Förderverein: Die Retterin des Rosinenbombers
Christiane Behr saß in dem Rosinenbomber, der im Juni in Schönefeld abstürzte Ihr erster Gedanke: "Die arme Maschine!" Jetzt setzt sie sich für die Reparatur der DC 3 ein.
Da hatte Christiane Behr gerade die Notlandung überlebt und war aus dem Wrack geklettert, aus dem an der Seite Flammen und Qualm aufstiegen. „Und dann schoss mir als erster Gedanke durch den Kopf: Schade um die Maschine.“
Christiane Behr ist Flugzeugfan, ohne Zweifel. Besonders hat es der 49-jährigen Wilmersdorferin der Rosinenbomber angetan. „Für mich ist das Flugzeug ein Symbol der Geschichte, und es muss unbedingt wieder fliegen.“ Behr macht sich für den Wiederaufbau der 1944 gebauten Douglas DC 3 stark. Mit ihrem Lebensgefährten, der wie sie selbst in der Reihe vorn gleich hinter dem Piloten saß, will sie „als Botschafterin für den Rosinenbomber Reklame machen“. Behr und ihr Freund engagieren sich im „Förderverein Rosinenbomber e. V.“. Die Maschine müsse zum Start des Großflughafens BBI 2012 wieder fliegen, und sie will dann drinnen sitzen.
Andere würden eher einen großen Bogen um die Maschine machen, die nach Triebwerksproblemen am 19. Juni auf dem Baustellengelände in Schönefeld eine Bruchlandung hinlegte. Drei Crewmitglieder waren an Bord und 25 Passagiere. Alle überlebten, obwohl das linke Triebwerk versagte hatte und dann auch noch die Leistung des rechten zurückgegangen war. Wie sich Behr an diesen denkwürdigen Tag zurückerinnert?
„Also, erst mal hat mir die Stewardess noch nett nachträglich zum Geburtstag gratuliert, ich habe nämlich am 15. Juni“, sagt die Frau, die im Jahr des Mauerbaus geboren wurde. Das Ticket hatte sie von ihrem Freund bekommen. Und dann, wie ging das an Bord alles vor sich? Christiane Behr winkt ab. „Ich kann mich an kein Stottern, keinen Triebwerksausfall oder Sonstiges erinnern“, sagt sie, „ich habe nämlich die ganze Zeit gefilmt. Ich bin quasi abgestürzt, ohne dass ich es gemerkt habe.“
Was sie noch weiß, sei, dass sich die Flugzeugbesatzung und die Piloten ihrem Eindruck nach der Notlandung zufolge „mehr als vorbildlich verhalten haben“. Wie der frühere Betreiber des Rosinenbombers, die „Air Service Berlin“, dem Tagesspiegel nach dem Unglück schilderte, hatte erst Kopilot Thomas Wolber Schub gegeben, nach den Abfällen der Motoren hatte der „Pilot in Command“ Martin Müller das Steuer übernommen. „Die Piloten haben uns Passagiere dann zuerst aussteigen lassen“, sagt Christiane Behr, „und sie haben uns in einer kleinen Rede für unser ruhiges Verhalten gedankt.“ Die rechte Tragfläche war in einen Zaun eingefädelt und abgerissen worden, das Leitwerk wurde beschädigt, ein Teil des Rumpfes aufgerissen, das Fahrwerk in Mitleidenschaft gezogen. Bis auf leichte Verletzungen kamen alle körperlich unversehrt davon. Kopilot Wolber erlitt einen Nasenbeinbruch, er musste in der Klinik von Securitykräften vor der neugierigen Öffentlichkeit abgeschirmt werden. Einige der Fluggäste haben heute noch mit psychischen Folgen des Absturzes zu tun. Nicht so Christiane Behr. Wie schafft sie das?
„Wissen Sie, ich war lange in der Forschung tätig und bin selbst Techniker, ich habe da generell größtes Vertrauen. Und außerdem: Wenn der Rosinenbomber wieder fliegt, wird er so gut durchgecheckt sein wie keine andere Maschine.“ Ersatzteile gibt es nach Auskunft von Fördervereinssprecher Frank Hellberg genügend, und als die Maschine für die Luftbrücke aus Amerika nach Berlin transportiert worden war, habe man auch erst die Tragflächen wieder anbauen müssen. Nun werden Geld und Förderer gesucht.
Weltweit haben sich Flugfreunde für die Rettung der DC 3 ausgesprochen – der Vorstand des Fördervereins verhandelt jetzt mit dem Planinsolvenzverwalter der „Air Service Berlin“ über einen symbolischen Kaufpreis. Die Untersuchungen des Bundesluftfahrtamtes zur Unglücksursache laufen noch bis 2011.
Die technische Angestellte präpariert derweil an ihrem Arbeitstisch Opale aus Australien für Untersuchungen am Institut für Geologische Wissenschaften vom Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität. Aus der Wilmersdorferin sprudelt es nur so heraus. Bei der Gesellschaft der Zirkusfreunde hat sie sich auch schon engagiert, ihr großes Hobby sind Frachtschiffreisen.
Nur ein einziges Mal war ihr nach dem Absacken im Rosinenbomber doch mulmig zumute. „Beim ersten Flug danach, da wurde mir schon ein wenig nass unter den Armen.“
Vereinskontakt: Telefon 030/695 35 944. Internet: www.rosinenbomber-berlin.de
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