Was macht die Familie?: Die Fantasie spielen lassen
In der heutigen Familien-Kolumne schreibt Tanja Buntrock über die Fantasie-Rollenspiele ihrer vierjährigen Tochter und warum deren Lieblingsbuch-Figur viele Eltern manchmal nervt.
Seit einiger Zeit bin ich mit meiner vierjährigen Tochter nicht mehr allein. Der Familienzuwachs kam plötzlich. Sie hat jetzt einen Bruder. Sein Name: Evelyn. Dazu gibt es zwei Schwestern, Lotta & Lotta heißen sie. Ich stehe also als berufstätige Matriarchin einer transgenialen Großfamilie vor. Herrlich!
Die Phantasierollenspiele meiner Tochter kennen auch sonst kaum Grenzen. Wenn ich mit ihr frühmorgens zur Kita strample, muss ich entweder das Pferd Celina, Ariana, Arabella, Franzi, Sissi, Dolores oder Emily sein. „Schneller, mein Araberpferd, schneller, Galopp, Galopp“, tönt es unnachgiebig vom hinteren Sitz. Oder ich bin die Reiterin (Lulu, Dorette) und darf nervige Pferdegeräusche – Schnauben, Wiehern, Hufklackern – von mir geben. Irritierte Passantenblicke inklusive.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis meine Tochter Folgendes kundtat: „Mama, ich möchte Reiterin werden. Wann kaufst du mir auch mal ein Pferd?“ Kurz darauf wurden die Wünsche noch erweitert: „Wenn ich groß bin und in die Schule komme, dann möchte ich in eine Reit-, Ballett-, Ski- und Lese- und Schreibschule mit Rechnen gehen“, eröffnete sie mir.
Das Ganze habe ich „Conni“ zu verdanken, der Hauptfigur aus der bekannten Kinderbuchreihe „Meine Freundin Conni“. Es gibt kein Entkommen. Im Kindergartenalter machen die Conni-Geschichten unter Mädchen die Runde. Conni geht in den Kindergarten, Conni bekommt eine Katze, Conni und das tanzende Pony, Conni in der Ballettschule, Conni backt Pizza ... Kurz bevor der Wecker gegen 6 Uhr klingelt, schrecke ich meist schon hoch. Im Kinderzimmer schallt die nervende Melodie „Conni, Conni, meine Freundin Conni mit der roten Schleife im Haar... ist einfach wun-der-bar...“. Lautstark werden die Conni-Abenteuer auch auf der CD verfolgt. Ohrwurm inklusive.
Wir Kitakinder-Eltern sind nicht alle so begeistert von dem blonden Mädchen mit der Schleife im Haar. Ein bisschen zu brav, ein bisschen zu angepasst, ein bisschen viel Rollenklischees, die sich teilweise sehr subtil in den Geschichten wiederfinden. Sind wir Eltern unter uns, machen wir uns manchmal den Spaß und erfinden eigene Conni-Titel: Conni hat Durchfall, Conni bekommt Pickel... Wie wär's mal mit Connis Coming-out?
Conni-Bücher, Hefte und CDs gibt es im Buchhandel. „Conni – das Musical“ soll am 12. Oktober 2014 an der Universität der Künste aufgeführt werden.