Carsharing in Berlin: Die Mehrfahrgelegenheit
Carsharing gilt als Verkehrskonzept der Zukunft, gerade in Berlin. Die einen macht die neue Ich-Mobilität glücklich, andere reich, manche wütend. Für unsere Online-Sonderseite haben wir Pioniere und Kritiker getroffen - und die Standortdaten der beiden größten Anbieter analysiert.
Carsharing zeigt, wie eine Zukunft aussehen könnte, die womöglich schon begonnen hat. Es geht um die Art, wie Menschen sich künftig in Städten fortbewegen. Ob es mehr Raum für individualisierte Interessen geben wird oder weniger. Und ob das dann auch bedeutet, dass einige mehr Freiheiten für ihre Ich-Mobilität beanspruchen dürfen und andere weniger.
Es ist eigentlich jeder dafür. Die Grünen propagieren Carsharing schon lange. Die SPD brachte erstmals vor zehn Jahren einen Gesetzentwurf für die Sache ein. Große Autokonzerne stehen dahinter, die Bahn auch. Sogar die CSU forciert es, in Person des Verkehrsministers. Das Carsharing hat eine ganz große Koalition im Rücken. So weit, so gut. Wo ist das Problem?
Für unsere Online-Sonderseite mehrfahrgelegenheit.tagesspiegel.de haben wir mit Carsharing-Verfechtern und -Kritikern, Pionieren und Visionären gesprochen. Der Berliner Markus Petersen etwa, der 1988 die erste Carsharing-Firma Deutschlands gründete sagt heute: „Carsharing als Geschäftsmodell taugt nichts.“ Dagegen sind die Manager von Daimler überzeugt, mit ihren Beteiligungen an Carsharing-Firmen und den passenden Plattformen zum „Amazon der Mobilität“ werden zu können.
Viele interaktive Grafiken
Und was machen die Nutzer? Um das Phänomen Carsharing in Berlin auszuleuchten, hat der Tagesspiegel in einer umfangreichen Datenrecherche die digitalen Spuren analysiert, die Carsharing-Autos im Internet hinterlassen. Ausgewertet wurden fünf Wochen lang die Standortkoordinaten von Fahrzeugen der beiden Anbieter DriveNow und Car2go. Jede Viertelstunde haben wir in diesem Zeitraum die öffentlich in den Anbieter-Apps verfügbaren Daten abgefragt. Wertet man die so ermittelten Bewegungsmuster aus, bilden sich Haufen und Dellen in der Verteilung über das Stadtgebiet.
Auf der Sonderseite mehrfahrgelegenheit.tagesspiegel.de, einem Projekt des Tagesspiegel-Samstagsbeilage MEHR BERLIN, zeigen wir in interaktiven Grafiken, in welchen Berliner Vierteln Carsharing am stärksten genutzt wird. Wir zeigen, welche Wege am intensivsten befahren werden. Und zu welchen Zeiten die meisten Berliner sich per App ein Auto buchen. (Tsp)