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Blütenmeer: Die Marzahner Gärten der Welt.
© Kitty Kleist-Heinrich

Stadtentwicklung: Die IGA soll nicht nur in Marzahn aufblühen

Die Planungen für die Internationale Gartenausstellung 2017 in Berlin werden immer konkreter. Das neue Konzept sieht auch Schaustellen an anderen Orten vor – von Schöneberg bis Biesdorf. Aber nicht auf dem Tempelhofer Feld.

Die Vorbereitungen für die neu ausgerichtete Internationale Gartenschau (IGA) laufen auf Hochtouren. Nach dem Aus für das Projekt auf dem Tempelhofer Feld will der Senat noch im August über eine Vorlage der zuständigen Stadtentwicklungsverwaltung zu den veränderten Plänen am neuen Standort in Marzahn entscheiden. Dabei dürften die neue Ausstellungsflächen am Rande der „Gärten der Welt“ zwar den größten Teil der Schau aufnehmen. Die Stimmen mehren sich aber, dass die IGA auf weitere Flächen ausgeweitet wird – um die Schau auch ins Zentrum der Stadt hineinzuziehen.

Im Gespräch sind zum Beispiel das Schöneberger „Südgelände“ und der Park am Gleisdreieck. Diese könnten nach dem Willen von IGA-Geschäftsführer Christoph Schmidt „IGA-Referenzprojekte“ werden, weil sie auf einer „außergewöhnlichen innerstädtischen Grünachse“ liegen. Aber auch das Schloss Biesdorf könnte eine Rolle als „dezentraler Standort“ spielen. Entsprechende Überlegungen bestätigte IGA-Chefin Katharina Langsch. Priorität habe zurzeit allerdings die Untersuchung der „verkehrlichen Anbindung“ des neuen Standortes in Marzahn. Außerdem müssten die Experten prüfen, ob die zu erwartenden Besucherströme im Norden Berlins zu bewältigen sind. Denn die „Gärten der Welt“ sind schon heute mit täglich bis zu 20 000 Besuchern gut ausgelastet – durch die IGA kommen nach Schätzungen doppelt so viele Neugierige hinzu.

In der aktuellen Planung der IGA-Verantwortlichen spielt das frühere Flugfeld Tempelhof und das still gelegte Airport-Gebäude vorerst keine Rolle mehr. Wie berichtet, war die Verlagerung der IGA nach Marzahn auch wegen Auseinandersetzungen über die Nutzung des Areals mit dem Veranstalter der Mode-Messe „Bread & Butter“ erfolgt. Zwar war bis vor wenigen Wochen noch die Rede davon, dass zumindest eine kleinere Ausstellungsfläche neben einem Café auf dem Dach des Baudenkmals entstehen solle. Doch davon ist man dem Vernehmen nach nun ebenfalls wieder abgerückt. Auch der Vorschlag des SPD-Politikers Raed Saleh, mit Hilfe der IGA den Tierpark Friedrichsfelde aufzuhübschen, ist bei den IGA-Verantwortlichen bisher kein Thema.

Dass sich die Schau aber nicht nur auf die Gärten der Welt, den Kienberg und das Wuhletal beschränken wird, dafür spricht sich auch IGA-Chefin Langsch aus: Dem internationalen Publikum sollten mehrere „spannende Orte vorgestellt werden“ – dies zähle zu den Aufgaben einer Internationalen Gartenausstellung. Das „Brennglas“ werde zwar auf Marzahn gerichtet. Von dort solle die IGA aber in die Stadt ausstrahlen. Dabei soll die IGA an das U-Bahn-Netz über die Linie 5 angebunden werden: vom Bahnhof Neue Grottkauer Straße werden es durch eine neue Brücke nur wenige hundert Meter sein.

In der CDU wird der voraussichtliche neue Standort der IGA in Marzahn hingenommen. Allerdings fordert der Stadtentwicklungspolitische Sprecher Stefan Evers, dass neben der zentralen Ausstellungsfläche im Norden Berlins weitere „Außenstandorte“ in anderen Bezirken entstehen. „Eine dezentrale IGA wäre auch ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Images als Tulpenschau“, sagte er auf Anfrage. Damit nicht das Budget gesprengt wird, schlägt er eine Finanzierung von weiteren Standorten im Rahmen der „Strategie Stadtlandschaft“ vor. Dabei handelt es sich um ein Programm, das der Senat auf Empfehlung der Stadtentwicklungsverwaltung vor einem Jahr beschlossen hatte. Schon damals war angekündigt worden, dass „erste Referenzprojekte“ zur IGA starten sollen. Der Senat will über das Programm gezielt auf Bundes- und EU-Fördermittel zugreifen, so dass die Belastung für den Landeshaushalt überschaubar bliebe. Auch über die Auswahl der innerstädtischen IGA-Standorte hat sich Evers Gedanken gemacht: Die Bürger sollen entscheiden – oder zumindest bei der Entscheidung mitreden. So würde die CDU ein Wahlversprechen einlösen, indem sie den Bürgern mehr „Partizipation“ bei Entscheidungen zur Gestaltung der Stadt einräumt. Auch erhofft man sich so mehr Engagement.

Für die Linksfraktion zeigt die Debatte über die Gartenschau, „dass über Sinn und Zweck der IGA nie richtig nachgedacht wurde“, sagt Uwe Doering. Der Senat suche „krampfhaft“ nach einem neuen Standort für die IGA.

Dagegen sieht der Marzahn-Hellersdorfer Bezirksstadtrat für Wirtschaft Christian Gräff (CDU) „mit dem abgespeckten Konzept und den ohnehin im Bezirk vorhandenen Flächen“ große Chancen für die IGA. Die vielen Besucher machten das Projekt auch „volkswirtschaftlich sinnvoll“ für Berlin. Ralf Schönball

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