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So soll das geplante „Spandauer Ufer“ einmal aussehen.
© promo

Postbrache in Berlin-Spandau: „Die Lage ist so geil wie in Italien“

100 Millionen bringt Investor Agilolf Bachner nach Spandau. Im Interview spricht er über Uferträume, Streetart und Stuttgart.

Ein Frühlingsnachmittag am Havelufer. Auf der Postbrache treffen wir Agilolf Bachner, 43. Diese prominente Ecke hier zwischen Fluss, ICE-Bahnhof und Rathaus ist Spandaus legendärste Baustelle. 20 Jahre rottete hier die alte Postzentrale in zentraler Lage vor sich hin und nichts geschah. Dann kamen Bachner – Sneakers, Jeans, Hemd, braun gebrannt („war auf den Philippinen“) – und Kollegen und legten los. Es geht um 100 Millionen Euro, einen 80-Meter-Turm, Hotels, Cafés, neues Leben am Fluss. Öde Brache war’s ja lange genug.

Eine ideale Wohnlage ist die Ecke nicht. Nebenan rumpeln Tag und Nacht schwere Güterzüge vorbei – zu laut, um das Fenster zu öffnen. 80 Wohnungen mit Blick auf die Havel entstehen, weit weg von den Gleisen. Bachner ist nicht so der typische Investor: Er hat bei Adidas gearbeitet, IT, Werbebranche, viel mit Architektur und Gastronomie gemacht. Er ist einer der Chefs der Spandauer Ufer GmbH & Co KG, wie das Bauprojekt offiziell heißt.

Herr Bachner, wir stehen hier in der Pakethalle auf der Brache, zwischen Street-Art und Skateboardpiste. Klare These: Sie wollen hier nur das coole Image abgreifen.

Mit einem akkuraten Rasen machen Sie mich nicht glücklich. Ich finde das ziemlich geil hier. Meine Skateboardzeit ist vorbei, aber die Kunst finde ich faszinierend. Wir müssen anderen Raum lassen, deshalb zahlen die Künstler hier nichts. Wer einen Rummel auf der Brache veranstaltet, zahlt an uns eine kleine Miete. Damit können wir den Künstlern helfen. Sie brauchen Farbe für Street-Art, sie brauchen Geld für Urban Gardening.

Super Wasserlage. Aber links: keine Cafés. Rechts: keine Cafés. Absurd, oder?

Wissen Sie, ich laufe viel herum, mein Auto habe ich vor 15 Jahren abgeschafft – ich habe ja eh nur Parkplätze gesucht. Und beim Spazieren habe ich hier am Ufer unglaublich schöne Wohngegenden entdeckt. An der Scharfen Lanke ist das ein bisschen wie in Italien. Aber an anderen Stellen hat sich Spandau vom Wasser weggedreht. Doch das ändert sich, es entstehen so viele Wohnungen, das ist der Wahnsinn. Schauen Sie sich um: Auf der anderen Havelseite ist der Spazierweg geplant, das Restaurantschiff soll kommen, Büros werden in der Geschützgießerei geplant, vorne an der Mündung von Spree und Havel. Büros in Spandau – das hätte doch vor fünf Jahren keiner geglaubt, oder? Die Lage ist geil, auch aus Verkehrssicht. Dort drüben der BVG-Busbahnhof, da der ICE-Bahnhof …

Investor Agilolf Bachner vom „Spandauer Ufer“.
Investor Agilolf Bachner vom „Spandauer Ufer“.
© André Görke

Und wie profitiert der Bezirk Spandau?

Wo Büros sind, ziehen Menschen hin, werden Wohnungen gebraucht, kommt Kaufkraft, kommt neue Klientel. Diesen Auftrag hat die Politik uns mitgegeben: Spandau aufwerten. Aber ich kenne diese skeptische Haltung, diesen etwas abschätzigen Blick auf die Vorstadt: Oh, ihr baut in Spandau?! Das ist bei mir in Stuttgart so ähnlich. Da gibt es die Cannstätter und die Stuttgarter und in der Mitte den Neckar. Ich bin hier in Spandau der Neue und kann ein bisschen naiv sein. Ich kenne die Klischees aus Berlin, aber sie sind mir nicht wichtig – würde mir doch eh keiner glauben. Im Herbst machen wir das Grundstück leer, reißen die Pakethalle ab, dann geht es los im Frühjahr 2020. 36 Monate bauen wir.

Haben Sie Mieter?

Drei Restaurants entstehen direkt am Wasser, eines an der Klosterstraße. Ein Mietvertrag ist unterzeichnet, über die anderen verhandeln wir. Die beiden Hotelbetreiber mit 400 Betten sind auch fix. Bei den Büros im 80-Meter-Turm lassen wir uns Zeit. Unten entstehen fünf, sechs Läden.

Schon mal ins Netz geschaut? Da wird über den Entwurf geschimpft.

Ich bin nicht so viel bei Facebook oder Twitter oder Instagram. Mich würde es aber treffen, wenn am Ende keiner am Fluss sitzt, im Gras liegt und Gitarre spielt. Wenn das Viertel am Ende leer ist, hätten wir den falschen Job gemacht.

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