Arbeitsmarkt in Berlin: Die Regionaldirektion der Arbeitsagentur hat eine neue Chefin
Seit Anfang des Monats steht Jutta Cordt an der Spitze der Regionaldirektion für Arbeit. Sie muss künftig erklären, warum in Berlin zwar viele Jobs entstehen, die Arbeitslosigkeit aber nicht im gleichen Maße zurückgeht.
Bei diesen Zahlen fällt Optimismus schwer. Zwar geht seit Jahren in Berlin die Arbeitslosigkeit kontinuierlich zurück. Dennoch bedeuten rund 203.000 Arbeitslose nach wie vor, dass Berlin mit 11,1 Prozent das Bundesland mit der höchsten Erwerbslosenquote ist. Bei der Veröffentlichung der nächsten Arbeitsmarktzahlen wird jetzt Jutta Cordt erklären müssen, warum in Berlin zwar immer mehr Jobs entstehen, aber die Arbeitslosenzahlen nicht gleichermaßen sinken. Seit Anfang August steht die Juristin an der Spitze der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. Und sie wird Strategien entwickeln müssen, wie sie die Situation verbessern möchte.
Cordt will sich in allen Berliner Arbeitsagenturen und Jobcentern umsehen
Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD), mit der Cordt Ende der Woche erstmals über die Strategie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sprechen will, hat als Ziel der Landesregierung ausgegeben, bis zum Ende der Legislaturperiode 2016 die Zahl dauerhaft unter 200.000 zu senken.
Auf eine Prognose, wann es so weit sein kann, will sich Cordt an diesem Tag, an dem sie zu Besprechungen in ihr geräumiges, helles Dienstzimmer einlädt, nicht einlassen. Zumindest verrät sie, dass einer der Schwerpunkte sein wird, sich mehr um Jugendliche und die Ausbildung zu kümmern. Da weiß sie sich mit Kolat einig.
In den kommenden Wochen wird die 50-Jährige sich in den drei Berliner Arbeitsagenturen und den zwölf Jobcentern umsehen. Sie wird erfahren, dass in den Bezirken oft andere Interessen verfolgt werden als im Senat, dass in vergangenen Jahren das Verhältnis zwischen der Landesregierung und der Arbeitsagentur nicht immer einfach war. „Wichtig ist eine gemeinsame Zielsetzung“, sagt sie. Und sieht Berlin auf gutem Weg; erst in der vergangenen Woche war die Fortführung der von ihrem Vorgänger Dieter Wagon ausgearbeiteten Rahmenvereinbarung zur Arbeitsmarktpolitik unterschrieben worden. Mit der gleichen Energie wie um Berlin wird sich Cordt um Brandenburg kümmern müssen. Auch an diesem Tag steht ein Termin in Potsdam an.
Brüchige Erwerbsbiografien hat Cordt in ihrer Arbeit mehrfach erlebt
Im Ruhrgebiet machte Cordt die ersten Erfahrungen in einer Arbeitsagentur, die damals noch Arbeitsamt hieß. In einer Region, die nach dem Ende der Zechen und der Stahlindustrie ebenso mit Umbrüchen zu kämpfen hatte wie Berlin nach der Wende. Kaum eine Stadt im Westen war vom Strukturwandel so gebeutelt wie Duisburg, wo sie in den 90er Jahren Abteilungsleiterin wurde. Aber typisch für Karrieren bei der Bundesagentur für Arbeit ist, dass man in keiner ihrer Niederlassungen lange bleibt. Aus der Problemzone Ruhrgebiet ging es für Cordt nach einem Abstecher in der Nürnberger Hauptverwaltung nach Ravensburg – aus Sicht von Arbeitsmarktexperten eine Idylle in Oberschwaben mit beinahe Vollbeschäftigung. Nach weiteren Stationen im Saarland und wieder in Nürnberg lag die nächste Herausforderung in Chemnitz, Sitz der Regionaldirektion in Sachsen. Ihr erster Einsatz in einem der neuen Bundesländer. „Viele Menschen dort haben Brüche in ihrer Erwerbsbiografie“, erzählt Cordt.
Genau diese Brüche wird sie auch bei vielen Menschen in Berlin und Brandenburg wieder finden.