind, also etwa eine neurologische Ursache haben. Die Frage ist: Was außer Medikamenten kann helfen? Und was gilt als Auslöser?

Internistin Anne Fleck sieht neben Faktoren wie psychischem Stress, Übermüdung, hormoneller Disbalance einen entscheidenden Grund. „Für mich steht außer Zweifel, dass die Ernährung ein auslösender Faktor ist. Das zeigt die klinische Erfahrung.“ Je mehr Essen verarbeitet, konserviert, vergoren sei, desto mehr Probleme mache es Migränepatienten. Je frischer und unbehandelter, desto besser verträglich.

Käse, sagt Anne Fleck, sei ein Negativbeispiel. Zwei Inhaltsstoffe gelten als problematisch: Tyramin und Phenylethylamin. Beide setzten im Körper Botenstoffe frei, die im Gehirn als Stressauslöser wirkten. Einen hohen Anteil Tyramin haben unter anderem gut gereifter oder auch fermentierter Käse – Camembert, Brie, Bergkäse, Gruyère, Roquefort, Gorgonzola – und Wein, besonders Riesling oder Chianti, oder auch Sherry.

Ein anderer Auslöser ist raffinierter Zucker. Tschüss, handelsüblicher Kuchen, Torte, Kekse, Eis, Bonbons und besonders: Schokolade. „Bitterschokolade ist für Migränekranke noch schlechter als Milchschokolade“, sagt Anne Fleck. Eine aktuelle Studie an 100 Patienten besage, dass der Verzehr von Schokolade bei 75 Prozent der Testpersonen ein häufiger Migräne-Auslöser gewesen sei. Gereifter Käse wurde bei knapp der Hälfte als Trigger erkannt.

Obst- und Gemüse kann Kopfschmerzen verursachen

Auch Histamin, sagt Fleck, kann ein solcher problematischer Botenstoff sein. Rotwein etwa habe einen bis zu 200-fach höheren Histamingehalt als Weißwein. Gereifte Wurst wie Salami sei ähnlich problematisch. Schlimmer: Nicht alle Obst und Gemüsesorten bekommen Migränepatienten. Erdbeeren, Himbeeren Bananen, Zitrusfrüchte gehören zu den Histamin freisetzenden Lebensmitteln. Tomaten, Spinat, Auberginen, Sauerkraut, Avocado können – je nach individueller Verträglichkeit – die falsche Wahl sein. Fleck: „Es wird in der Medizin diskutiert, ob Migräne auch durch Lebensmittelallergien begünstigt wird. Ob jemand auf bestimmte Nahrungsmittel mit Migräne reagiert, ist aber immer ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren.“

Gibt es ein Rezept, der lauernden Gefahr zu entgehen? Ärztin Anne Fleck empfiehlt, die klassischen bekannten Migräne-Lebensmittel zu meiden. Am besten sei es, unter ernährungsmedizinischer Anleitung zu erproben, worauf man tatsächlich mit Kopfschmerz-Attacken reagiert.

Dr. Anne Fleck, 42, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Inneres und Rheumatologie in Berlin und Hamburg, ist einer der „Ernährungsdocs“ aus der gleichnamigen NDR-Serie.
Dr. Anne Fleck, 42, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Inneres und Rheumatologie in Berlin und Hamburg, ist einer der „Ernährungsdocs“ aus der gleichnamigen NDR-Serie.
© i-stock / Nikola Bilic

Glutamathaltige Fertigprodukte gelten ebenso als verdächtig

Bei Kindern sei festgestellt worden, dass vor allem Schokolade und Orangen Probleme bereiteten oder auch Tartrazin, ein künstlicher Farbstoff, der unter anderem in Gummibärchen steckt. Glutamathaltige Fertigprodukte, auch Konserven, gelten ebenso als verdächtig, Kaffee oder Cola, weil Koffein Adrenalin freisetzt.

Flecks Rat lautet schlicht, Gerichte aus frischen Zutaten zuzubereiten: täglich drei Hände voll Gemüse zu garen, zwei Hände voll Obst zu verzehren. Und sie kommt den Patienten wieder mal mit der Lehre vom guten Pflanzenöl mit hochwertigen Omega-3-Fettsäuren.

Für Migräne-Menschen, sagt sie, seien außerdem Rituale gut. Alles, was Stress abbaut, nützt: Jeden Tag regelmäßige Essenszeiten einzuplanen zum Beispiel und sich bei den Mahlzeiten Zeit zu lassen, Ruhezeiten bewusst einzubauen, ausreichend zu schlafen, Entspannungstechniken zu lernen. Auch Sport oder zumindest regelmäßige Bewegung könne eine Art der Entspannung sein. Wichtig sei auch, genug zu trinken.

Auch ihr letzter Tipp kostet etwas Zeit: „Ein Ernährungstagebuch ist ein gutes Instrument für den Alltag.“

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Rezept für einen Bulgursalat

Zutaten für den Salat (4 Personen)

200 g grober Bulgur

400 ml Gemüsebrühe

250 g Salatgurke

2 Fleischtomaten

2 Möhren

Salz, Muskat, Pfeffer

1 Bund glatte Petersilie

1 Zweig Minze

Zubereitung

Bulgur in einem heißen Topf ohne Fett etwa eine Minute anrösten. Die Brühe hinzugießen, alles aufkochen und bei schwacher Hitze zugedeckt 15 Minuten quellen lassen. Abkühlen lassen, dabei mehrmals durchrühren. Die Gurke waschen, abtrocknen, die Enden abschneiden und die Gurke in kleine Würfel schneiden. Möhren schälen und fein raspeln. Petersilie und Minze kalt abspülen, trocken tupfen, die Blättchen von den Stängeln zupfen und fein schneiden.

Das Dressing

4 EL Olivenöl

1 El heller Balsamico-Essig

Salz, Pfeffer, Zucker, Kreuzkümmel

Salz, Pfeffer, Zucker, Kreuzkümmel und Essig verrühren, Öl unterschlagen. Die vorbereiteten Zutaten mit der Soße vermischen.

Vorsicht: Bei Migräne sollten – je nach individueller Verträglichkeit – evtl. die Tomaten weggelassen werden

Nährwerte pro Portion: 390 kcal, 8 g Eiweiß, 12 g Fett, 38 g Kohlenhydrate

Mehr Rezepte: www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die-ernaehrungsdocs/rezepte

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