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Wenn die Postbotin dreimal stakt. Andrea Bunar ist im Spreewald unterwegs und stellt die Sendungen per Kahn zu.
© Patrick Pleul/dpa

Versand im Spreewald: Die Post hat einen im Kahn

Eine Seltenheit: Im Spreewald bringt Andrea Bunar Briefe und Pakete auf dem Wasser zu den Empfängern. Nach der Winterpause geht es jetzt wieder los.

Selbst eine Hollywood-Schaukel und eine große Gartenhecke aus dem Versandhaus passen auf den Spreewaldkahn der Deutschen Post. Das waren im vergangenen Jahr jedenfalls die größten Pakete, die von Postzustellerin Andrea Bunar zu Empfängern in dem komplett von Flussarmen durchzogenen Lehde bei Lübbenau transportiert werden mussten. „Ich freue mich, dass es nun wieder richtig losgeht“, sagte die 44-jährig Frau beim Saisonstart am Mittwoch.

„Ich spüre schon meine Muskeln in den Armen, die im Winter doch nicht so stark beansprucht waren.“ Da sei sie mit dem Auto unterwegs, das sich doch leichter be- und entladen lasse als ein wackliger Kahn. Vor allem die wachsende Zahl von Paketen mache ihr schon etwas zu schaffen.

Pro Woche rund 600 Briefe

An diesem Morgen ist das schwarz- gelbe Aluminiumboot gut beladen – und das keineswegs nur als Kulisse für die Fotografen und Kameraleute. „Alles echt“, sagt Andrea Bunar und hebt das schwere Paket mit einem Staubsauger für ein Hotel ans Ufer. In der Poststelle im rund zwei Kilometer entfernten Lübbenau hat sie die Post für 65 Haushalte abgeholt. Pro Woche kommen rund 600 Briefe, Einschreiben und Karten sowie 60 Pakete zusammen. Schwer bestückt greift sie zum vier Meter langen Rudel, wie die Schubstange im Spreewald genannt wird, um sich auf den rund acht Kilometer langen Weg über die Fließe zu machen. Rund zwei Stunden braucht sie für diese Tour. Vorher ist sie täglich noch mit dem normalen Postauto in Lübbenau unterwegs.

So eine Zustellung von Briefen und Paketen mit einem Kahn gibt es in Deutschland nur im Spreewald, und das schon seit 118 Jahren. Es lohnt sich, denn mit dem Auto wären die Häuser viel umständlicher und nur über oft schmale Brücken zu erreichen. Dazu kommt der dichte Verkehr von Fußgängern und Radfahrern in der Touristenhochburg.

Christel von der Post

Schon seit vier Jahren ist Andrea Bunar die „Christel von der Post“ auf dem Spreewald. „Mich kann da nichts mehr erschüttern“, erzählt sie. „Gegen die Mücken im Sommer helfe ich mir mit ausreichend Spray, natürlich am ganzen Körper.“ Und falls es im April noch einmal zum Wintereinbruch kommt? Da lächelt die junge Frau. Die Post habe ihr moderne Funktionskleidung spendiert.

Eine besondere Berechtigung zum Führen des neun Meter langen Kahn brauchte die Zustellerin nicht. Schließlich befördert sie ja keine Personen. Da bewege sie sich genauso wie die vielen Paddler. Aber den sicheren Umgang mit dem Rudel habe sie schon recht intensiv gelernt. Ansonsten bewege sie sich auf den Flussarmen so wie alle anderen Kanufahrer und die professionellen Kahnfährleute. Zu diesem außergewöhnlichen Job gehören natürlich die vielen Fotos von Touristen aus den Kähnen. „Für die bin ich schon etwas Besonderes“, bekennt die Postlerin. „Es gab zwar noch keine La-Ola-Welle für mich, aber sehr viele freundliche Worte.“

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