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3000 Zuschauer passen in das Ministadion, das auf dem Breitscheidplatz entsteht.
© Florian Pohl/City-Press GbR

Großereignis in Berlin: Die Leichtathletik-EM findet auch am Breitscheidplatz statt

Die Europameisterschaft ist nicht auf das Olympiastadion beschränkt. In der City-West entsteht ein kleines Stadion – für Siegerehrungen, Public Viewing und Kugelstoßen.

Laute Trompetenstöße werden schon bald als einprägsame Hymne über den Breitscheidplatz schallen, sechs bis acht Mal pro Tag. Drei Musiker stehen dann auf der Bühne, ihr Stück wurde extra für diesen Zweck komponiert. Anlass ist die Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin. Sie beginnt am Montag mit den Qualifikationswettkämpfen und dauert bis Sonntag, den 12. August. Um die Medaillen wird im Olympiastadion gekämpft, da geht’s um Hundertstelsekunde und Zentimeter, aber die große Party zur EM, Siegerehrungen, Feuerwerk, Public Viewing, Musik, die ganze Sause – das alles steigt rund um die Gedächtniskirche.

Da kommen auch die Trompeter ins Spiel. Sie blasen zu Beginn jeder Siegerehrung, als Teil einer umfassenden Inszenierung. „Hier wird ein Programm zelebriert, wie es noch nie da war“, verkündet Konstantin Krause, früher ein Spitzenweitspringer. Krause muss das so sagen, die großen Worte gehören zu seinem Job, er ist „Direktor Europäische Meile“, mitverantwortlich für eine kurzweilige Inszenierung. Die „Europäische Meile“ steht symbolisch für die Verbindung von Olympiastadion zur Innenstadt.

Der enge Kontakt zum Publikum

Am Montag kommt der Sport kurzzeitig ganz nah an die Besucher der „Generali-Arena“ am Breitscheidplatz, dem mobilen Kleinstadion für 3000 Besucher, die freien Eintritt haben. Um 17.15 Uhr beginnt hier die Qualifikation des Männer-Kugelstoßens. Die Leichtathletik sucht mit einer geeigneten Disziplin den engen Kontakt zum Publikum. „Wir wollen ein Sichtfenster bieten für das, was im Olympiastadion abläuft“, sagt Frank Kowalski, Geschäftsführer der „Berlin Leichtathletik-EM 2018 GmbH“. Um 21 Uhr findet dort die offizielle Eröffnungszeremonie statt. Die Mannschaftsführer jeder teilnehmenden Mannschaft laufen ein, ein Feuerwerk wird gezündet, die Party kann beginnen.

Am Dienstag startet der eigentliche Kampf um die Medaillen. Der erste Titel wird an diesem Tag in der Innenstadt vergeben. Auf dem Breitscheidplatz, direkt neben der Arena, liegen Start und Ziel des 50-Kilometer-Gehens der Männer und Frauen. Alle Geher-Wettbewerbe und der Marathonlauf finden auf einem Rundkurs in der City statt. An diesen Tagen (Dienstag, Sonnabend und Sonntag) öffnet die Meile jeweils um 8.30 Uhr. An den anderen Tagen beginnt das Programm um 13 Uhr.

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Alle Athleten, die in der City ihren Auftritt haben, machen sich auch dort vor ihrem jeweiligen Wettkampf warm. Die Marathonläufer und die Geher spulen ihr Programm auf den Wegen im Zoo ab, zwischen Eisbären und Giraffen. Die Kugelstoßer wuchten ihr Sportgerät vor der Qualifikation auf einer Anlage, die hinter der Universität der Künste aufgebaut wird, in die Erde. Das Ganze hat einen simplen Hintergrund: Athleten mögen nach ihrer Vorbereitung kurze Wege zum Wettkampfort.

Ehrungen mit Nationalhymnen und Kurzinterviews

Die Siegerehrungen, emotionalster Teil der ganzen Inszenierung, starten aber an allen Tagen um 15.30 Uhr. „Ein Großteil der Nationalhymnen wird a cappella auf der Bühne gesungen“, sagt Krause. Bis circa 16.30 Uhr werden die Siegerehrungen dauern. Nach den Ehrungen wird ein Moderator Kurzinterviews mit den ausgezeichneten Sportlern führen. Sechs bis acht Siegerehrungen pro Tag, je nach Programm, finden auf der Bühne statt, zwischen 15.30 Uhr und 16.30 Uhr und dann wieder ab 22.45 Uhr.

Zwischen den Ehrungen gibt es Musik, und ab 18 Uhr wird vor allem auf die riesigen Bildschirme gestarrt. Denn in der Arena findet auch das Public Viewing statt. Um 22.45 Uhr, wenn die Leute aus dem Stadion zum Breitscheidplatz strömen, werden weitere Medaillengewinner auf der Bühne ausgezeichnet. Auch danach finden Kurzinterviews mit den Geehrten statt. Krause verspricht, seinem Job angemessen, „Gänsehaut-Atmosphäre“. Doch jene Athleten, die am Nachmittag bereits ihre Plaketten erhielten, werden am Abend wohl fehlen.

Allerdings werden nur 39 von insgesamt 51 Siegerehrungen auf dem Breitscheidplatz stattfinden. Die Medaillengewinner jener Disziplinen, die am Sonntag ausgetragen werden, erhalten ihre Plaketten gleich im Olympiastadion. Das ist aus logistischen und zeitlichen Gründen nicht anders möglich.

Damit die Inszenierung wirklich gut ankommt, hoffen Kowalski und Krause gleich zu Beginn der EM auf deutsche Medaillengewinner. Das hebt von Anfang an die Stimmung. 2500 freiwillige Helfer sind bei dieser EM im Einsatz, die meisten natürlich im Olympiastadion. Am Breitscheidplatz werden 127 arbeiten.

"Jetzt erst recht"

Aber der Breitscheidplatz ist selbstverständlich automatisch mit einem tragischen Thema verbunden: dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vom 19. Dezember 2016. Zum Gedenken an diesen Terrorakt hat die blaue Strecke eine Aussparung an jener Stelle, an welcher der Attentäter Amris Amri seinen geraubten Lkw an der Kantstraße/Ecke Budapester Straße in die Menschenmenge steuerte. Die blaue Strecke stellt eigentlich eine symbolische Verbindung zum Olympiastadion her.

Hans-Georg Felder, Sprecher der Leichtathletik-EM, erinnert sich an die Schwierigkeiten, vor denen das Organisationsteam nach dem Anschlag stand: „Bereits 2013 haben wir die Europäische Meile geplant. Nach 2016 haben wir uns schon die Frage gestellt, ob das noch eine gute Idee ist.“ Der Senat sei aber nach wie vor dafür gewesen, frei nach dem Motto: „Jetzt erst recht!“ Das Budget für die Sicherheit wurde „massiv aufgestockt“, aber „zu Recht“, sagte Felder.

Die Budapester Straße wird ab 3. August, 18 Uhr, gesperrt. Dazu kommen Sperrungen für die Geher- und Marathon-Wettbewerbe, aber die Veranstalter wollen die Straßen „so schnell wie möglich wieder freigeben“, versprach Felder.

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