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Renate Künast
© Maurizio Gambarini/dpa

Gastbeitrag von Renate Künast: Die Queen ist die Königin aller Könige

Die Grünen sind nicht unbedingt für royale Begeisterung bekannt. Bei der Queen macht Renate Künast aber eine Ausnahme. Ein Gastbeitrag.

Mal ehrlich, wir alle wissen doch sofort wer gemeint ist, wenn von der Queen die Rede ist. Sie ist nicht nur Head of Commonwealth – also weltumspannend tätig – sie ist eigentlich schon immer da. Auch in Berlin alle Jahre wieder, das ist schön.

Warum fasziniert sie uns (mich auch) eigentlich so? Vielleicht weil sie ihr Amt auf ganz klassische Weise versteht? Jenseits aller Goldenen Blätter und Gerüchteküchen, deren Schlagzahl online noch schneller wird, bleibt sie stets die geheimnisumwobene Repräsentantin. Eine Art Fixstern oder Ruhepunkt? Nur einmal hat sie versagt und musste darum demütig Prinzessin Diana öffentlich Tribut zollen. Vorm Buckingham-Palast schritt sie die Berge von niedergelegten Blumen, Kuscheltieren und Karten ab.

Ich bin ihr als Jugendliche auch erlegen und gebe zu, dass mich der dezente englische Kitsch ansprach. Meine königliche Kaffeetassensammlung begann mit einem Becher zum Silberjubiläum ihrer Thronbesteigung.

Prinz Charles positioniert sich immer

Zur Eröffnung der Britischen Botschaft in Berlin bin ich ihr begegnet. Wie macht sie es, dass ich nachher glaubte, dass sie sich lange und intensiv mit mir unterhalten hat? Sehr konzentriert ist sie ganz bei den Gesprächspartnern. 2000 war das und ich weiß noch, wir sprachen über Stadtentwicklung. Moderne Städte und was sie leisten müssen, auch wegen des Klimawandels.

Angesichts ihres Alters fragen wir uns (natürlich), wann der Nachfolger kommt. Bei aller Bewunderung vielleicht doch auch ein Zeichen für das 21. Jahrhundert? Während die Queen eine sehr lange Amtszeit hat, wird ihr Sohn Charles schon als der gehandelt, der vielleicht nie zum Zuge kommt?

Dafür wurde er in der Wartezeit umso bekannter als einer, der sich angeblich schrullige Gedanken macht und im Garten mit seinen Blumen spricht. Na und? Im Gegensatz zur Queen und ihrer neutralen Aura, hat sich Prinz Charles immer positioniert bei Dingen, die noch lange nicht Mainstream waren.

Eine soziale und ökologische Stadtentwicklung war sein Thema und der Blick auf die Ausbildungs- und Lebenschancen von Jugendlichen. Alte Stadtgebiete im Umbruch sollten für deren Chancen genutzt werden und nicht einfach potenten Investoren angeboten werden. Als ich ihn das erste Mal Mitte der 80er Jahre in Berlin traf, erzählte er über Rikschafahrer in kanadischen Städten und schlug das als alltägliches Fortbewegungsmittel in Städten vor. Um ihn herum lächelte man. Heute sind die Städte voll mit Rikschas.

Und dann wurde er Bio-Bauer. Eine wunderschöne Farm übrigens, die beeindruckend darstellt, wie die Umstellung auf Bio gelungen ist, welche Auswirkungen das auf die Qualität der Ernte und die Artenvielfalt hat. Er blüht dort richtig auf. Und kennt sich auch noch in den Niederungen europäischer Agrarpolitik aus.

Ein Prinz wäre auch schön

Ich saß mal zum Tee im Kaminzimmer auf Highgrove, dem privaten Landsitz, und durfte mit ihm bei Tee und Cucumber-Sandwiches über Landwirtschaftspolitik, Subventionen und den Erhalt guter Böden für gute Lebensmitteln plaudern. Kundig und engagiert. Und Jahre später, als er in Lübeck einen Umweltpreis erhielt, trafen wir uns mit vielen engagierten Jugendlichen beim Bundesinstitut für Ökolandbau in Trenthorst. Auf Strohballen sitzend und über die Umwelt redend.

Nun ja, die Queen ist die Königin aller Könige. Aber so ein grüner Prinz, der König wird, wäre auch ganz schön. Im 21. Jahrhundert als Oberhaupt des Commonwealth den Erhalt der gemeinsamen Lebensgrundlagen in den Fokus nehmen – Boden, Wasser, Luft – das könnte Strahlkraft haben. Dann würden halt die Goldenen und die Grünen Blätter drüber schreiben. Aber erst mal: Willkommen Queen Elizabeth.

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