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Platz für Zehntausende Menschen? Hier nicht.
© dpa / picture alliance
Exklusiv

Messebahnhof zu klein: Die nächste Panne am Großflughafen

100.000 Menschen sollen zur ILA anreisen, vor allem mit der S-Bahn. Jetzt hat die Polizei den Bahnhof an der Zubringerstrecke zum Flughafen BER gesperrt – er ist zu klein. Zum neuen Messegelände kommen die Besucher nun nur mit Bussen und Autos.

Und noch ein Flughafen-Ärgernis: Der als Bahnhof für den Besucherverkehr bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (Ila) beworbene S-Bahnhof Waßmannsdorf darf für den Massenverkehr an den Publikumstagen nicht genutzt werden. Die neue, noch gar nicht eröffnete Station ist dafür schlicht zu klein; die Bundespolizei lässt einen Ila-Verkehr deshalb nicht zu. Nun gibt es lange Gesichter bei den Veranstaltern, die davon überrascht worden sind. Für einen Massenverkehr – erwartet werden bei der Ila stets weit mehr als 100000 Besucher – sei der Haltepunkt nie geplant worden, sagt Schönefelds Bürgermeister Udo Haase.

Die Gemeinde hat die Station auf eigene Rechnung bauen lassen. Mehr als vier Millionen Euro hat sie nach Haases Angaben dafür investiert. Erste Pläne habe es bereits 1991 gegeben, sagt Haase. Doch erst in fast letzter Minute ist der Haltepunkt dann beim Bau der Strecke vom Bahnhof Schönefeld zum neuen Terminal des Flughafens miterrichtet worden. Damals habe man nicht geahnt, dass die Ila eines Tages in die Nähe des Bahnhofs nach Selchow rücken werde, begründet Haase die Sparvariante der Station mit ihren beiden schmalen Bahnsteigen und jeweils einer Treppe sowie einem Aufzug.

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Gedacht gewesen sei der Haltepunkt für ein künftiges Gewerbegebiet in Waßmannsdorf sowie für die Beschäftigten auf dem westlichen Teil des Flughafens, wo unter anderem die Hangars von Air Berlin und Lufthansa stehen. Erst als der Flughafenausbau in vollem Gang war, beschäftigten sich die Planer intensiv auch mit dem künftigen Standort der Ila. Der bisherige musste für den Flughafenbau weichen. Dabei hatte der Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) als Ila-Mitveranstalter bereits 2006 mit den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Flughafen und der Messe Berlin eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen, in der sich die Region verpflichtete, einen neuen Standort festzulegen.

Ein provisorischer Anbau hätte 400.000 Euro gekostet

Weil sich lange nichts tat, drohte der BDLI Anfang 2010 mit dem Abzug der Ila aus der Region und nahm Kontakt zu anderen Flughäfen auf. Am Schluss setzte sich dann Schönefeld mit dem neuen Standort Selchow gegen Leipzig durch. Und dabei spielte auch der Anschluss ans S-Bahn–Netz durch den benachbarten Bahnhof Waßmannsdorf eine wesentliche Rolle. Dabei war längst entschieden, den Haltepunkt bescheiden zu halten. Bereits zu der diesjährigen Ila vom 11.bis zum 16. September wollten die Veranstalter den Bahnhof nutzen. Ein provisorischer Anbau der auf einem Damm liegenden Bahnsteige durch ein Gerüst mit einer weiteren Treppe hätte nach Berechnungen der Messe 400.000 Euro gekostet. Eine Summe, die niemand aufbringen wollte.

Zudem wäre auch der Sonderverkehr betrieblich sehr aufwendig gewesen. Die Züge hätten alle ohne Fahrgäste bis in den Flughafenbahnhof fahren müssen, weil nur dort auf das Gleis für die Rückfahrt gewechselt werden kann. Am Bahnhof Waßmannsdorf gibt es keine Weichen; für die Bahn ist er deshalb nur ein Haltepunkt. In Betrieb geht die Strecke erst, wenn der Flughafen eröffnet ist. Zum neuen Messegelände kommen die Besucher nun nur mit Bussen, die unter anderem wie in den vergangenen Jahren auch am Bahnhof Schönefeld abfahren und dann den Haltepunkt Waßmannsdorf passieren.

Wie bei der nächsten Ila 2014 verfahren wird, ist nicht geklärt. Für die ersten Tage, wenn nur Fachbesucher zugelassen sind, kann die neue Station genutzt werden, ist Haase überzeugt. Was aber an den Publikumstagen mit dem Massenandrang passiert, weiß bisher niemand. Sollte es keinen Umbau geben, passieren die Züge den „Ila-Bahnhof“ vielleicht sogar ohne Halt. Für Besucher, die mit dem Auto zur Ila wollen, ist dagegen besser vorgesorgt. Am Messegelände gibt es einen – gebührenpflichtigen – Parkplatz mit rund 10000 Stellflächen und einer provisorischen Abfahrt von der Bundesstraße B 96 bei Blankenfelde-Mahlow. 2700 Autos können so stündlich durchgeschleust werden, heißt es bei der Messe. Die provisorische Ausfahrt soll zwar nach der Ila wieder beseitigt werden, doch hinter den Kulissen wird bereits spekuliert, damit länger zu warten. Die nächste Ila kommt ja bestimmt.

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