Stadtentwicklung: Die neuen Nachbarn am Zoo
Architekt Jan Kleihues hat seine spektakulären Baupläne nun auch vor Bezirksverordneten aus Charlottenburg-Wilmersdorf präsentiert. Diese reagierten unterschiedlich.
Für ihr geplantes neues „Quartier am Zoo“ mit Hochhäusern erhielten Architekt Jan Kleihues und Ex-Bundesbaumanager Florian Mausbach zunächst viel Lob: Stadtentwicklungssenator Michael Müller und Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (beide SPD) reagierten ebenso erfreut wie die AG City, als der Tagesspiegel die Ideen vor zwei Wochen vorstellte. Am Mittwoch gab es im Stadtentwicklungsausschuss Charlottenburg-Wilmersdorf allerdings auch Kritik.
Zum ersten Mal erfuhren die Bezirksverordneten aus erster Hand von den großen Plänen. Kleihues erläuterte die geplante „Mischnutzung“ mit einem 150-Meter-Turm und fünf weiteren Hochhäusern, 800 Wohnungen sowie Büros und Läden rund ums Gelände des gescheiterten Riesenradprojekts. Siegfried Schlosser von der Piratenfraktion verwies auf die Kritik von TU-Präsident Jörg Steinbach, der Neubauvorhaben der Uni gefährdet sieht. „Die Erweiterung des TU-Campus ist mir lieber als Hochhäuser“, sagte Schlosser. „Wir brauchen zwar mehr Wohnungen – aber die müssen bezahlbar sein, und das kann ich mir bei dieser Planung nicht vorstellen.“
Volker Heise (Grüne) fragte Kleihues, ob die Verträglichkeit mit bestehenden Entwürfen für einen „Campus Charlottenburg“ untersucht worden sei. „Die TU muss berücksichtigt werden“, fand auch die Vize-Fraktionsvorsitzende der SPD, Heike Schmitt-Schmelz. Grundsätzlich sei aber „die Neuordnung des Gebiets dringend notwendig“ – und es dürfe „keine Denkverbote geben“.
Kleihues sagte, universitäre Nutzungen gehörten durchaus zum Konzept, mit TU-Präsident Steinbach sei inzwischen für Anfang März ein Gespräch vereinbart. Beim Wohnungsbau sei auch ihm die „soziale Mischung wichtig“, es könne nicht nur um Luxuswohnungen gehen.
Grundsätzlich habe er einen einfachen Grund dafür, alte Ideen seines Vaters Josef Paul Kleihues in überarbeiteter Form wieder aufleben zu lassen: Die jetzige „Hinterhofsituation“ in dem Gebiet mit einem BVG-Busbahnhof, teils leer stehenden Gebäuden, wenigen Nutzungen und fehlenden Durchgängen für Passanten sei „untragbar“.
Laut Kleihues gibt es „sehr positive Zeichen von potenziellen Investoren“. Auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die aus mehreren Altbauten in der Gegend ausgezogen sei, zeige sich „sehr interessiert“.
Baustadtrat Schulte lobte den „spannenden Impuls“ für weitere Diskusssionen, wies aber darauf hin, dass keine aktuelle Bauplanung vorliege. So sah es auch der Ausschussvorsitzende Stefan Häntsch (CDU): Man spreche über ein Thema „für die nächsten 20 Jahre“.
Cay Dobberke