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Viele junge, gut ausgebildete Menschen fliehen aus den Krisenländern und hoffen auf eine Chance auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland.
© dpa

Zuwanderung und Unternehmertum: Die Jungen, die nach oben wollen

Sie sind jung, gut ausgebildet und arbeitswillig: Immer mehr Neu-Berliner kommen aus dem europäischen Ausland. Die Stadt sollte alles dafür tun, ihren Tatendrang zu fördern.

Berlin wächst: Es hat derzeit den höchsten Bevölkerungszuwachs im Ländervergleich. 3,5 Millionen Berliner zählt die Stadt, und es geht weiter, auch bei den Jüngsten. Während fast überall die Zahl der Schulanfänger sinkt, ist sie bei uns gestiegen, um 2,9 Prozent. Und nun das Selbstverständliche: Die meisten Neu-Berliner kommen aus dem Ausland, darunter viele aus EU-Staaten. „Auch das noch“, werden jetzt nicht wenige stöhnen. Aber woher sollen die Zuzügler sonst stammen? Der Schwund bei der deutschen Bevölkerung macht keine Pause. Berlin kann sich zwar auch freuen über pensionierte Diplomaten, wohlhabende Geschäftsleute und Freiberufler, denn in der Stadt gibt es alles in Spitzenqualität, was das arbeitsfreie Leben angenehm macht: Kultur, Natur, Restauration, Luxuswohnungen, medizinische Versorgung. Berlin begrüßt die Einkommenssatten und Lebenslustigen, doch es braucht auch die Lebenshungrigen. Diejenigen, die nach oben wollen. Die morgens Zeitungen austragen, mittags kellnern, abends in der Volkshochschule Deutsch lernen und anschließend im Kasino Glücksspielern die verhärteten Rückenmuskeln lockern. Job-Hopper im Mehrschichtrhythmus gibt es nicht zu knapp unter den jüngeren Zuzüglern.

Sie schuften, denn sie wissen, dass alles besser ist für den Aufstieg als die perfekt verwaltete Inaktivität mit Hartz-IV-Garantie. Noch leben sie von der Hand in den Mund, aber das ginge vorüber, wenn die Stadt und die Wirtschaftskammern etwa das Gründen weiter erleichterten. Für den Aufstieg der Stadt aber reicht das noch nicht. Berlin steht abgeschlagen auf Platz 47 von 50 im Wirtschaftsranking 2012 der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ – trotz der Neuen. Ohne Zuzug, so die ausdrückliche Bestätigung, sähe es noch düsterer aus. Und gäbe es nicht die bekannten Bremsklötze für die Wirtschaftsentwicklung (zum Beispiel die muffelige und teure Verwaltung in Sachen Wirtschaftsberatung) dann wäre Berlin nicht nur Spitze beim Bevölkerungswachstum. Fazit: Wer kommt, rackert, wer schon lange am Hebel sitzt, schiebt die ruhige Kugel. Missklang statt Großstadtsymphonie.

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