IT-Chaos an Berlins Schulen: Die Rettung soll aus Hessen kommen
Die elektronische Schulverwaltung ist ein Desaster: Jetzt schafft der Senat etwas Neues an.
„Bildungsverwaltung, die Nutzen bringt und LUSD macht!“, heißt es vielversprechend und etwas schlüpfrig auf der Homepage des hessischen E-Government. Jetzt sollen auch Berlins Schulen davon profitieren und – mit siebenjähriger Verzögerung – Unterstützung bei ihrer Datenverarbeitung bekommen. Dies kündigte die Schulbehörde am Dienstag an.
Sieben Jahre wurden verloren
Hinter dem Kürzel LUSD verbirgt sich eine Schulverwaltungssoftware zur Erstellung einer elektronischen Lehrer- und Schülerdatei. Sie wird jetzt aus Hessen eingekauft, weil Berlin mit seiner bisherigen Software nicht mehr arbeiten will. Die Überlegung, eine Brandenburg Lösung zu übernehmen, wurde verworfen, weil die dortige Software noch nicht für Berufsschulen konzipiert sei, hieß es zur Begründung. Außerdem tauge sie nicht zur Kontrolle von Dauerschwänzern. Ende 2018, so die Hoffnung, werden alle Berliner Schulen mit der hessische Software arbeiten können - sieben Jahre später als geplant..
Dass die Bildungsverwaltung sich für die hessische Lösung entscheiden würde, war erwartet worden, weil sie den Spezialisten Kay Hansen nach Berlin geholt hatte: Er war in der hessischen Schulbehörde für die Entwicklung von LUSD zuständig. Allerdings hatte es auch in Hessen zunächst große Probleme mit der Software gegeben. Inzwischen lasse sich damit aber „gut arbeiten“, sagte die Oberstufenleiterin des Frankfurter Goethe-Gymnasiums auf Anfrage. Allerdings funktioniere das Zusammenspiel von LUSD und dem Stundenplanprogramm „Untis“ noch immer nicht gut. Darin besteht auch in Berlin seit Jahren eines der Hauptprobleme.
40 Millionen Euro wurden schon ausgegeben
Der Schulen, Bezirke und Verwaltung müssen aber nicht nur bei der Software umdenken: Das gesamte Projekt „egovernment@school“ wird umgestaltet: Statt einer dezentralen Lösung mit großen Servern an jeder Schule soll es eine zentrale Lösung geben, die nur anspruchslose Rechner benötigt. Da die teuren Server aber schon allesamt angeschafft wurden, sollen sie nun auch eingesetzt werden. Die Bildungsverwaltung geht davon aus, dass die Geräte noch nutzbar sind, auch wenn sie zum Teil schon seit vielen Jahren ungenutzt herumstehen. Um alle Schulen an das zentrale Rechenzentrum anzuschließen, werden rund 1,5 Jahre benötigt, erwartet die Schulbehörde.
Der Rechnungshof befürchtet einen Schaden von bis zu 16 Millionen Euro
Der Landesrechnungshof beschäftigt sich intensiv mit egovernement@school. Im Rechnungshofbericht 2015 hieß es: „Bisher entstanden finanzielle Nachteile von bis zu 16 Millionen Euro“, da die angeschaffte Hard- und Software einschließlich Landeslizenzen jahrelang nur von einem geringen Teil der Schulen genutzt werden konnte. Laut einem Bericht der Bildungsverwaltung an den Hauptausschuss wird das Projekt bis 2019 mehr als fünf Millionen Euro weitere Kosten verursachen. Rund 40 Millionen sind schon geflossen. Angeschoben wurde das Projekt vom früheren Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD).
Die Grünen kritisieren mangelnde Kommunikation
Thomas Birk von den Grünen bezweifelt, dass die Schulen nach dem jahrelangen Hin und Her überhaupt noch Interesse an dem Projekt haben: Eigentlich war geplant, dass die elektronische Verwaltung 2011 greifen sollte. Zudem kritisiert Birk, dass die Schulen über die Abläufe schlecht informiert würden: Der letzte Infobrief Hansens an die Schulleiter stamme vom Mai 2014.
Susanne Vieth-Entus
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